1966
Fritz Dähn
Der Maler Fritz Dähn zählt zu der ersten Generation von Künstlerinnen und Künstlern in der DDR, die sich nicht am Bauhaus orientiert, sondern an die revolutionär-proletarische Kunst vor 1933 anknüpft. In großformatigen Wandbildern versucht der Maler für die neue sozialistische Gesellschaft eine künstlerische Form zu entwickeln. Aber auch er erlebt Widerstand: Sein Gemälde Für den Frieden – gegen den imperialistischen Krieg (1951) ist in expressionistischer Manier ohne Raumperspektive gemalt und findet keine Zustimmung in der DDR. Dähn unterrichtet ab 1948 an den Kunsthochschulen in Weimar, Dresden und Berlin und wirkt nachhaltig in der Kulturpolitik der DDR.
Textbeiträge zur Preisverleihung
„Wie nur wenige zeitgenössische Künstler ist Fritz Dähn Künstler und Kulturpolitiker in einer Person, will er ‚wirken in seiner Zeit’!“ (Auszug Jurybegründung)
Die Sektion Bildende Kunst schlägt vor, den Käthe-Kollwitz-Preis 1966 an den Rektor der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, den Maler und Grafiker Professor Fritz Dähn zu verleihen.
Wie nur wenige zeitgenössische Künstler ist Fritz Dähn Künstler und Kulturpolitiker in einer Person, will er „wirken in seiner Zeit“! Dass er sich dabei nicht nur auf seine eigentlich künstlerische Arbeit beschränkt, sondern den Bogen viel weiterspannt, indem er sowohl als Pädagoge wie als Kulturfunktionär maßgebliche Positionen unseres Kulturlebens seit seiner Übersiedlung in die Deutsche Demokratische Republik im Jahre 1948 bekleidet hat, ist charakteristisch für ihn. Als Marxist – schon seit seiner Studentenzeit an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule – sieht sich Dähn immer wieder vor die große Aufgabe gestellt, die Kunst zum bewusstseinsbildenden Faktor unserer Gesellschaft zu machen. Es ist daher eines seiner Hauptanliegen, alle Bevölkerungskreise an die Kunst heranzuführen und für jeden Einzelnen den Erwerb von Kunstwerken möglich zu machen. Seine starke Hinwendung zur Druckgrafik in den letzten Jahren und die von ihm angeregten und unter seiner Leitung entstandenen Zentralen Werkstätten für bildende Kunst sind wichtige Etappen auf diesem Wege.
Als einer der ersten Lehrer ging Fritz Dähn während seiner Weimarer Zeit mit den Studenten in die Maxhütte Unterwellenborn. Diese Verbindung zur Praxis, zum sozialistischen Aufbau unseres Landes, hält er für eine der Grundvoraussetzungen jeder künstlerischen Arbeit und auch jedes Ausbildungsganges an unseren Kunsthochschulen. Wie sehr er selbst den unmittelbaren geistigen wie räumlichen Kontakt zum Darzustellenden braucht, zeigt die Tatsache, dass er seine Radierungen nicht erst auf dem Umweg über eine Zeichnung fertigstellt, sondern an Ort und Stelle in die Radierplatte ritzt. Wie direkt er mit dieser Methode dem Neuen auf der Spur ist, zeigen beispielsweise die 20 Radierungen der Folge Schwarze Pumpe, die den Aufbau dieses Schwerpunktbetriebes bildlich festgehalten haben.
Für Fritz Dähn, der von Haus aus ganz Maler ist, gilt die Farbe als Hauptgestaltungsmittel. Auch in seiner Druckgrafik spielt sie daher eine große Rolle und wird, wie bei seinen Ölbildern, seiner temperamentvollen Art entsprechend, sehr vital eingesetzt. Fritz Dähn gehört zu den Künstlern, die dem Betrachter ein positives, freudiges Lebensgefühl vermitteln. Aus der Kokoschka-Richtung kommend, hat er über die Auseinandersetzung mit expressionistischer Kunstform einen realistischen Stil entwickelt, der ihn sowohl bei seinen Porträts wie in seinen Landschaften zu interessanten, eigenwilligen Bildlösungen und Gestaltungsformen kommen lässt. Ständig ist er auf der Suche, dem Neuen in unserem Leben mit neuen, vollkommeneren künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten gerecht zu werden. Dabei sind der Mensch als denkendes Wesen und die von ihm gestaltete Umwelt immer wiederkehrende Sujets im Werk des Künstlers.
Die konsequente Beibehaltung eines einmal als richtig erkannten Weges gehört zu den bemerkenswerten Eigenschaften Fritz Dähns. Das gilt sowohl für seine künstlerische wie für seine kulturpolitische Tätigkeit. Diese Zielstrebigkeit in allen Bereichen seiner Arbeit, seine erfolgreichen Bemühungen um die Widerspiegelung der entscheidenden Vorgänge unseres Lebens in seiner Kunst und sein fruchtbares Wirken als Pädagoge lassen ihn prädestiniert erscheinen, mit dem Käthe-Kollwitz-Preis ausgezeichnet zu werden.
Auf neue, vielseitigere Art setzt er fort, was Käthe Kollwitz zu ihrer Zeit und mit ihren Möglichkeiten erstrebte.