Akademie der Künste trauert um Eugen Gomringer (1925–2025)
Der Schriftsteller, Kunstwissenschaftler und Kunstkritiker Eugen Gomringer ist am 21. August 2025 im Alter von 100 Jahren in Bamberg gestorben. Der am 20. Januar 1925 in Bolivien geborene Schweizer wuchs in Zürich auf und studierte Kunst- und Literaturgeschichte sowie Nationalökonomie in Bern und Rom.
Ab 1953 gab er zusammen mit Marcel Wyss und Dieter Roth die Zeitschrift Spirale heraus. Bei spiral press (Bern) erschien auch sein Gedichtband konstellationen. Unter dem Einfluss von Max Bill widmete er sich der sprachlichen Reduktion. Nach einer Tätigkeit in der Wirtschaft hatte er Professuren in Düsseldorf, Bamberg, Zwickau und Schneeberg inne und hielt Gastvorlesungen an nord- und südamerikanischen Universitäten, in Lissabon und Ankara. 1992 eröffnete das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt mit der Sammlung Gomringer. Im Jahr 2000 gründete Gomringer das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie – Archiv Eugen Gomringer. Er war seit 1979 ordentliches Mitglied der Sektion Literatur in der Akademie der Künste.
Ulrike Draesner, Mitglied der Akademie der Künste, würdigt ihn: „Ein Leben mit Sprache, ein Leben mit Geduld für Wiederholung und Verschiebung, mit dem genauen Blick auf Buchstaben, Rhythmus und Form, ein Leben mit dem Sprachforschergeist, vom Dschungel auf den Berg – und zurück, immer im Bild, im Gespräch, organisationsbegabt, reich in den Auswirkungen, nachhaltig in den Folgen, Erfinder, Benenner jedenfalls der „konkreten Poesie“, einer, der Kürze konnte, über Konzentration nachdachte, Dichte suchte im Wort, zwischen Englisch, Französisch, Schweizerdeutsch, Spanisch und Deutsch sich bewegte, das Denken bewegte, Sprache als Handlung begriff, mit/unter, mit/drüber, gefeiert noch zu seinem hundertsten Geburtstag im Januar am Pariser Platz, mit wachen Augen, mit einem funkelnden Lebenswerk, das Fragen stellt, die bei uns bleiben werden, die mit uns gehen, aufmerksame Zeugnisse, geronnene Konstellationen, antwortend und auf der Suche durch ein ganzes Jahrhundert – seine Brüche, seine Fragen, seine Harmonien.“
Die Akademie trauert um ihr Mitglied.
Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste
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