Uncertain States

Kunst und Kultur sind durch aktuelle Migrationsbewegungen, vor allem aber durch die intensiven politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit globalen Entwicklungen massiv gefordert als Freiräume gesellschaftlicher und kultureller Transformation. Gibt es auf der einen Seite einen dringenden Reformbedarf in den Institutionen, so stehen auf der anderen Seite vor allem Künstler für einen offenen Prozess der Auseinandersetzung, der Emanzipation, der Empathie, aber auch der aktiven Gestaltung von einer Gesellschaft der kulturellen Vielfalt.

Mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp diskutieren wir die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Transformation von Kulturinstitutionen in Deutschland und Europa. Die Tanzcompagnie Rubato, der Tänzerchoreograph Arkadi Zaides und der Rapper Mohammed Abu-Hajar stehen exemplarisch für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem politischen Raum.

Uncertain States heißt eine Produktion von Rubato aus dem Jahre 2015. Hintergrund der Choreographie ist die Frage, wie die Konfrontation mit  unsicheren gesellschaftlichen und politischen Situationen in eine eigene körperliche Erfahrung und in Bewegung übersetzt werden kann. Der Körper wird zum Speicher von kultureller Erinnerung und Bewegung als Ausdruck existentieller Lebenssituationen.

Mohammad Abu-Hajar ist Musiker und Sänger aus der syrischen Hafenstadt Tartus. Kulturell verankert in der Sufimusik, greift er mit seinen Rap-Texten den Zynismus der internationalen Machtkonstellationen an. Als Aktivist der politischen Bewegung gegen die syrische Diktatur war er gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Bekannt wurde er durch das Video von Halil Altindere, das für die Berlin Biennale in diesem Jahr produziert wurde.

Der israelische Tänzer Arkadi Zaides setzt sich systematisch mit politischen und sozialen Konflikten in seinen Choreographien, die meist auch als künstlerisch-wissenschaftliche Recherchen angelegt sind, auseinander. So nutzt er in der Performance Archives das Filmmaterial palästinensischer Jugendlicher an den Grenzzäunen in Israel und verkörpert in seiner eigenen Performance die Gesten und Dynamiken der israelischen Soldaten wie die der Palästinenser.