Poesie der Zeit. Michael Ruetz – Timescapes 1966–2023

Ausstellung, 9.5. – 4.8.2024
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

Eröffnung am 8.5.2024, 19 Uhr

Michael Ruetz, aus: Timescape 162 – Pariser Platz, Berlin, Phase 00, Mo 04.02.1991, 17:30 Uhr, Phase 16, Mo 28.08.2023, 10:33 Uhr © Michael Ruetz

Michael Ruetz, aus: Timescape 162 – Pariser Platz, Berlin, Phase 00, Mo 4.2.1991, 17.30 Uhr, Phase 16, Mo 28.8.2023, 10.33 Uhr

Wie lassen sich Zeit und Vergänglichkeit sichtbar machen, wie Umbrüche und Veränderungen einer Gesellschaft oder eines Stadtraumes dokumentieren? Wie kaum ein anderer Künstler hat sich Michael Ruetz mit diesen Fragen beschäftigt. Seit Mitte der 1960er-Jahre beobachtete er in einer großangelegten fotografischen Studie den Wandel natürlicher und urbaner Lebenswelten an Orten in Berlin, Deutschland und Europa und hielt die Veränderungen in einer Folge von Bestands- und Momentaufnahmen fest. Seine Timescapes entstanden in einem Zeitraum von fast sechzig Jahren und umfassen mehr als 600 Serien mit tausenden von Aufnahmen. Das zentrale Konzept der Timescapes besteht darin, dass Standort und Sichtachse der Kamera stets dieselben sind, nur die Zeitintervalle der Bilderserien variieren.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Timescapes von Berlin. Der tiefgreifende Wandel der deutschen Gesellschaft in der Nachkriegszeit, nach der Wiedervereinigung und in der Gegenwart ist in den Fotoserien besonders wirkungsvoll verdichtet. Schauplätze der Macht oder von historischer Relevanz wie der Potsdamer Platz, das Brandenburger Tor, der Schlossplatz, Gendarmenmarkt, das Regierungsviertel oder die Berliner Mauer haben vor allem seit 1989/90 eine rasante Änderung erfahren. Gebäude und Blickachsen verschwinden oder entstehen neu, Straßen werden zurückgeführt oder anders benannt, Plätze radikal umgestaltet, freie Flächen bebaut, Brachen wiederbelebt.

Ruetz’ Berlinaufnahmen erzählen davon, wie Architektur unsere Lebensräume aus- und umgestalten kann und damit eine Deutungshoheit über unsere Wahrnehmung erlangt. Dabei entwickeln seine Bilderserien eine eigene Ästhetik abseits dokumentarischer Nüchternheit und offenbaren so eine Poesie der Zeit. Zugleich mahnen Ruetz’ Bilder dazu, in einer Zeit existentieller ökologischer und sozialer Krisen, die Prinzipien von Stadtentwicklung und Städtebau neu zu überdenken.

Zur Ausstellung erscheinen Fotoleporellos mit ausgewählten Berlin-Timescapes.

Der Dokumentarfilm Facing Time von Annett Ilijew wird das Rahmenprogramm zur Ausstellung ergänzen.

Franz Kafka – das zweite Jahrhundert

3. – 4.6.2024, jeweils ab 19 Uhr
Vielfache Sichtweisen auf Person und Werk in Vorträgen, Lesungen, Gesprächen.

Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

© Rimini Berlin

Am 3. Juni 2024 jährt sich der Todestag von Franz Kafka zum hundertsten Mal, und offenkundig ist das nur der Auftakt zu einem weiteren Jahrhundert der Rezeption seines Werks. An zwei Abenden versucht die Akademie der Künste der Faszination des Dichters erneut auf den unerreichbaren Grund zu gehen. Als international renommierte Kafka-Experten halten der Kafka-Biograph Reiner Stach und der Kafka-Herausgeber Hans-Gerd Koch Schlüsselvorträge.

In pointierten Einzelbeiträgen äußern sich zu „ihrem Kafka“: Ulrike Draesner, Aris Fioretos, Katja Lange-Müller, Thomas Lehr, Kathrin Röggla, Kathrin Schmidt, und Cécile Wajsbrot.

Im Rahmenprogramm werden Text-Collagen zu Gehör gebracht. KUNSTWELTEN präsentiert Workshop-Ergebnisse, bei denen Gymnasiast*innen unter der Leitung von Thomas Lehr gegen ChatGPT antreten oder gemeinsam mit Felix Baxman Die Verwandlung zeichnerisch interpretieren. In der Blackbox ist die verfilmte Inszenierung von Willi Schmidt Ein Bericht für eine Akademie (1962) wiederzuentdecken. Eine Vitrinenausstellung zeigt, wie Kafka andere Künstler inspirierte.

Sandra Vásquez de la Horra. Das Rauschen des Kosmos. Käthe-Kollwitz-Preis 2023

Ausstellung, 19.6. – 25.8.2024
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Preisverleihung und Eröffnung am 18.6.2024, 19 Uhr

Sandra Vásquez de la Horra, Durmiente 1, 2018, Foto: Eric Tschernow © VG Bild-Kunst, Bonn, 2024 – The Artist

Sandra Vásquez de la Horra erhält den Käthe-Kollwitz-Preis 2023. Anlässlich der Preisverleihung zeigt die Akademie der Künste eine Auswahl ihrer Arbeiten. Über 60 Zeichnungen, Fotografien und Objekte entfalten sich in einer ortsspezifischen Installation. Die Künstlerin thematisiert in ihrem Werk Konflikte, die uns gegenwärtig weltweit beschäftigen. Ihre Arbeiten vereinen Archetypen unseres kollektiven Bewusstseins, Tabus, Geschlechterfragen und Sexualität, interkulturelle Reflexionen sowie Fragen der spirituellen Praxis. De la Horra wuchs in einer Zeit auf, in der ihre Heimat Chile nach dem Putsch der Militärjunta von 1973 von Folter, Verschleppungen und Menschenrechtsverletzungen beherrscht war. Die Geschichte Chiles hat ihre Zeichnungen, Skulpturen und Installationen genauso geprägt wie die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, mit Mythologien der indigenen Bevölkerung sowie der Kolonialherrschaft europäischer Länder in Mittel- und Südamerika.

Sandra Vásquez de la Horra, geboren 1967 in Viña Del Mar in Chile, studierte in ihrer Geburtsstadt visuelle Kommunikation und im Anschluss an der Düsseldorfer Kunstakademie erst bei Jannis Kounellis, später bei Rosemarie Trockel freie Kunst. An der Kunsthochschule für Medien Köln bildete sie sich in den Bereichen Fotografie, Film und neue Medien weiter. 1995 siedelte sie nach Deutschland über. 2022 war sie Teilnehmerin der 59. Biennale di Venezia. Sandra Vásquez de la Horra wird 2024 im Denver Art Museum und 2025 im Haus der Kunst in München mit umfangreichen Einzelausstellungen geehrt.

Begleitend erscheint eine Publikation mit Texten von Ulrike Grossarth und Siegfried Zielinski.

Mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Köln und des Käthe Kollwitz Museums Köln.