Die in Königsberg geborene Käthe Kollwitz (1867–1945) erzielte bereits 1898 auf der Großen Berliner Kunstausstellung mit dem druckgrafischen Zyklus Ein Weberaufstand (1893–1897) ihren ersten großen Erfolg als Künstlerin. Mit diesem Werkkomplex reagierte sie auf die Aufführung des Dramas Die Weber von Gerhard Hauptmann 1893/94, das die Lebensumstände der verelenden Weber naturalistisch vorführte und Kollwitz nachhaltig beeindruckte.

Eine Frau arbeitet an einer Skulptur
Käthe Kollwitz bei der Arbeit an Mutter mit zwei Kindern, Berlin 1935/1936
© Erbengemeinschaft Kollwitz / Foto: Unbekannt

Es folgten weitere Ausstellungsbeteiligungen und die Mitgliedschaft in der „Berliner Secession“. Bis 1919 konzentrierte sich Kollwitz vornehmlich auf die Bereiche Zeichnung und Druckgrafik (u. a. Bauernkrieg, 1902–1908), später folgten Skulpturen. Ihre schonungslos kritischen und zugleich emotional berührenden Darstellungen der Lebensumstände der Armen, die auf persönlichen Erfahrungen basierten, sind zwischen Expressionismus und Realismus einzuordnen und von internationaler Bedeutung.

Ich bin einverstanden damit, dass meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.

Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, November 1922

Dass Käthe Kollwitz am 24. Januar 1919 zum ordentlichen Mitglied in die Preußische Akademie der Künste gewählt wurde – und zwar als erste Frau seit 1833 –, läutete eine neue Phase in der Geschichte der damals 200 Jahre alten Institution ein. Neben Kollwitz wurden 1919 auch Ernst Barlach, Lovis Corinth, Georg Kolbe und Wilhelm Lehmbruck als Mitglieder in die Akademie gewählt.

1933 zwangen die Nationalsozialisten neben Heinrich Mann auch Käthe Kollwitz zum Austritt aus der Akademie, womit sie gleichzeitig ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben wurde: Sie hatte den Dringenden Appell zum Aufbau einer Einheitsfront gegen den Nationalsozialismus mitunterzeichnet. Die Entfernung ihrer Exponate aus der Berliner Kunstausstellung im Jahr 1936 kam einem Ausstellungsverbot gleich.

Bis heute ist das Werk von Käthe Kollwitz impulsgebend für viele nationale und internationale Künstler*innen, die Persönlichkeit Kollwitz lebt in zahlreichen Städten als Namensgeberin für Plätze, Straßen und Schulen weiter. Ihre Zeichnungen, Grafikzyklen und -blätter sowie ihre Skulpturen sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten.

Das Käthe-Kollwitz-Archiv im Archiv der Akademie der Künste

Im Zentrum des Käthe-Kollwitz-Archivs stehen die zehn Tagebücher der Künstlerin aus den Jahren 1908 bis 1943. Vermutlich hat Käthe Kollwitz sie bei ihrer Flucht aus Berlin im August 1943 mitgenommen. Sie waren prall gefüllt mit wichtigen Briefen, Zeitungsausschnitten, Programmzetteln, Gedichten, Geburts- und Todesanzeigen. Hervorzuheben sind drei Arbeitskurven, in denen Käthe Kollwitz von 1929 bis 1934 den Entwicklungsstand ihrer Werke, aber auch Reisen und schöpferische Höhepunkte vermerkte. Außerdem haben sich zwei Terminkalender aus den Jahren 1943 bis 1945 sowie eine umfangreiche Familienkorrespondenz erhalten. Darunter befinden sich zahlreiche Briefe von Käthe Kollwitz und ihrem Mann Karl an die Söhne Peter und Hans Kollwitz. Große Teile der Korrespondenz an Käthe Kollwitz sind im November 1943 jedoch in Berlin zerstört worden. Hans Kollwitz übergab den Nachlass 1967 der Akademie der Künste (West) als Dauerleihgabe.

Wie der Archivvertrag deutlich macht, bestand das Ziel darin, „den Substanzverlust an künstlerischen Dokumenten, wie er durch die Jahre 1933 bis 1945 insbesondere in Berlin eingetreten ist, zu mildern und deshalb im Archiv der Akademie der Künste eine Stätte der Forschung für das Werk von Käthe Kollwitz zu errichten“. Seitdem wurde der Bestand sowohl von den Erben als auch vom Akademie-Archiv kontinuierlich erweitert. Im Archiv befinden sich inzwischen viele weitere Briefkonvolute von Käthe Kollwitz, so an die Freundinnen Anna Karbe und Mathilde Rüstow, sowie Fotografien und Dokumentationsmaterial. Ebenso gelang die Übernahme des auf Kollwitz bezogenen Nachlasses von Beate Bonus-Jeep, ihrer frühesten und langjährigen Freundin.

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