But Elsewhere Is Always Better – Werkschau Vivian Ostrovsky
30.11.2025, 18 Uhr

Film

Experimentelle Kurzfilme

Mit Vivian Ostrovsky, Ulrike Ottinger, Elena Baumeister, Madeleine Bernstorff, Esther Buss, Heinz Emigholz und Birgit Kohler
Kuratiert von Stephan Ahrens, Petra Palmer und Sissi Tax

  • Standort:Hanseatenweg, Studio
  • Datum:30.11.2025
  • Uhrzeit:18 Uhr
  • Preis:7,50 EUR (Ermäßigt: 5 EUR)
  • Sprachen: Englisch
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  • 29.11., 17 und 20 Uhr
    Tagesticket € 7,50/5

    30.11., 16, 18 und 20 Uhr
    Tagesticket € 7,50/5

Seit über vier Jahrzehnten sind die außergewöhnlichen, so hintergründigen wie witzigen Filme von Vivian Ostrovsky auf internationalen Festivals präsent. Erstmals wird ihr Werk ausführlich in Deutschland gewürdigt.

Vivian Ostrovsky, am 17. November 1945 in New York geboren, wächst als Kind des jüdischen Ehepaares George und Anya Ostrovsky, die vor der nationalsozialistischen Bedrohung von Prag nach Brasilien geflohen waren, in Rio de Janeiro auf. Nach dem Militärputsch im März 1964 verlässt sie Brasilien und lebt fortan in Paris, wo sie Psychologie und Film studiert. Kino zu machen beginnt Vivian Ostrovsky als Feministin. Seit Mitte der 1970er-Jahre zeigt sie nicht nur Filme von Frauen, sondern kämpft auch gegen die Hindernisse, die sich Filmemacherinnen bei der Produktion und Distribution ihrer Werke in den Weg stellen. Zusammen mit Esta Marshall organisiert Ostrovsky das Festival Women by Women, auf dem unter anderem Arbeiten unbekannter US-amerikanischer Regisseurinnen gezeigt werden. 1975 folgt das Festival Femmes/Films, unter anderem mit Filmen von Chantal Akerman, Jacqueline Audry und Agnès Varda. Claudia von Alemann, María Luisa Bemberg, May Zetterling, Márta Mészáros und andere Regisseurinnen nehmen am Festival teil. Als Konsequenz beschließt Ostrovsky, einen eigenen Verleih zu gründen, um Filme von Frauen aus möglichst vielen Ländern ins Kino bringen zu können.

Fortan reist sie mit den Kopien von Festival zu Festival und Stadt zu Stadt. Ihre Filmprogramme bringen verschiedene Gattungen und Stile zusammen: Underground und Avantgarde, Spiel- und Dokumentarfilm, stets mit einem Augenmerk auf die Lage der Frauen weltweit. Ihre eigene künstlerische Arbeit beginnt mit einer Super8-Kamera. Kennenlernen, Beziehungen, Netzwerke – das sind auch die Grundlagen ihrer Portraitfilme. Sie reichen von Annäherungen an einzelne Künstlerinnen wie die brasilianische Malerin Ione Saldanha (CORrespondência e REcorDAÇÕES, 2013) und die Schriftstellerin Clarice Lispector (Hiatus, 2018) bis hin zu der intimen Erinnerung an die belgische Regisseurin und langjährige Vertraute Chantal Akerman in Mais ailleurs c’est toujours mieux (2016) und Son Chant (2021).

Vivian Ostrovsky reist, filmt, bewegt sich, montiert ihre Aufnahmen zu Collagen und experimentiert. Eine Art Amerikanerin in Paris, für deren Konzept einer Bildkonstruktion die Unterschiedlichkeit der Orte, das Transitorische, eine Bedingung der Möglichkeit darstellen. Sie aber als amerikanische Filmemacherin zu bezeichnen wäre verfehlt, sie eine europäische oder gar französische zu nennen, wäre aber ebenso verfehlt. Ihr Idiom, sowohl das ihrer Sprechweise wie ihrer Ästhetik, widerspricht einer linearen, eindeutigen Zuordnung. Ihre Bildkonstruktionen sind heterarchisch nicht hierarchisch, organisiert. Alles bedeutet gleich viel. „Jetlag Production“ ist der Name, den Ostrovsky ihrer Produktion gegeben hat.

Formal lassen sich ihre frühen Filme als Collagen beschreiben, als „mosaïque-diaries“ (Yann Beauvais). Sie sammelt mit ihrer Kamera Momente, die sie zuweilen erst Jahre später betrachtet und zu Filmen zusammenfügt. Ab den 1990er-Jahren verwebt sie Found Footage Material miteinander. Es sind dies das Lustige, das Alltägliche und die Musikalisierung und Rhythmisierung, die ihre Filme prägen. Eat, so heißt auch ein Film von Andy Warhol, der 1964 mit festmontierter Kamera in einer Einstellung gedreht wurde und in dem ein Mann ein Schwammerl isst, stundenlang. Die Kehrseite des gleichnamigen Films ist Eat (1988) von Ostrovsky, eine 15-minütige Observation der Tischsitten bei Mensch und Tier. Das setzt Assoziationen an das Komische frei, wie es auf verschiedene, aber ähnliche Art bei Tati entsteht. Dem widmet sie ebenso einen Film (Tatitude, 2009).

Die Retrospektive „But Elsewhere Is Always Better“ stellt erstmals Ostrovskys einflussreiche Arbeit in ihrer ganzen Breite vor – sowohl als Filmemacherin wie auch als leidenschaftliche Filmvermittlerin, als „passeuse de films“. Der Titel der Werkschau ist dabei ihrem kurzen Film But Elsewhere Is Always Better entliehen, in dem sie auf ihre Freundschaft mit der belgischen Filmemacherin Chantal Akerman zurückblickt.

Die Werkschau wurde kuratiert von Stephan Ahrens, Petra Palmer und Sissi Tax.

Die vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Filmreihe „But Elsewhere Is Always Better“ findet an zwei Orten in Berlin statt. In der Akademie der Künste und im Zeughauskino (17.11. – 13.12.).

Samstag, 29.11.

17 Uhr

Eröffnung: Kommen und Gehen

Einführung: Ulrike Ottinger

Movie (V.O.), 1982, 16mm, 9’
Copacabana Beach, 1983, 16mm, 10’
Allers Venues, 1984, 16mm, 12’
Nikita Kino, 2002, 16mm, 40 ‘
Fone Fur Follies, 2008, Digital File, 11’

20 Uhr

MARINATED MOMENTS

Einführung: Esther Buss

But Elsewhere Is Always Better, 2016, DCP, 4' 09
Hiatus, 2018, DCP, 6' 20
CORrespondência e REcorDAÇÕES, 2013, DCP, 10' 51
M.M. in Motion, 1992, 45' 00
Son chant, 2020, DCP, 12' 46
P. W. - Paintbrushes and Panels, 2010, DCP, 15'

Das Gespräch mit der Filmemacherin führt Madeleine Bernstorff.

Sonntag, 30.11.

16 Uhr

Träumende und andere Reisende

The Title Was Shot, 2009, Digital File, 9'
American International Pictures, 1995, 4' 30
Überraschungsfilm
Public Domain, 1995, 13'

Das Gespräch mit der Filmemacherin führt Birgit Kohler.

18 Uhr

Tigersprünge

Einführung: Heinz Emigholz

Losing the Thread, 2014, DCP, 4’
Tatitude, 2009, 35mm, 3’40
ICE/SEA, 2005, DCP, 32’
Top Ten Designers (Ausschnitt: Karl Lagerfeld für Chloé), 1980, Digital File, 7’
* * * (Trois Etoiles), 1987, DCP, 12’
Eat, 1988-1991, DCP, 15’
Ne Pas Sonner, 2008, Digital File, 8‘
U.S.S.A., 1985, DCP, 12

20 Uhr

Sammeln und Zeigen

Einführung: Elena Baumeister

Unsound, 2019, DCP, 4‘02
Uta Makura (Pillow Poems), 1995, DCP, 20’
Wherever Was Never There, 2011, 6' 00
Work and Progress, 1999, 35mm, 12
DizzyMess, 2017, DCP, 7   

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