Preview: Zwei Staatsanwälte
1.2.2026, 19 Uhr

FilmGespräch

Lesung aus Georgi Demidows Roman Zwei Staatsanwälte von Hanns Zischler

Gespräch mit Sergei Loznitsa, den Übersetzern und Herausgebern des Romans Irina Rastorgueva und Thomas Martin, Verlag Galiani, Moderation: Natascha Freundel

  • Standort:Pariser Platz
  • AufzugBedingt rollstuhlgerecht
  • Datum:1.2.2026
  • Uhrzeit:19 Uhr
  • Preis:7,50 EUR (Ermäßigt: 5 EUR)
  • Sprachen: Deutsch, Originalversion mit deutschen Untertiteln
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  • Zwei Staatsanwälte, Spielfilm, Regie: Sergei Loznitsa, F/D/NL/LV/RO/LT 2025, 118 Min., Original russisch mit dt. UT
    mit Sergei Loznitsa, Thomas Martin, Irina Rastorgueva u. a. 
    Regie/Buch: Sergei Loznitsa 
    DoP: Oleg Mutu
    Darsteller: Aleksandr Kuznetsov, Alexander Filippenko, Anatoli Beliy

    Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Georgi Demidow

<em>Zwei Staatsanwälte</em>, Filmstill
Zwei Staatsanwälte, Filmstill
© SBS Productions

Der international vielfach prämierte Regisseur Sergei Loznitsa beschäftigt sich in seinen Dokumentar- und Spielfilmen intensiv mit zum Teil beklemmenden Erzählungen über die Historie der Sowjetunion. Der Spielfilm Zwei Staatsanwälte basiert auf einem Roman des in Charkiw aufgewachsenen Georgi Demidow, der 1938 verhaftet wurde und 14 Jahre im Gulag verbrachte. Den Roman schrieb er 1969. Eine Veröffentlichung war undenkbar. Sein Werk wurde erst im Zuge der Perestroika entdeckt. 

Zum Film: Es ist das Jahr 1937, der Höhepunkt des Stalinistischen Terrors, als dem örtlichen Staatsanwalt Kornew, ein engagierter junger Kommunist, der noch in den Kategorien von Recht und Gerechtigkeit denkt, ein Kassiber zugespielt wird, mit der Bitte, sich des Falles eines Gefangenen anzunehmen. Was er dann erfährt, hält er für eine Verschwörung auf höchster Ebene, die er in Moskau anzeigt.

Der Regisseur Loznitsa entwickelt daraus ein hochkonzentriertes Kammerspiel mit überragenden Schauspielern, die die verschiedenen Strategien der Machtausübung, des Zynismus und der Unterwürfigkeit in feinen Nuancen ausloten. 

Sergei Loznitsa über die Adaption des Romans für den Film:
„Obwohl ich versucht habe, Demidows Text beim Schreiben des Drehbuchs so genau wie möglich zu folgen, war es mir auch wichtig, die Erzählung in einen breiteren philosophischen und kulturellen Kontext zu stellen. Die Schatten von Gogol und Kafka schwebten mir während meiner Arbeit am Drehbuch ständig vor Augen (..). Gogol habe ich bewusst mit Kapitän Kopejkin (aus Die toten Seelen) in den Film „eingeladen“, dann tauchte Kafka auf und schlich sich von selbst herein – ohne besondere Einladung! Zwei Staatsanwälte ist eine Tragödie. Aber wie in jeder wahren Tragödie gibt es immer auch einen Platz für das Groteske und für die Farce.

Und auf die Frage nach der Relevanz für heute:
„Zwei Staatsanwälte spielt während Stalins Säuberungen, als das ganze Land von Angst erfasst ist. Mich fasziniert dieser psychologische Mechanismus – sowohl in der individuellen als auch in der kollektiven Psyche –, der die Existenz einer totalitären Gesellschaft ermöglicht und aufrechterhält, die vollständig auf Terror basiert. Solche psychologischen Muster wiederholen sich Jahrhundert für Jahrhundert, Generation für Generation, und letztendlich sind alle totalitären Regime in vielerlei Hinsicht gleich.

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