Geschichte der Akademie der Künste

Die Akademie der Künste gehört zu den ältesten Kulturinstituten in Europa. Gegründet 1696, blickt sie auf über 300 Jahre spannungsreicher und wechselvoller Geschichte zurück.

Schwarz-weiß-Fotografie eines mehrstöckigen Gebäudes mit dem Schriftzug „Koenigliche Akademie der Kuenste“
Königliche Akademie der Künste am Pariser Platz, Fotografie von 1908
© Landesbildstelle beim Landesarchiv Berlin

„Die Geschichte jeder Akademie ist ein Lehrstück der Freiheit. Auch die unsere. Die Akademie in Berlin war eine Gründung des Absolutismus – sie gehörte gewissermaßen zu den Juwelen, mit denen sich Kurfürst Friedrich III. zum preußischen König Friedrich I. krönte. Er verfolgte damit den praktischen Zweck, über eine eigene Schule für das benötigte Kunsthandwerk zu verfügen. Aber schon das Wort ,Akademieʻ führt aus seinem antiken Ursprung – dem Philosophengespräch im Hain des Akademos vor den Toren Athens – zugleich einen ganz anderen Anspruch mit. Die Akademie erzog zum freien Gespräch; ihr Ziel war eine vorbildliche Kunst des Denkens und des Lebens.“

Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste 2003–2006, Vorwort zu Die Akademie der Künste in Berlin. Facetten einer 300jährigen Geschichte, Berlin, 2005

Gründung und Wandel

Höfische Repräsentation

Als die Academie der Mahl-, Bild- und Baukunst 1696 von Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I. in Preußen, gegründet wurde, geschah dies auch in der Absicht, die arme und rückständige Provinz Brandenburg auf kulturellem Gebiet gleichberechtigt neben anderen deutschen Ländern zu behaupten. Die Kunst diente der höfischen Repräsentation. 1701 wurde Friedrich in Königsberg zum ersten König in Preußen gekrönt.

Die neue Institution hatte überwiegend praktische Aufgaben zu erfüllen – kunstpädagogische ebenso wie wirtschaftsfördernde –, um das Niveau des künstlerischen Schaffens den Idealen der Zeit entsprechend zu verbessern. Sie war höhere Lehranstalt und Kunstuniversität, akademische Mitgliedergesellschaft und Sachverständigenkommission zur Beratung des Hofes in Fragen der Kunst. Ihr Sitz war, seit 1701 mit der in diesem Jahr gegründeten Akademie der Wissenschaften, der ehemalige Marstall Unter den Linden.

Weiße Büste eines Mannes mit kurzen lockigen Haaren
Johann Gottfried Schadow, Friedrich Gilly, 1801
© Roman März

Reorganisation und Demokratisierung

Nach einer glanzvollen Periode während der Regierungszeit ihres Gründers, der sie mit einem großzügigen Etat und zahlreichen Aufträgen des Hofes ausstattete, verfiel sie unter seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. zu einer unbedeutenden Zeichenschule. Erst unter Friedrich Wilhelm II. wurde ihr Arbeits- und Geltungsbereich wieder erweitert. Von 1786 bis 1790 erfuhr die Akademie der Künste eine grundlegende Reorganisation und Demokratisierung, die im Wesentlichen ihrem Mitglied und späteren Direktor Daniel Chodowiecki zu verdanken war.

Eine herausragende Rolle spielte in der folgenden Zeit der Bildhauer Johann Gottfried Schadow, der 36 Jahre lang Direktor der Akademie war. 1784 erhielt die Pastellmalerin Jeanette Nohren die Ehrenmitgliedschaft und war damit die erste Frau in der Akademie der Künste. 1833 wurde auf Initiative von Carl Friedrich Zelter die Sektion für Musik gegründet, zu deren ersten Mitgliedern Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo Meyerbeer und Gaspare Spontini gehörten.

Sitz am Pariser Platz

Zur Intensivierung der Lehrtätigkeit bildeten sich allmählich Kunsthochschulen heraus, ab 1799 die Bauakademie, eine der beiden Vorläufer der heutigen Technischen Universität, und ab 1875 die Akademischen Hochschulen für Musik und für Bildende Kunst, die die Grundlage der heutigen Universität der Künste bilden. Während für die Akademischen Hochschulen Neubauten in Charlottenburg errichtet wurden, erhielt die Akademie das ehemalige Palais Arnim am Pariser Platz als neuen Sitz, der nach einem Um- und Erweiterungsbau 1907 feierlich eröffnet wurde.

Zwischen Republik und Krieg

Gezeichnetes Portrait eines Mannes mit Hut und Schnurrbart
Max Liebermann, Selbstbildnis mit Panamahut, 1911
© Roman März

Auseinandersetzung um die Moderne

Am Ende der Wilhelminischen Ära verstand sich die Akademie der Künste immer mehr als „Regulator am Kunstleben“ – so jedenfalls bezeichnete ihr späterer Präsident Max Liebermann ihre Funktion. Ihm gelang es in seiner Amtszeit von 1920 bis 1932, die Akademie zu einem Ort der Auseinandersetzung um die Moderne zu machen.

Während der Weimarer Republik blieb sie von den enormen politischen und gesellschaftlichen Spannungen jener Jahre nicht verschont. Die 1926 gegründete Sektion für Dichtkunst, der unter anderem Heinrich und Thomas Mann, Alfred Döblin, Ricarda Huch und Jakob Wassermann angehörten, wurde bald ein Forum vehement ausgetragener künstlerischer und ideologischer Auseinandersetzungen.

Ausschluss und Emigration

Dieser Entwicklung wurde durch die Kulturpolitik des nationalsozialistischen Regimes ein drastisches Ende gesetzt. Bereits am 15. Februar 1933 wurden Käthe Kollwitz und Heinrich Mann auf Druck von Reichskommissar Rust zum Austritt aus der Akademie genötigt, weil sie einen Appell zur Bildung einer Einheitsfront von SPD und KPD bei den bevorstehenden Wahlen unterzeichnet hatten. 41 Mitglieder wurden bis 1938 ausgeschlossen, verließen die Akademie, gingen in die Emigration.

1937 musste die Akademie ihr Haus am Pariser Platz für den Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Albert Speer räumen und zog in das Kronprinzenpalais Unter den Linden. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurde das Akademie-Gebäude am Pariser Platz zerstört.

Zwei Akademien in Ost und West

Geteiltes Berlin

Mit der Auflösung Preußens durch das Alliierte Kontrollratsgesetz vom Februar 1947 war die Existenz der Akademie gefährdet. 1950 wurde im Osten Berlins mit der Gründung der Deutschen Akademie der Künste „die Arbeit der 1696 gestifteten Preußischen Akademie der Künste in erneuerter und erweiterter Form“ (Statut von 1955) wieder aufgenommen. Zum Gründungspräsidenten wurde Heinrich Mann auserwählt, der vor Amtsantritt verstarb. Arnold Zweig wurde erster Präsident.

Doch der Kalte Krieg, die ideologische Vereinnahmung der Künste und die rigorose Teilung Berlins erlaubten es nicht, für Ost und West eine gemeinsame Akademie zu schaffen. Deshalb wurde im Westteil Berlins ebenfalls über die Neukonstitution einer Akademie der Künste beraten, auch diese in der Tradition der Preußischen Akademie der Künste.

Graues kastenförmiges Gebäude mit Schriftzug „Akademie der Künste“
Akademie der Künste am Hanseatenweg
© Erik-Jan Ouwerkerk

Haus am Hanseatenweg

Auf der konstituierenden Versammlung 1956 wurde Hans Scharoun zum Präsidenten gewählt. Zu den Sektionen Bildende Kunst, Musik und Literatur kamen die Sektionen Baukunst und Darstellende Kunst sowie 1984 die Sektion Film- und Medienkunst hinzu. Wenige Jahre nach ihrer Neugründung erhielt die Institution auch wieder ein eigenes Domizil: das von dem Deutsch-Amerikaner Henry H. Reichhold gestiftete und nach einem Entwurf von Werner Düttmann errichtete Haus am Hanseatenweg am Rande des Berliner Tiergartens.

Vereinigung und neue Ära

Schwieriger Prozess

Mit dem Ende der DDR war die Rechtsgrundlage der Akademie der Künste im Osten Berlins infrage gestellt. Zwar wählten ihre Mitglieder 1990 mit Heiner Müller noch einmal einen Präsidenten, doch das Berliner Abgeordnetenhaus traf im Januar 1991 die politische Entscheidung, dass in Berlin in Zukunft nur eine Akademie der Künste mit zusammengeführten Archiven bestehen solle. Die Akademie in West-Berlin mit ihrem Präsidenten Walter Jens votierte im Februar 1992 trotz deutlicher Gegenpositionen – es gab den Vorwurf der Systemnähe von Mitgliedern der Ost-Akademie – mehrheitlich für ein Zusammengehen beider Einrichtungen.

Nach einer längeren, auch öffentlich geführten Diskussion wurde das Gesetz zum Staatsvertrag über eine von den Ländern Berlin und Brandenburg getragene Institution zum 1. Oktober 1993 gültig. Die Wahl von Walter Jens zum ersten Präsidenten der neu konstituierten Akademie der Künste im Juni 1994 bildete den Abschluss eines schwierigen Vereinigungsprozesses. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt ernannten die Mitglieder Walter Jens zum Ehrenpräsidenten.

Mehrere Menschen laufen auf Treppen und Übergängen, die schräg zueinander verlaufen und mehrere Etagen und Ebenen verbinden
Treppenhaus am Pariser Platz
© Erik-Jan Ouwerkerk

Trägerschaft des Bundes

1997 und erneut 2000 wurde der ungarische Schriftsteller György Konrád zum Präsidenten gewählt, der die Akademie zu einem Ort der Begegnung von Kunstschaffenden und Intellektuellen aus dem Osten und Westen Europas machte. In seine Amtszeit fallen – in historischer Anlehnung an die Gründung eines Freundeskreises unter dem Präsidenten Max Liebermann – die Gründung der Gesellschaft der Freunde der Akademie der Künste und die politische Weichenstellung für die Überführung der Akademie in die Trägerschaft des Bundes.

2003 wurde der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg Präsident der Akademie der Künste. Seine Amtszeit war geprägt von der Übernahme der Akademie in die Trägerschaft des Bundes und im Jahr 2005 von der Eröffnung des am historischen Standort nach einem Entwurf von Günter Behnisch unter Mitwirkung von Werner Durth entworfenen Neubaus am Pariser Platz.

Neuer Ort der Begegnung

2006 wurde der Grafiker Klaus Staeck zum Präsidenten gewählt. In den folgenden Jahren etablierte sich der Neubau als Ort öffentlicher Debatten über kulturelle und gesellschaftliche Fragen. 2009 wurde Klaus Staeck für eine zweite, 2012 für eine dritte Amtszeit bestätigt. 2015, nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, wurde er vom Senat der Akademie zum Ehrenpräsidenten gewählt.

Im Mai 2015 wurde die Filmemacherin Jeanine Meerapfel zur Präsidentin gewählt, damit bekleidete erstmals eine Frau das Amt. Mit der Gründung der Europäischen Allianz der Akademien legte sie über drei Amtsperioden hinweg einen Schwerpunkt auf die Verteidigung der Kunstfreiheit in Europa. Seit 2024 ist der Musiker, Trommler und Installationskünstler Manos Tsangaris Präsident der Akademie der Künste.

Alle Präsident*innen seit 1918

Akademie der Künste
  • Manos Tsangaris seit 2024
  • Jeanine Meerapfel 2015–2024
  • Klaus Staeck 2006–2015
  • Adolf Muschg 2003–2005
  • György Konrád 1997–2003
  • Walter Jens 1993–1997
Akademie der Künste (West)
  • Walter Jens 1989–1993
  • Giselher Klebe 1986–1989
  • Günter Grass 1983–1986
  • Werner Düttmann 1971–1983
  • Boris Blacher 1968–1971
  • Hans Scharoun 1956–1968
Akademie der Künste (Ost)
  • Heiner Müller 1990–1993
  • Manfred Wekwerth 1982–1990
  • Konrad Wolf 1965–1982
  • Willi Bredel 1962–1964
  • Otto Nagel 1956–1962
  • Johannes R. Becher 1953–1956
  • Arnold Zweig 1950–1952
  • Heinrich Mann 1950, designiert; 1950 gestorben
Preußische Akademie der Künste zu Berlin
  • Max von Schillings 1932–1933
  • Max Liebermann 1920–1932
  • Ludwig Manzel 1918–1920

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