SINN UND FORM

SINN UND FORM, 1949 gegründet, seit 1950 von der Akademie der Künste herausgegeben, zählt zu den international renommiertesten literarischen Zeitschriften. Die sorgfältig komponierten Hefte zeichnen sich durch eine breite Vielfalt an Themen und Gattungen aus.

Mehrere aufgefächerte Hefte eines Journals
Hefte von SINN UND FORM
© Gernot Krämer

Schon unter ihrem ersten Chefredakteur Peter Huchel erlangten die von Johannes R. Becher und Paul Wiegler in Ost-Berlin begründeten „Beiträge zur Literatur“ einen exzellenten Ruf. Als Leuchtturm der sozialistischen Kultur konzipiert, bewahrte sich die Zeitschrift eine starke redaktionelle Unabhängigkeit, auch in der Auswahl der Autor*innen. Thomas Mann sagte nach der Eröffnungsnummer voraus, SINN UND FORM werde „rasch den ersten Platz unter den deutschen literarischen Revuen einnehmen“.

Eine Frau und zwei Männer stehen in einem Gebäudegang vor einem Glasfenster
Redaktion von SINN UND FORM: Matthias Weichelt, Chefredakteur, Gernot Krämer, Redakteur, Elisa Primavera-Lévy, Redakteurin (v.l.n.r.)
© Miriam Papastefanou

Da die Zeitschrift keiner Vorzensur unterlag, konnten hier literarische Texte und Bühnenstücke erscheinen, die in der DDR sonst nicht gedruckt oder aufgeführt werden durften, etwa der damaligen oder späteren Akademie-Mitglieder Christa Wolf, Volker Braun, Ulrich Plenzdorf, Peter Hacks und Christoph Hein. Die immer wieder als liberal und widerständig empfundene Haltung hatte 1962 zur Entlassung von Huchel geführt. Aber auch seine Nachfolger hielten an der Konzeption der Zeitschrift fest, der spätere Akademie-Präsident Walter Jens bezeichnete SINN UND FORM als „geheimes Journal der Nation“.

Bei der Vereinigung der Akademien von Ost und West wurde 1993 die nun gesamtdeutsche Akademie der Künste Herausgeberin der Zeitschrift, ein entsprechender Passus wurde in die Satzung aufgenommen. Damit gehört SINN UND FORM zu den ganz wenigen publizistischen Formaten der DDR, die heute noch existieren. Die nicht auf Markterfolg und Gewinnerzielung beruhende Trägerschaft entspricht der Kernaufgabe der Akademie, Kunst und Kultur in Deutschland zu fördern.

Die anhaltende Attraktivität der Zeitschrift beruht auf der speziellen Komposition der einzelnen Ausgaben, dem Verzicht auf Themenhefte, dem Nebeneinander von Lyrik und Prosa, von Essays, Gesprächen und Archivveröffentlichungen (u. a. aus dem Archiv der Akademie der Künste), von Beiträgen bereits anerkannter und noch zu entdeckender Autor*innen, der gewissenhaften redaktionellen Bearbeitung der Texte. Die sowohl gegenwartsbezogene als auch historische Ausrichtung ist für SINN UND FORM ebenso charakteristisch wie die mit ihrer Geschichte verbundene Perspektive auf Ost- und Mitteleuropa.

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