Spurensicherung. Die Geschichte(n) hinter den Werken
Provenienzforschung bedeutet mehr als die Klärung von Eigentumsverhältnissen und die Wiedergutmachung historischen Unrechts. Sie ermöglicht eine neue und andere Sicht auf altbekannte Werke. Überraschende Forschungsergebnisse über die Herkunft von Bildern, Büchern, Objekten und Dokumenten in den Sammlungen der Akademie der Künste sind Ausgangspunkt für die Ausstellung Spurensicherung. An ausgewählten Beispielen werden die detektivischen Methoden der Provenienzforschung verdeutlicht und die Geschichten hinter den Werken erzählt. Zugleich wird thematisiert, welche Rückwirkungen die Rechercheergebnisse für die Akademie haben und wie komplex die Entscheidungsfindung bei belasteten Objekten ist.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zentrale Aspekte der Besitzgeschichte von Kunstwerken: Es geht um die Identifizierung von NS-Raubkunst in den eigenen Beständen und um die Suche nach den im Zweiten Weltkrieg verlorenen Sammlungen der Preußischen Akademie der Künste. Ein ganz anderes Thema, das zunehmend in den Fokus der Provenienzforschung gerät, sind die Bemühungen des DDR-Staatsapparates, in den Besitz verwertbarer Kunstgüter oder identitätsstiftender Sammlungen zu gelangen.
Zu den Exponaten gehören Manuskripte des Philosophen Walter Benjamin, die von der Gestapo beschlagnahmte Sammlung des Kunstkritikers Alfred Kerr, ein Skizzenbuch aus dem Nachlass von Max Liebermann, verloren geglaubte Ölskizzen von Carl Blechen oder die private Gemäldesammlung von Otto Nagel, die nach seinem Tode die Begehrlichkeit der DDR-Kulturpolitik weckte.
Ein Veranstaltungsprogramm mit Diskussionsrunden, vielseitige Vermittlungsangebote sowie eine Publikation mit vertiefenden Essays und Werkbiografien begleiten die Ausstellung. Die Künstlerin und Filmemacherin Marianna Christofides setzt sich in einer Mixed-Media-Installation mit Objekten und Themen der Ausstellung auseinander.
Begleitend zur Ausstellung bietet KUNSTWELTEN Programme für Kinder, Jugendliche und Familien an. In einer „Fälscherwerkstatt“ können junge und ältere Gäste Bilder übermalen, bedrucken und Signets ändern. Audioguides, die gemeinsam mit Schüler*innen produziert wurden, führen durch die Ausstellung.
Audioguides
Hörbeiträge zu 19 Objekten erzählen im Rahmen einer kuratierten Tour von verschlungenen Besitzwechseln, verschollenen und wiederentdeckten Werken. Anhand von Beispielen wird deutlich, welchen Einfluss die nationalsozialistische Diktatur, der Zweite Weltkrieg oder die deutsch-deutsche Teilung auf die Besitzgeschichte von Kunstwerken, Büchern und Kulturobjekten hatten.
Ein weiterer Audioguide, der gemeinsam mit Schüler*innen produziert wurde, erzählt Geschichten aus der Perspektive verschiedener Ausstellungsobjekte ohne Details zu verraten. Die Gäste folgen einem Entdeckungsparcours, um die Exponate in der Ausstellung zu finden.
Veranstaltungsprogramm
Mittwoch, 2.11., 19 Uhr
Unter die Lupe genommen. 5 Werke – 5 Fälle
Gespräch mit den Kuratorinnen Doris Kachel und Anna Schultz, Werner Heegewaldt (Direktor des Archivs), Peter Konopatsch (Musikarchiv), Erdmut Wizisla (Leiter des Walter Benjamin Archivs)
Moderation: Maria Obenaus (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste)
In deutscher Sprache
Mittwoch, 16.11., 19 Uhr
Kulturgutverluste heute – Ein Blick in die Ukraine
Gespräch mit Olena Balun (Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine), Yuliya Vaganova (Khanenko-Museum, Kyiv), Olaf Hamann (Staatsbibliothek zu Berlin)
Moderation: Barbara Welzel (TU Dortmund)
In deutscher und englischer Sprache
Mittwoch, 18.1., 19 Uhr
Kunstgut im Fadenkreuz der DDR-Behörden
Gespräch mit Ulf Bischof (Rechtsanwalt), Uwe Hartmann (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste), Werner Heegewaldt (Direktor des Archivs), Doris Kachel (Provenienzforscherin und Kuratorin der Ausstellung) u. a.
Moderation: Christopher Jütte (Deutsches Historisches Museum)
In deutscher Sprache
Sonntag, 22.1., 11.30 Uhr
Finissage. Blechens Comeback
Mit Werner Heegewaldt, Martin Hoernes, Stephanie Tasch
Vortrag: Anna Schultz
In deutscher Sprache
Führungen
Reguläre Führungen: Di 17 Uhr
Kurator*innenführungen: Do 17 Uhr und So 11 Uhr (außer am 4.12., 25.12., 1.1.) mit Werner Heegewaldt, Doris Kachel, Anneka Metzger oder Anna Schultz
In Englischer Sprache am 10.11. + 8.12., 17 Uhr
Kurator*innenführungen für hörende und gehörlose Besucher*innen (mit Übersetzung in DGS):
6.11., 4.12. + 8.1., 11 Uhr
Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen:
1.11., 6.12. + 10.1., 17.30 Uhr
Einzelpreis: € 3 zzgl. Ausstellungsticket
Gruppen: € 30/50 zzgl. Ausstellungsticket pro Person
Das Führungsangebot ist für Schulklassen und Menschen mit Schwerbehinderung kostenlos.
Vermittlungsprogramm KUNSTWELTEN
Fälscherwerkstatt für Familien: 6.11., 4.12. + 8.1., 12 – 17 Uhr
Werkstätten für Schulklassen mit den Akademie-Mitgliedern Arnold Dreyblatt, Mark Lammert u. a.
Anmeldung für Sonderführungen und Werkstätten (Gruppen, Schulklassen): kunstwelten@adk.de
Publikation zur Ausstellung (im Eintrittspreis enthalten)
Einzelverkauf: € 9, ca. 96 Seiten, 60 Abbildungen
Hg. Akademie der Künste, Berlin
ISBN 978-3-88331-250-7
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