Bilderkeller
Die erhaltenen Wandmalereien der Meisterschüler 1957/58 im Kohlenkeller der Akademie der Künste am Pariser Platz stellen einzigartige Zeugnisse der jungen Opposition in der Ost-Berliner Malerei dar.

Mitten in der politischen „Tauwetter-Periode“ feiern die Meisterschüler der Deutschen Akademie der Künste 1957 und 1958 Fasching im Kohlenkeller. Die Wandmalereien von Manfred Böttcher, Harald Metzkes, Ernst Schroeder und Horst Zickelbein sind heute als einzigartiges Dokument inoffizieller Kunst in der DDR und Teil der wechselvollen Geschichte von Institution und Gebäude zu besichtigen. Die Malereien sind, neben den Ausstellungssälen, der einzige originale Rest des historischen Akademie-Gebäudes am Pariser Platz.
Unbefangene Szenerien als Ausdruck künstlerischer Freiheit
In der kulturpolitisch brisanten Zeit der 1950er- und 1960er-Jahre kam es zu erbitterten Debatten um die Meisterschülergeneration, zu der Manfred Böttcher, Wieland Förster, Dieter Goltzsche, Harald Metzkes, Ernst Schroeder, Werner Stötzer und Horst Zickelbein gehörten. Es war ein Stellvertreterkrieg gegen die Akademie-Mitglieder.

Gerade die Generation der in den 1930er-Jahren Geborenen hatte wesentlichen Anteil an der Ausbildung der so genannten Berliner Schule. Ihnen ging es um einen anderen als den staatlich geforderten Realismus. Termini wie das „Abseitige“, „Unzeitgemäße“ ihrer „Konservenkunst“ sind exemplarisch für die Pressekampagne, mit der sie sich konfrontiert sahen.
Der von außen empfundene Druck und die innere Verarbeitung der Nachkriegszeit ließ die Künstler zusammenrücken und in ihren „schwarzen“ Bildern aufeinander reagieren. Hier entlud sich die Experimentierlust, auch gespeist von einem großen Topf schwarzer Farbe. Unbefangene Szenerien bevölkern die Wände des Kellers – hier tobte sich aus, was in Ausstellungen so nicht hätte gezeigt werden können.
In den Kellerräumen werden Interviewfilme u. a. mit Jürgen Böttcher, Dieter Goltzsche, Harald Metzkes und Werner Stötzer gezeigt sowie Einblicke in die Arbeit der Restauratoren gegeben. Die Medienstation bringt Interviews mit Zeitzeugen, u. a. mit Fritz Cremer, Paul Dessau, Helene Weigel und Arnold Zweig als Tondokumente der damaligen Auseinandersetzungen zu Gehör.
Der Bilderkeller kann immer Mittwochs nach vorheriger Anmeldung im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Akademie der Künste, Bilderkeller© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Andreas [FranzXaver] Süß
Akademie der Künste, Bilderkeller, Wandbild von Manfred Böttcher© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Andreas [FranzXaver] Süß
Akademie der Künste, Bilderkeller, Wandbild von Manfred Böttcher© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Andreas [FranzXaver] Süß
Akademie der Künste, Bilderkeller© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Andreas [FranzXaver] Süß