
Hildegard Schmahl
Die künstlerische Laufbahn der Schauspielerin Hildegard Schmahl krönt der Hermine-Körner-Ring, als wäre er nur dafür gestiftet worden. In ihrer Dankesrede nach der Verleihung am 13. Dezember 2010 in den Münchner Kammerspielen berichtete sie, wie sie als 20-Jährige Hermine Körner in Berlin als Irre von Chaillot von Giraudoux auf der Bühne gesehen hatte und von ihrem Spiel getroffen wurde wie vom Blitz. Dass Theaterspielen sowohl lebendige Erinnerung als auch das öffentliche Einüben von Menschlichkeit ist, war ihr hier, 1960, in einer der letzten Vorstellungen von Hermine Körner, die im Dezember desselben Jahres starb, körperlich schmerzhaft und voller Verheißung bewusst geworden.
Fünfzig Jahre später hat Hildegard Schmahl für ihr Lebenswerk und auf Lebenszeit das Körnersche Siegel übernommen. Das Siegel der Tragödin, der denkenden, immer suchenden (und findenden), der verantwortlich mitgestaltenden und prinzipalinnenhaft sorgenden Schauspiel-Künstlerin, als die sie in den Reden der Akademie-Mitglieder Klaus Völker und Jossi Wieler gepriesen wurde.
Hildegard Schmahl wurde 1940 im pommerschen Schlawe (Sławno) geboren und wuchs nach 1945 bei Bremen und in Hamburg auf. Schauspielerin wollte sie schon als Schülerin werden, und mit 18 stand sie nach einem Jahr privaten Unterrichts bereits auf der Bühne des Thalia Theaters. Danach war sie in Braunschweig, Bern und Bochum engagiert, ab 1969/70 an den Staatlichen Schauspielbühnen (West-)Berlins. Gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Niels-Peter Rudolph übrigens, in dessen Inszenierungen sie in den 1970er-Jahren die größten Erfolge hatte. Ihm folgte Hildegard Schmahl auch 1980 nach Hamburg, als er das Deutsche Schauspielhaus übernahm.
1987 zog sie nach Wien und spielte an George Taboris Theater Der Kreis – u. a. die Titelrolle in dessen Bearbeitung von Shakespeares King Lear (Lears Schatten, 1989). Nach einer weiteren Zeit am Hamburger Thalia Theater ist Hildegard Schmahl seit 2001 Mitglied der Münchner Kammerspiele. 2007 war sie dort (und im Jahr darauf beim Berliner Theatertreffen) erneut in einer der ganz großen Männerrollen zu sehen: als Prospero in Stefan Puchers Shakespeare-Inszenierung Der Sturm.