Konrad-Wolf-Preise 2025 der Akademie der Künste

Datum und Uhrzeit:20.8.2025, 11 UhrTheater, Schauspiel, TanzFilm, Fotografie, Medienkunst

Anlässlich des 100. Geburtstags von Konrad Wolf verleiht die Akademie der Künste den nach ihm benannten Preis gleich zweimal in diesem Jahr: Geehrt werden Gabriel Hageni und Debora Fiora vom Berliner Kino Krokodil, das sich seit Jahren unablässig für die Sichtbarkeit der Kinematografien Mittel- und Osteuropas einsetzt, und der Theaterhistoriker Klaus Völker, der als Dramaturg, Autor und ehemaliger Rektor der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch wie kaum ein Zweiter Wissen und Gewissen der Theatergeschichte verkörpert. 
Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert und werden gemeinsam am 18. Oktober 2025 in der Akademie der Künste am Hanseatenweg verliehen. Der Filmregisseur und langjährige Präsident der Akademie der Künste der DDR, Konrad Wolf, wäre am 20. Oktober 100 Jahre alt geworden.

Aus den Jurybegründungen

Die Mitglieder der Sektion Darstellende Kunst Nele Hertling, Mark Lammert und Ulrich Matthes würdigen als Jury mit ihrer Wahl „die außerordentliche Lebensleistung Klaus Völkers als produktiver künstlerischer Mitgestalter und analytischer Beobachter, als aufmerksamer Bewahrer und Vermittler und überzeugter Zukunftsdenker des Theaters seit mehr als sechs Jahrzehnten, der souverän Kenntnisse und Praxis mit Liebe zum Theater, Autonomie mit Haltung vereint.“ 
Die Mitglieder der Sektion Film und Medienkunst Andreas Kleinert, Helke Misselwitz und Maria Speth erklären: „Debora Fiora und Gabriel Hageni wählen Filme aus, die uns die Weite Mittel- und Osteuropas in der Vielfalt seiner Kulturen, gespiegelt in seinen Kinematografien, täglich in drei Vorstellungen vor Augen führt. Unorthodox, gegen Enge und Borniertheit, wehren sich der sächsische Pfarrerssohn und die italienische Bauerntochter, indem sie das Kino mit spielerischer Lust zu einem Ort machen, an dem der Film gefeiert wird, wie anderswo der Sohn Gottes in einer Kirche. Fernsehen war gestern, Kino ist Zukunft stand mal auf einem ausrangierten Fernsehapparat im Vorraum des Kinos Krokodil. Der Konrad-Wolf-Preis 2025 geht an Gabriel Hageni und Debora Fiora, die den Mut haben, Filme zu spielen, mit denen es selten einen Überschuss in der Kasse hat, aber immer einen Erkenntnisgewinn für das Publikum mittels Sinnlichkeit, dem Vergnügen zu denken und Kunst voll zu genießen.“
 
Der Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste steht für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der Darstellenden Kunst oder der Film- und Medienkunst und wird in der Regel jährlich im Wechsel vergeben, zuletzt an Julian Assange (2023), Achim Freyer (2022), Abderrahmane Sissako (2021) und Alexander Lang (2020).

Zu den Preisträgern

Klaus Völker
Klaus Völker, geboren 1938 in Frankfurt am Main, studierte Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in Frankfurt und Westberlin. Seit 1962 als freier Autor und Kritiker für große deutschsprachige Tageszeitungen und Rundfunkanstalten, seit 1963 regelmäßig für die Zeitschrift Theater heute tätig, vertiefte er auch eine unvoreingenommen künstlerisch urteilende Rezeption der Theaterentwicklung beider deutscher Staaten. Seit Ende der 1960er-Jahre wirkte er als leitender Dramaturg, zunächst in Zürich am Schauspielhaus, während u. a. Peter Steins Engagement und Benno Bessons Uraufführung (1969) von Brechts Turandot oder der Kongreß der Weißwäscher, danach am Theater am Neumarkt (1973–1975); an den Baseler Theatern (1975–1978), dem Theater Bremen (1978 –1980), an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin (1980–1985). Von 1988 bis 2002 leitete er den Stückemarkt des Berliner Theatertreffens. 1992 als Professor für Schauspielgeschichte und Dramaturgie an die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch berufen, amtierte er von 1993 bis 2005 auch als deren Rektor. Der Vorsitzende der Internationalen Johannes-Bobrowski-Gesellschaft und bis 2024 der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft ist auch dem Collège de ‘Pataphysique verbunden und Herausgeber der Gesammelten Werke von Alfred Jarry und Boris Vian. Eine Fülle theaterhistorischer Publikationen umfasst Monografien von u. a. Elisabeth Bergner, Bernhard Minetti und Hans Lietzau ebenso wie die unbekannterer Exilbiografien, darunter von Sadie Leviton und Max Herman-Neiße, dessen Herausgeber er ebenfalls ist. Klaus Völker ist seit 2000 Mitglied der Akademie der Künste und war von 2003 bis 2006 Direktor der Sektion Darstellende Kunst. Seine Erinnerungen erscheinen 2026 im Quintus Verlag.
 
Gabriel Hageni und Debora Fiora, Kino Krokodil 
Das seit 1912 existierende Berliner Ladenkino NORD in der Greifenhagener Straße wurde 2004 von dem Kunsthistoriker Gabriel Hageni als Kino KROKODIL mit 99 Plätzen, vereinsbetrieben als Theaterleiter wiedereröffnet. Wenig später kam die Slawistin Debora Fiora als Programmchefin dazu. Zunächst lag der Fokus auf russischen und sowjetischen Filmen, später auf russischen und osteuropäischen Filmen, deren Poesie und Erzählkunst die beiden Kinobetreiber*innen begeisterten. Mit Beginn des Krieges gegen die Ukraine geriet das Kino mit seinem Konzept, für das es mit vielen Preisen ausgezeichnet worden war und sich ein Stammpublikum erarbeitet hatte, in eine tiefe Krise. Heute heißt das Konzept: Filme aus Mittel- und Osteuropa. Geblieben ist der hohe Anspruch an das künstlerische und aufklärerische Kino. Hinzugekommen sind ein eigenes Archiv sowie die Sammlung von ephemeren filmischen Materialien mit Bezug zu Mittel- und Osteuropa.

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