1968

Willi Sitte

Willi Sitte ist überzeugter Kommunist und einer der Hauptvertreter des sozialistischen Realismus, wird jedoch in seiner bildkünstlerischen Sprache den Prinzipien der Kunstpolitik der DDR nicht immer gerecht. Sitte verfolgt unter dem Einfluss der Moderne unbeirrt seinen Weg, um eine offene Bildsprache zu finden und an dem Aufbau einer neuen Gesellschaft mitzuwirken. Seine Arbeiten über den Krieg und die menschliche Not klagen an und sollen eine Botschaft weitertragen. Beispiel dafür bilden u. a. die noch erhaltenen Studien für das heute verschollene Diptychon zum Massaker von Lidice, jenem tschechischen Bergarbeiter-Dorf, das die Nationalsozialisten im Juni 1942 zerstören.

„Das Kunstwerk darf nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern der Betrachter muss sich aktiv damit auseinandersetzen.“

Willi Sitte, 1958

Textbeiträge zur Preisverleihung

„Seit Jahren schon entzünden sich ernsthafte Auseinandersetzungen an seinen Arbeiten, werden Form und Inhalt seiner Werke immer wieder lebhaft diskutiert.“ (Auszug Begründung)

Die Sektion Bildende Kunst der Deutschen Akademie der Künste schlägt vor, den Maler und Grafiker Willi Sitte mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 1968 auszuzeichnen.

Willi Sitte zählt zu den im In- und Ausland bekanntesten Künstlern der Deutschen Demokratischen Republik. Geboren 1921 in Kratzau in der ČSR, gelangte er nach der Ausbildung an der Kunstschule in Reichenberg und an der Hochschule für monumentale Malerei in Cronberg durch den von ihm während des zweiten Weltkrieges zu leistenden Kriegsdienst nach Italien. Willi Sitte trat in die Reihen der italienischen Partisanen über und war dann nach Beendigung des Krieges künstlerisch in Italien tätig.

Seit 1947 lebt er in Halle, wo er vom Jahre 1951 an auch als Lehrer an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Giebichenstein wirkt. Willi Sittes große Verdienste um die Entwicklung einer sozialistischen Kunst in unserer Republik wurde bisher durch die Verleihung des Kunstpreises der DDR, des Vaterländischen Verdienstordens in Bronze und durch die mehrfache Vergabe des Kunstpreises der Stadt Halle an ihn gewürdigt.

Es gibt nur wenige vergleichbare Künstler in der Deutschen Demokratischen Republik, die mit ihren Arbeiten so aktiv und fruchtbar in die Diskussion um unsere neue sozialistische Kunst eingegriffen haben wie Willi Sitte. Seit Jahren schon entzünden sich ernsthafte Auseinandersetzungen an seinen Arbeiten, werden Form und Inhalt seiner Werke immer wieder lebhaft diskutiert.
Das beweist erneut sein erfolgreiches jüngstes Werk Höllensturz in Vietnam.

Der bewusst lebende, denkende und kämpfende Mensch unserer Tage, hineingestellt in das große Geschehen der weltlichen Auseinandersetzungen zwischen Sozialismus und Kapitalismus, ist das zentrale Anliegen seiner Kunst. Um den hohen Anforderungen, die die bildkünstlerische Widergabe der revolutionären sozialistischen Gedankengutes an ihm stellt, gerecht zu werden, ist Willi Sitte unermüdlich auf der Suche nach neuen Darstellungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, ist er bemüht, formale Entsprechungen für die sich in ständiger Entwicklung befindlichen Inhalte, für die Widergabe der großen Probleme und Aufgaben unserer Zeit zu finden.

Im Statut des Käthe-Kollwitz-Preises heißt es, dass dieser Preis an bildende Künstler verliehen werden soll, die mit ihrem Werk für den Sozialismus wirken. Das bisher vorliegende Werk Willi Sittes erfüllt diese Bedingung in vorbildlicher Weise.