Akademie der Künste trauert um Georg Stefan Troller (1921–2025)
Der 1921 in Wien geborene Journalist, Filmdokumentarist und Autor Georg Stefan Troller, Mitglied der Akademie der Künste seit 1992, ist am 27. September mit 103 Jahren in seiner Wahlheimat Paris gestorben.
Im Alter von 16 Jahren musste Troller wegen seiner jüdischen Herkunft aus Österreich fliehen. Über die Tschechoslowakei gelangte er nach Frankreich, wo es ihm gelang, mit einem Visum in die USA zu emigrieren. Als US-Soldat war er an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt. Nach dem Krieg kehrte er zunächst nach Österreich zurück, das ihm aber fremd blieb. In den USA studierte er Anglistik und Theaterwissenschaft, ein Fulbright-Stipendium führte ihn an die Sorbonne in Paris. Dort erhielt er vom RIAS das Angebot als Hörfunkautor aus Paris zu berichten, es folgten weitere internationale Aufträge. Mit dem Pariser Journal (1962–1971) und der Portrait-Reihe Personenbeschreibung (1972–1993), die sich Prominenten wie auch Unbekannten widmete, schrieb er Fernsehgeschichte. Eigenen Angaben zufolge führte er circa 2000 Interviews in über 170 Filmen, schrieb mehrere Reisebücher über Paris sowie seinen autobiografischen Rückblick Das fidele Grab an der Donau. Mein Wien 1918–1938. Er erhielt zahlreiche Ehrungen als Dokumentarist, Autor und für sein politisches Engagement.
Ruth Beckermann, Mitglied der Akademie der Künste, würdigt ihn:
„Als ich George, wie wir Georg Stefan Troller nannten, vor eineinhalb Jahren in seiner Pariser Wohnung besuchte, saß er an einem mit Papieren übervollen Tisch, eine junge Frau vor dem Laptop neben ihm, die Katze strich über die Tasten und Seiten und George erzählte: Er habe am Tag zuvor seinen monatlichen Kommentar in der Welt abgegeben. Bevor ich kam, habe er zum Spaß ChatGTP den Auftrag erteilt, ein saftiges Gedicht über seinen Kater zu verfassen. Das Ergebnis sei gar nicht übel. Damals war er 102 Jahre alt, witzig und charmant wie immer. George war der beste Interviewer im deutschen Sprachraum! Ich durfte ihn vor vielen Jahren zu einem Workshop an die Uni einladen und einen Tag lang seine Arbeitsweise beobachten. Damals verstand ich, wie die eigene Lebenserfahrung verbunden mit unendlicher Neugier und einer Portion Chuzpe zu so hervorragenden Ergebnissen führen kann, wie sie in seinen TV-Filmen zu bewundern sind. All jene, die Dokumentarfilme machen, sollten sie ansehen! Salut George!“
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste
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