24.01. – 21.04.2014
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
lens-based sculpture
Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie /
The transformation of sculpture through photography
In der Ausstellung lens-based sculpture wird das Verhältnis von Fotografie und Skulptur zum ersten Mal aus der Perspektive der Skulpturgeschichte dargestellt. Die Zusammenschau aus rund 200 Exponaten von mehr als 70 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zeigt, wie sich die moderne Skulptur unter dem Impuls der Fotografie vom jahrtausendealten Prinzip der Statue löste und in eine neue künstlerische Praxis verwandelte, der die gesamte Wirklichkeit mit ihren vielfältigen taktilen, räumlichen und medialen Phänomenen zum plastischen Material wird. Die Kamera dient als primäres Werkzeug der Bildhauerei, als Skizzenblock und Hilfsmittel zur Übersetzung von räumlichen und strukturellen Wiedergaben in Masse und Form.
Neben den Werken von Umberto Boccioni, Marcel Duchamp und Raymond Duchamp-Villon, die den Ausgangspunkt für lens-based sculpture markieren, bilden Skulpturen den Kern der Schau, die seit den 1960er Jahren entstanden sind. Das Spektrum reicht von der hyperrealistischen bis zur immateriellen Plastik, von der skulpturalen Rauminstallation bis zur fiktiven Skulptur, von der performativen Skulptur bis zur Spurensicherung und zu fotomedialen Untersuchungen in Form skulpturaler Apparate. Werke von John Ahearn, Tony Cragg, Valie Export, Gilbert & George, Sabine Groß, Rebecca Horn, Martin Honert, Stephan Huber, Joan Jonas, Edmund Kuppel, Ana Mendieta, Ron Mueck, Bruce Nauman, Giuseppe Penone, Hermann Pitz, Reiner Ruthenbeck, George Segal, Roman Signer, Kiki Smith und anderen Künstlerinnen und Künstlern zeigen, in welchem Maße Fotografie und Film das skulpturale Schaffen in Richtung neuer experimenteller und sozialer Kontexte erweitert haben.
In lens-based sculpture, kuratiert von Bogomir Ecker, Raimund Kummer, Friedemann Malsch und Herbert Molderings, entwickeln Künstler und Kunstwissenschaftler gemeinsam einzigartige Gegenüberstellungen künstlerischer Positionen in ungewöhnlichen Präsentationsformen. So wird die Rekonstruktion von Marcel Duchamps Porte Gradiva (1937) erstmals in ihrer ursprünglichen Form, als durchschreitbarer Türdurchgang, errichtet. Außerdem integrieren die Bildhauer Bogomir Ecker und Raimund Kummer in die von ihnen entwickelte Ausstellungsarchitektur zwei synoptische Bauten: einem Archiv ähnlich, dicht und multimedial bestückt, eröffnen sie zusätzliche Einblicke in die komplexe künstlerische Recherche zu den Phänomenen von lens-based sculpture.
Es erscheint ein umfangreiches Katalogbuch in deutsch/englisch mit Texten von Michel Frizot, Ursula Frohne, Dietmar Rübel, Annette Tietenberg, Friedemann Malsch und Herbert Molderings
Die Ausstellung ist eine Kooperation der Akademie der Künste, Berlin, und des Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin und die Gesellschaft der Freunde der Akademie der Künste
Beitrag von Herbert Molderings für MuseumsJournal 1/2014