Notation. Kalkül und Form in den Künsten

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Vor vierzig Jahren zeigten John Cage, Alison Knowles und der Zufall eine Ausstellung mit Notationen von 250 Künstlern, um einen Eindruck von der Vielfalt der Möglichkeiten zu vermitteln, Musik und Aktionen zu notieren und jede Notation einem neuen Ursprung zuzuführen. Notation und Reproduktion sind seit dem Aufkommen der Medientechnik im 19. Jahrhundert eine enge Verbindung eingegangen. Der Prozess selbst, Kunst zur Darbietung aufzuschreiben, unterliegt wie jeder Kommunikationsverlauf tradierten Formen und unterläuft diese mit der Öffnung anderer Möglichkeitsfelder. Die Notation verhalte sich zur Improvisation wie das Porträt zum lebendigen Modell, schrieb Ferruccio Busoni 1916 in seinem Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. Der Vortragende habe die Starrheit der Zeichen wieder aufzulösen und diese in Bewegung zu bringen. Ob solche Bewegung aber wieder in eben jene Zeichen zurückzuführen ist, die sie verlassen hat, ist eine Frage, die an die Bestimmtheit, die relative Bestimmtheit oder aber die Unbestimmtheit des Kunstwerks gestellt wurde und wird. Diese Bewegung, innerhalb derer das Verhältnis von Entwurf, Aufzeichnung, Wiederholung, Reproduktion und Werk im 20. Jahrhundert in und zwischen den Künsten mit einiger Radikalität neu gefasst wurde, nimmt "Notation. Kalkül und Form in den Künsten" auf. Für alle Künste wird die Frage – denn immer nur sind es Fragen – nach dem offenen Kunstwerk und nach der Zeitlichkeit künstlerischer Übersetzung gestellt, ob in der Musik oder der Malerei, der Architektur oder dem Tanz, der Literatur oder dem experimentellen Film. Die technischen Medien, begonnen mit der Photographie, haben diese Frage in die Zeit gesetzt.
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