
Enad Marouf
Die Akademie der Künste vergibt den Will-Grohmann-Preis 2023 an den syrisch-deutschen Performance- und Videokünstler Enad Marouf.
Die Jury setzte sich zusammen aus den Akademie-Mitgliedern Ute Eskildsen und Marcel Odenbach sowie der Preisträgerin des Jahres 2021, Zoë Claire Miller. Sie zeichnet mit der Verleihung des Will-Grohmann-Preises an Enad Marouf ein Werk aus, das in Talent und Eigenart einen herausragenden Platz in der aktuellen Performance-Szene einnimmt.
In der Jurybegründung heißt es: „Erinnerung, Verlust und Intimität sind zentrale Themen seines Werks. Seine Überlagerungen von Bewegung, Text und Bild zielen auf eine Praxis der Fragmentierung, die radikal das Verständnis von Selbst und Gewissheit infrage stellt. Die Arbeiten [...] rücken aus einer queeren Perspektive den Verlust bekannter Orte und Beziehungen, aber auch den Verlust von Bedeutung und Sprache in den Mittelpunkt. Dabei bricht er in seinen poetischen Formfindungen die Grenzen von Tanz, Text, Video und Installation auf und oszilliert brillant zwischen den Medien. Marouf beschäftigt sich mit der Zeitlichkeit von Erinnerung und deren Verkörperung durch Gesten und Bilder. Er erzeugt mit seiner Form der Fragmentierung von Medien ein nicht lineares Narrativ von Geschichte(n).“
Enad Marouf, 1985 in Algir, Algerien, geboren, lebt in Berlin. Nach dem Studium an der nationalen syrischen Ballettschule und dem Studium des internationalen Rechts an der juristischen Fakultät der Universität Damaskus setzte er 2007 sein Studium der Choreografie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin fort. 2015 absolvierte er seinen Master in Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. 2010 gründete er zusammen mit Franziska Aigner, Billy Bultheel, Samuel Forsythe und Daniel Jenatsch das Kollektiv „New Forms of Life“ und gehörte von 2016 bis 2020 zum Atelier von Anne Imhof, wo er als Dramaturg, Choreograf und Performer tätig war.