Autonomie der Kulturinstitutionen verteidigen: Ergebnisse der Herbst-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste

Datum und Uhrzeit:11.11.2025, 11 UhrKulturpolitik

Vom 7. bis 9. November 2025 tagte in Berlin die 65. Mitgliederversammlung der Akademie der Künste, in der über 400 internationale Künstler*innen als autonome Künstlersozietät organisiert sind.

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Akademie der Künste angesichts drastischer Sparvorgaben ihre gesetzlich verankerten Kernaufgaben zukunftsfähig erfüllen kann: Die Freiheit und den Anspruch der Kunst in Staat und Gesellschaft zu vertreten, die Politik zu beraten, künstlerische Positionen der Gegenwart zu zeigen und das kulturelle Erbe durch die Erschließung von Künstlernachlässen zu bewahren.

In Zeiten wachsender Geschichtsvergessenheit und eines erstarkenden Rechtsradikalismus darf das kulturelle Erbe nicht bloßer Schmuck staatlicher Repräsentation sein. Es trägt die Werte, auf denen unsere demokratische Gesellschaft gründet – und muss als solches täglich neu befragt, vermittelt und verteidigt werden.

Aus dieser Verantwortung heraus hat die Akademie der Künste in freier inhaltlicher Entscheidung das Konzept verabschiedet, die Arbeit am kulturellen Gedächtnis und die Vermittlung künstlerischer Praxis in einer lebendigen Auseinandersetzung als zentrale Aufgabe am Standort Pariser Platz zu verankern. Damit setzt sie ein Zeichen für eine kritische Erinnerungskultur und gegen jede Form politischer Einflussnahme auf die Kunst. Denn die Erfahrung staatlicher Eingriffe in Kunst und Kultur – von der Gleichschaltung der Preußischen Akademie der Künste im Nationalsozialismus bis zur Instrumentalisierung der Kunst in der DDR – ist Teil der Geschichte dieser Institution. An der Akademie-Fassade am Pariser Platz erinnert eine Gedenktafel an 41 Mitglieder, die zwischen 1933 und 1938 aus politischen oder antisemitischen Gründen ausgeschlossen oder zum Austritt gezwungen wurden. Aus dieser historischen Erfahrung heraus ist die Akademie der Künste qua Gesetz und Satzung ausdrücklich dazu verpflichtet, die Freiheit der Kunst in Staat und Gesellschaft zu verteidigen.

Heute sieht die Akademie der Künste diese Freiheit erneut gefährdet – durch kulturpolitische Bestrebungen, programmatische Vorgaben zu machen und auf Inhalte Einfluss zu nehmen. Die programmatische Autonomie der Kulturinstitutionen ist kein Privileg, sondern ein Grundpfeiler der Demokratie.

An der Mitgliederversammlung nahmen teil u. a. Peter Badel, Carola Bauckholt, Volker Braun, Arnold Dreyblatt, Aris Fioretos, Thomas Flierl, Herbert Fritsch, Fritz Frenkler, Lena Gorelik, Annett Gröschner, Kerstin Hensel, Nele Hertling, Ulrich Khuon, Mark Lammert, George Lewis, Ulrike Lorenz, Jeanine Meerapfel, Bjørn Melhus, Volkwin Marg, Eva Menasse, Helke Misselwitz, Terézia Mora, Regine Keller, Philipp Oswalt, Ulrike Ottinger, Kathrin Röggla, Monika Rinck, Karin Sander, Julia Scher, Iris ter Schiphorst, Matthias Sauerbruch, Klaus Staeck, Uwe Timm, Cécile Wajsbrot, Wim Wenders.

Die Akademie der Künste hat aktuell 414 Mitglieder. Ihr Archiv zählt über 1.200 Künstlernachlässe. Seit 2024 bekleidet der Komponist Manos Tsangaris das Amt des Akademie-Präsidenten. Gemeinsam mit dem Architekturpublizisten Anh-Linh Ngo, Vizepräsident, leitet er die Akademie der Künste.

Die nächste Mitgliederversammlung findet im Mai 2026 statt.

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