
Andrea Breth
Die Regisseurin Andrea Breth erhält den Joana-Maria-Gorvin-Preis 2020.
Der Jury 2020 gehörten Jürgen Flimm, Christian Grashof, Volker Ludwig, Klaus Völker und Jossi Wieler an. In der Begründung heißt es: „Andrea Breth, die auf eine zielstrebige, aber nie opportunistisch-ehrgeizige Karriere zurückblicken kann, ist eine Theaterfrau, der es überzeugend gelingt, Theater zu vergegenwärtigen. Sie holt mit ihren Inszenierungen Vergangenheit in die Gegenwart und sie verankert das Gegenwärtige im Vergangenen, um auch Zukünftiges ins Auge zu fassen und Theater als einen Ort des Träumens zu behaupten. Sie gibt als Regisseurin ihren Schauspielern alles; die Spieler sind keine Erfüllungsgehilfen eines Regiestils, wenn sie restlos gut gearbeitet hat, sind die Spuren ihres präzisen und doch immer rückhaltlos zu Gefühlen sich bekennenden Arbeitens verwischt.“
Andrea Breth, geboren 1952 in Rieden, wuchs in Darmstadt auf. Neben dem Literaturstudium in Heidelberg war sie 1972 bis 1973 Regieassistentin am dortigen Theater, wechselte mit dem Intendanten Peter Stoltzenberg nach Bremen, wo sie 1975 erstmals inszenierte, Die verzauberten Brüder von Jewgeni Schwarz. Es folgten Regiearbeiten in Wiesbaden, Bochum, Hamburg, 1980 an der Freien Volksbühne Berlin, ab 1983 bis 1985 ein Engagement am Theater Freiburg – und mit Lorcas Bernarda Albas Haus 1985 die erste Einladung zum Theatertreffen und Wahl zur Regisseurin des Jahres in der Kritikerumfrage von Theater heute.
1986 bis 1989 inszenierte sie am Schauspielhaus Bochum, 1990 bis 1992 am Burgtheater Wien, 1987 wurde sie mit Süden von Julien Green, 1990 mit Gorkis Die Letzten (beide Bochum), 1992 mit O’Caseys Das Ende vom Anfang (Wien) erneut zum Theatertreffen eingeladen. Von 1992 bis 1997 war Andrea Breth künstlerische Leiterin der Schaubühne, von 1999 bis 2006 Hausregisseurin und anschließend regelmäßig Gast des Burgtheaters Wien, seit 2002 auch bei den Salzburger Festspielen. Bis 2005 wurden weitere fünf ihrer Regiearbeiten für das Theatertreffen ausgewählt, nach Letzten Sommer in Tschulimsk von Alexander Wampilow (Berlin 1993) einige der ihr Œuvre prägenden Klassikerinszenierungen: Hedda Gabler (Berlin, 1994), Onkel Wanja (Berlin, 1999), Emilia Galotti (Wien, 2003), Don Carlos (Wien, 2005). 2000 debütierte sie mit Glucks Orfeo ed Euridice in Leipzig als Opernregisseurin.
Andrea Breth inszeniert heute u. a. in Wien, München, Frankfurt, Salzburg, Aix-en-Provençe, auf der Ruhrtriennale, in Stuttgart, Brüssel und Berlin, dort zuletzt am Berliner Ensemble Drei Mal Leben von Yasmina Reza und an der Staatsoper u. a. Wozzeck und Lulu von Alban Berg. Zu ihren bisherigen Auszeichnungen gehören der Fritz-Kortner Preis 1987, vier Nestroys, zuletzt 2019 für ihr Lebenswerk, der Theaterpreis Berlin 2006, der Schillerpreis 2015 und der FAUST Theaterpreis (Beste Regie Musiktheater) 2015. Sie erhielt das Österreichische Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse sowie das Große Verdienstkreuz und das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. Andrea Breth gehört seit 2018 dem Orden Pour le mérite an und ist seit 1992 Mitglied der Akademie der Künste.