1962
Sella Hasse
In sozialkritischen und expressiven Grafiken thematisiert die Malerin Sella Hasse – wie die befreundete Käthe Kollwitz – die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie das Elend der Nachkriegsjahre. Sella Hasse, auch als Selly Schmidt oder Essa Halles bekannt, zieht 1930 von Wismar nach Berlin. 1937 wurden 38 ihrer Druckgrafiken aus öffentlichen Einrichtungen als „entartete Kunst“ von den Nationalsozialisten entfernt und beschlagnahmt. Weniger bekannt ist ihr umfangreiches malerisches Œuvre, das von ihren Lehrern Walter Leistikow und Lovis Corinth inspiriert ist und hellfarbige Landschaftssujets, Stillleben und Porträts umfasst.
Textbeiträge zur Preisverleihung
„Sella Hasse begleitete die arbeitenden Menschen dieses Jahrhunderts in anteilnehmender Solidarität.“ (Auszug Begründung)
Die Sektion Bildende Kunst schlägt vor, der Malerin und Grafikerin Sella Hasse für ihr grafisches Gesamtwerk den Käthe-Kollwitz-Preis 1962 zu verleihen.
Die Künstlerin Sella Hasse entspricht mit ihrem realistischen und volksverbundenen Schaffen seit Beginn dieses Jahrhunderts in hervorragender Weise den Voraussetzungen, die für die Zuerkennung des Preises gefordert werden. In vielen Städten der Welt, in Berlin, Hamburg, Paris und Wismar, an vielen Arbeitsstätten der Industrie und des Bergbaus, in Charleroi, dem Ruhrgebiet und auf Berliner Bauplätzen, entstand ihr Werk. Sella Hasse begleitete die arbeitenden Menschen dieses Jahrhunderts in anteilnehmender Solidarität. Ihr Künstlerauge sah die Schöpfungen der Technik, das Werk von Millionen Werktätigen, und stellte es in ihren monumentalen Holzschnitten dar. Lange Strecken ihres arbeitserfüllten Lebensweges ging sie gemeinsam mit den besten Vertretern der fortschrittlichen deutschen Kunst. Der großen Käthe Kollwitz war sie freundschaftlich verbunden; Hans Baluschek und Heinrich Zille förderten und schätzten ihre, von starkem sozialem Empfinden getragene Grafik.
In einem der Arbeiterbewegung und ihren Führern nahestehenden Elternhaus aufgewachsen, begann bereits die junge Künstlerin mit Darstellungen aus dem Arbeitsalltag. Diesem Themenkreis blieb die trotz vieler Widrigkeiten des Schicksals unermüdlich schaffende Sella Hasse ein halbes Jahrhundert treu.
Die Hochachtung, die in dem verpflichtenden Namen des Preises eingeschlossen ist, erhebt das grafische Werk Sella Hasses zum bleibenden Vorbild für eine unter glücklicheren Umständen nacheifernden Jugend.