Heiner Goebbels: Ästhetik der Abwesenheit Erläutert anhand von Produktionen der Ruhrtriennale 2013
Heiner Goebbels hat mit seinen Kompositionen und Inszenierungen eine ästhetische Praxis entwickelt, die er in seinen 2012 erschienenen Texten zum Theater als „Ästhetik der Abwesenheit“ bezeichnet. Es geht ihm dabei um eine Verschiebung vom Visuellen zum Akustischen; und um eine Verschiebung vom konventionellen Drama zwischen darstellenden Figuren zu einem Drama der Wahrnehmung, in dessen Zentrum das Publikum steht. Die Abwesenheit expressiver Protagonisten (Schauspieler. Sänger, Dirigenten) eröffnet dem Zuschauer einen Raum für Imagination – und eine neue ästhetische Erfahrung.
In Heiner Goebbels Werk Stifters Dinge (2007) etwa ist kein einziger Darsteller mehr auf der Bühne zu sehen. Statt dessen kommen hier die Dinge selbst zu Wort: Klaviere, Wasser, Nebel und Eis, Vorhänge, Licht und körperlose Stimmen. Die Abwesenheit von Darstellern führt nicht zu einer Leere, sondern lässt einen polyphonen Kosmos entstehen, in dem die Wahrnehmung des Zuschauers die Interpretation der Inszenierung übernimmt.
Heiner Goebbels setzt seine künstlerischen Vorstellungen nicht nur in seinem eigenen Schaffen um. Als Intendant der Ruhrtriennale lädt er Produktionen ein, die in vielen Fällen diese Ästhetik aufgreifen. In der Spielzeit 2013 sind dies zum Beispiel die Arbeiten Situation Rooms von Rimini Protokoll, William Forsythes Installation Nowhere and Everywhere oder die Videoinstallation test pattern 100 m version von Ryoji Ikeda sowie Romeo Castelluccis Sacre du Printemps. Anhand dieser Produktionen diskutiert Heiner Goebbels die Entwicklung neuer Theaterformen.
Veranstaltung in Kooperation mit der Ruhrtriennale
Stifters Dinge – Performance
© Klaus Grünberg