Sagen Sie’s den Steinen. Zur Gegenwart des Werks von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub

Rencontre

Was sich durch die Begegnung (Rencontre) mit einem Film ereignet, was er tut und wie er sich in eine Theorie und ein Handeln umsetzen lässt – diese Technik ist mit den Filmen von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub eng verbunden und stand immer auch im Widerspruch zur relativ sporadischen Sichtbarkeit dieser Filme selbst. Das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung „Sagen Sie’s den Steinen“ möchte mit den Rencontres dazu einladen, die Besonderheit, die im Begriff der Begegnung liegt, auszuloten.

Über die Filme zu sprechen und zu streiten und mit ihnen zu reisen, war für Huillet/Straub stets wichtiger Bestandteil ihrer Praxis. Mit der internationalen Präsenz der Filme und ihrer Veröffentlichung auf digitalen Medien hat sich auch die Bezugnahme auf sie vervielfacht. Während der Rencontres-Tage zu Beginn und Ende der Ausstellung werden möglichst unterschiedliche Sprechweisen und Formen der Auseinandersetzung aufgegriffen. Mit dabei: der langjährige Kameramann Huillet/Straubs Renato Berta, der ehemalige Assistent, Schauspieler und Filmemacher Manfred Blank, der Freund und Filmemacher Peter Nestler, der jahrzehntelange kritische Wegbegleiter Peter Kammerer, der mehrmalige Regieassistent Giulio Bursi, der Kameramann der neueren Filme Jean-Marie Straubs, Christophe Clavert, sowie Theoretiker und Theoretikerinnen, Künstlerinnen und Künstler einer neuen Generation, wie Luisa Greenfield, Nida Ghouse, Louis Henderson, Oraib Toukan, Ala Younis oder das New Composers Collective, ein Spin-Off-Projekt des Elektronik-Duos Mouse on Mars.

Rencontre II
Bis wir beginnen, etwas zu sehen.
10.11. und 11.11.2017
Der Titel des Rencontre II zum Abschluss der Ausstellung lehnt sich an die beiden Cézanne-Filme Cézanne im Gespräch mit Joachim Gasquet (1989) und Une visite au Louvre (2003) an und betont die Bedeutung, die Cézannes Werk und v.a. sein Verständnis des Sehens für beide Filmemacher hatte. Huillet/Straub sahen besonders in der Wiederholung und was darin passiert, immer wieder dasselbe anzusehen (wie etwa den Berg St Victoire), bis man anfängt, tatsächlich etwas zu sehen – etwas anderes als sich selbst –, eine Qualität, die sie in ihre Filme übersetzen wollten. Sehen verstanden beide in diesem Zusammenhang auch als eine Hinwendung nach Außen – eine Entäußerung.

Am 10.11. stehen mit dem Gast Peter Nestler außerdem die Filme im Mittelpunkt, die Nestler und Huillet/Straub dem jeweils anderen gewidmet haben – in einer jahrzehntelangen Freundschaft, die nicht zuletzt auf dem geteilten Respekt für den Akt des Sehens beruht. Das öffentliche Seminar mit Florian Schneider am 11.11. beschäftigt sich mit der Frage, was der von Serge Daney so genannten „Straub'schen Pädagogik“ zu Grunde liegt und welche Bedeutung diese in einem postdigitalen Zeitalter haben könnte.

So wird das Rencontre II die Fäden des bisher Gesagten und Gesehenen aufgreifen und weiterführen mit dem Ziel, nochmals etwas zu erarbeiten oder zuzuspitzen, das über die Veranstaltung hinausweisen kann, um auf verschiedene Weise in der Gegenwart anzukommen. Am Abschluss der Recontres am 11.11.2017 steht daher auch die Uraufführung einer musikalischen Inszenierung des Antigone-Scripts von Huillet/Straub des New Composers Collective (einem Spin-Off-Projekt des Elektronik-Duos Mouse on Mars) zusammen mit Astrid Ofner (Stimme/Inszenierung).

Rencontre I findet from 15.9. bis 17.9.2017 statt.

10. — 11.11.2017

Rencontre II – Bis wir beginnen, etwas zu sehen.

Die Rencontres sind öffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Für Veranstaltungen im Foyer ist der Eintritt frei. Für Filmveranstaltungen im Studio (Saal) kosten die Tickets jeweils € 6 / ermäßigt € 4.

In deutscher und englischer Sprache.

Weitere Informationen

huilletstraub-berlin.net