Archiv Darstellende Kunst
Programmhefte Deutsches Theater Berlin, ab 1908, aus den Dokumentationsfonds zum deutschsprachigen TheaterAkademie der Künste, Berlin, Foto: © Erik-Jan Ouwerkerk, 2016
Regiebuch Faust II. Teil von Johann Wolfgang von Goethe, in der Inszenierung von Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin, 1911 (fremde Handschrift, 1912)Akademie der Künste, Berlin, Foto: © Erik-Jan Ouwerkerk, 2016
Ruth Berghaus mit Sebastian Iben (Mariens Kind) während der Proben zu Wozzeck von Alban Berg, Deutsche Staatsoper, 1984Akademie der Künste, Berlin, Foto: © Maria Steinfeldt
Regiebücher der Exiltheatergruppe Thespis-Karren, Shanghai (1939–1948) aus der Fritz-Friedrich-SammlungAkademie der Künste, Berlin, Foto: © Susan Todd
Bände mit eingeklebten Besetzungszetteln und Rezensionen der Wilhelm-Richter-Sammlung, (1907–1931)Akademie der Künste, Berlin, Foto: © Erik-Jan Ouwerkerk, 2016
Original-Ordner der Franz-Gauker-Sammlung: Material zum Bremer Theater unter der Intendanz von Kurt Hübner (1962–1973)Akademie der Künste, Berlin, Foto: © Erik-Jan Ouwerkerk, 2016
Mit seinen umfangreichen Beständen zum deutschsprachigen Theater des 20. und 21. Jahrhunderts macht das Archiv Darstellende Kunst die Theaterentwicklung im deutschsprachigen Raum nachvollziehbar. Es gehört damit zu den führenden Schriftgut-Archiven des Theaters in Deutschland. Insgesamt bewahrt das Archiv etwa 3.000 Regal-Meter Schriftgut, 250 Kostüme oder Kostümteile, 138 Modelle sowie 19 000 Plakate, Pläne und Entwürfe. Schwerpunkte der Sammlungstätigkeit sind das Sprech- und Musiktheater sowie der Tanz, in Einzelfällen auch das literarische und politische Kabarett sowie die Theaterkritik und Theaterwissenschaft. Dazu kommen ausgewählte Theaterzeichner. Neben den Personenarchiven, die den überwiegenden Teil des Bestandes ausmachen, werden auch Institutionenarchive, die eng mit bestimmten Personenarchiven verbunden sind, erworben und bewahrt. Thematische Sammlungen ergänzen die Bestände.
Theater ist aufgrund seines Live-Charakters eine Herausforderung für ein Kunst- und Künstlerarchiv. Die sich fortwährend stellende Frage lautet: Wie lässt sich ein transitorisches Kunstwerk dauerhaft bewahren? Das Archiv Darstellende Kunst widmet sich dieser Aufgabe seit rund fünfundsechzig Jahren. Es bewahrt dafür nicht nur die Relikte des theatralen Ereignisses auf, also Regie- und Rollenbücher, Entwürfe und Modelle für Bühnenbild und Kostüm, Aufführungsfotos, Programmhefte, Kritiken und audiovisuelle Aufzeichnungen. Es verfolgt zudem einen biografischen Ansatz der Theaterhistoriografie. Lebensdokumente und Korrespondenzen nehmen daher einen wichtigen Stellenwert im Archiv ein.
Wenngleich der Fokus der Sammlungstätigkeit auf der Erwerbung von Vor- und Nachlässen liegt, werden in Einzelfällen ebenso die schriftlichen Überlieferungen bedeutender Theater bzw. Organisationen sowie Sammlungen bewahrt, soweit sie die thematischen Schwerpunkte ergänzen. Anhand zahlreicher überlieferter Dokumente in ca. 380 Beständen lassen sich nicht nur Zauber und Skandalon des Theatererlebnisses von gestern imaginieren, sondern die Theaterentwicklung im deutschsprachigen Raum des 20. und 21. Jahrhunderts nachvollziehen.
Eine Besonderheit der Archivabteilung Darstellende Kunst bildet der Arbeitsbereich Inszenierungsdokumentation. Dieser beauftragt – einzigartig im deutschsprachigen Raum – Proben- und Aufführungsdokumentationen und trägt somit dem transitorischen Ereignis Theater Rechnung.
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Sammlungsprofil

Als führendes Schriftgutarchiv für das deutschsprachige Theater im 20. und 21. Jahrhundert sammelt das Archiv Darstellende Kunst Unterlagen aus den Bereichen Sprechtheater, Oper, Tanz und politisches Kabarett. Der Ansatz ist, dem breiten Spektrum der Kunstform gemäß, umfassend: Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit bildet die künstlerische und biografische Überlieferung von Intendant/innen, Regisseur/innen bzw. Choreograf/innen, Darsteller/innen (Schauspiel, Gesang und Tanz), Bühnen- und Kostümbildner/innen, Dramaturg/innen, Dramatiker/innen, Komponist/innen, Theaterzeichner/innen, Kritiker/innen und Theaterwissenschaftler/innen. Darüber hinaus werden schriftliche Überlieferungen ausgewählter Institutionen und Theater sowie thematische Sammlungen bewahrt. Wenngleich das Gros der Bestände die Zeit von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart umfasst, so geben vereinzelt Bestände über das Theaterleben des 18. und 19. Jahrhunderts Auskunft.
Zu den wesentlichen Sammlungsschwerpunkten gehören:
- Theaterkünstler/innen aus den Bereichen Sprechtheater, Oper, Tanz und Kabarett im deutschsprachigen Raum
- verfolgte bzw. exilierte Theaterkünstler/innen während der Zeit des Nationalsozialismus
- Mitglieder der Akademie der Künste, Berlin
- Theater in Berlin (Ost und West)
- Theater in der DDR
Inszenierungsdokumentation

Wie kann ein vergängliches Kunstwerk wie eine Inszenierung, die nur im Moment ihrer Aufführung existiert, für die Nachwelt festgehalten werden? Was bleibt von einer Inszenierung übrig, wenn die letzte Vorstellung gespielt ist? Welches Material ist aussagekräftig, um so ein flüchtiges Kunstwerk zu beschreiben?
Angeregt von Bertolt Brechts „Modellbüchern“ und Walter Felsensteins „Regiechroniken“, in denen sie ihre Regiearbeit genau beschrieben und reflektiert haben, beschlossen die Mitglieder der Akademie der Künste Ost Mitte der 1960er Jahre die Herstellung von Inszenierungsdokumentationen. Ziel war es, künstlerische Erfahrungen und Arbeitsergebnisse auszutauschen. Dabei sollte der Probenprozess nicht von außen, sondern von den Beteiligten selbst dokumentiert werden: Es wurden Gespräche zur Vorbereitung und Konzeptfindung protokolliert, Ziele und Ergebnisse der einzelnen Proben durch Notate festgehalten und versucht, die fertige Inszenierung durch Aufführungsbeschreibungen und Fotodokumentationen nachvollziehbar zu machen. Eine vollständige Inszenierungsdokumentation beinhaltet sowohl diese eigens dafür hergestellten Dokumente als auch eine systematische Materialsammlung zur Inszenierung. So umfasst die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ neben Gesprächsprotokollen und Probennotaten, die zum Teil auch als audiovisuelle Aufzeichnungen vorliegen, diverse Arbeitsmaterialien des Produktionsteams – wie z. B. Bühnenbild- und Kostümentwürfe, dramaturgisches Material, Probenpläne, Strichfassungen, Rollen- und Regiebücher – ebenso wie Publikationen der Theater und Opernhäuser, Probenfotos und Kritiken. Diese Dokumente beschreiben nicht nur den Probenprozess, sondern geben auch Auskunft über den gesellschaftlichen und politischen Kontext, in dem die Arbeit entstanden ist. Dokumentationen wie Räuber von Schiller in der Regie von Frank Castorf 1990 an der Volksbühne Berlin und Hamlet/Maschine in der Regie von Heiner Müller 1990 am Deutschen Theater Berlin legen über das Zeitgeschehen ebenso Zeugnis ab, wie über diese berühmt gewordenen Inszenierungen.

Seit der Spielzeit 1967/68 wurden für die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ mehr als 1.200 Inszenierungsdokumentationen und ca. 350 Materialsammlungen von Sprech- oder Musiktheater-Inszenierungen im deutschsprachigen Raum erstellt, die Einblicke in die Arbeit von ca. 350 Regisseurinnen und Regisseuren geben. Ergänzt wird die Sammlung um ca. 350 Aufführungsmitschnitte, die in der „Sammlung AVM Theater“ des Medienarchivs archiviert sind. Die Sammlung wird jährlich um ca. zehn neue Inszenierungsdokumentationen ergänzt, die Arbeiten von Akademie-Mitgliedern, ausdrucksstarke Regiehandschriften, prägnante und/oder innovative Regiekonzepte zu virulenten gesellschaftlichen Themen sowie Produktionen von vielversprechenden Nachwuchsregisseurinnen, Nachwuchsregisseuren und Regieteams dokumentieren.
Stand zu Beginn der Theaterdokumentation der Austausch zwischen Akademiemitgliedern und verschiedenen Theaterkünstlerinnen und Theaterkünstlern über deren Arbeit im Vordergrund, wird die Sammlung inzwischen verstärkt auch für wissenschaftliche Zwecke und von Studierenden genutzt. Durch ihren Fokus auf den Probenprozess gibt die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ neben dem Versuch, die Inszenierung bzw. deren Relikte für die Nachwelt zu erhalten, auch Einblicke in die Arbeitsweise der dokumentierten Theatermacherinnen und Theatermacher.

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