Campus für internationale Tanz-Studierende und Alumni zum Tanzerbe des 20. Jahrhunderts

dance heritage – next generation, Filmstill aus der Dokumentation zum Campus

dance heritage – next generation, Filmstill aus der Dokumentation zum Campus

Der Choreograf Jochen Roller im Interview zum Campus

Ergänzt wurde das Projekt „Was der Körper erinnert. Zur Aktualität des Tanzerbes“ durch einen internationaler Campus für Tanz-Studierende und Alumni, die sich in Meisterklassen, Vorträgen und Gesprächen praktisch und theoretisch mit der Tanzmoderne auseinandersetzten.

Das Programm richtete sich an die nächste Generation von Tänzer*innen, Performer*innen, Choreograf*innen und Vermittler*innen mit dem Ziel, einen aktuellen Austausch über historische Materialien und Arbeitsansätze der Tanzmoderne zu ermöglichen und für die Praxis nutzbar zu machen. Die bereits ausgewählte Gruppe Studierender, die aus einem Pool internationaler Bewerber*innen zusammengesetzt wurde, erhielt neben dem Campus-Programm einen Zugang zur Ausstellung, zum Begleitprogramm aus Rekonstruktionen und Re-enactments und zu den öffentlichen Diskussionen.

Geschlossene Meisterklassen mit Anne Collod, Reinhild Hoffmann und Martin Nachbar ermöglichten eine fokussierte und inhaltliche Übersetzung von Dokumenten in Bewegung. Ong Keng Sen und andere luden zur kritischen Reflexion des eher eurozentristischen Erbes ein. In Kleingruppen wurde das Sampeln von Quellen und Materialien, die Bewegungsbeobachtung nach bestimmten historischen Vorbildern oder eine somatische Annäherung an die Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts erprobt. Im Fokus standen dabei Handschriften des deutschen Ausdruckstanzes und der Amerikanischen Moderne wie Postmoderne.

Hier geht es zur 45-minütigen Videodokumentation

Hier geht es zu den Audio-Beiträgen zum Nachhören

 

Der Campus wurde gefördert im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres – Sharing Heritage

Campus für internationale Tanzstudierende und Alumni zum Tanzerbe des 20. Jahrhunderts

Interview mit dem Choreografen Jochen Roller

Im Rahmen des Campus gab der Choreograf Jochen Roller eine Lecture zu seiner Arbeit zu Gertrud Bodenwieser.

Weitere Informationen zu seinem Projekt finden Sie unter:
www.thesourcecode.de
www.tanzfonds.de

Gespräche und Vorträge zum Nachhören

„Getanzte Archive“
Gespräch mit Anne Collod, Xavier Le Roy, Martin Nachbar und Johannes Odenthal (Audio in englischer Sprache)

Ein Archiv für den Tanz scheint ein Paradox. Denn Archive für diese Kunstform sind nicht ohne den Körper zu denken. Wie aber verbinden sich Körper als „lebendige Bibliotheken“ mit dem Konzept einer materialisierten und eingefrorenen Vergangenheit in den Archiven der westlichen Welt? Die künstlerische Tanzforschung einer Anne Collod, eines Xavier Le Roy oder Martin Nachbar zeigen die Möglichkeiten eines lebendigen Tanzarchivs, das von Körper zu Körper tradiert wird.

„Einflüsse von Wigman auf die Nachkriegsmoderne“
Gespräch mit Katharine Sehnert und Irene Sieben (Audio in deutscher Sprache)

Katherine Sehnert und Irene Sieben haben beide in den 1960er Jahren bei Mary Wigman in Berlin Tanz studiert. Mit den gesellschaftspolitischen Umbrüchen von 1968 war eine Kontinuität für die deutsche Tradition des Ausdruckstanzes allerdings unvorstellbar geworden. Und zugleich hat Mary Wigman die Künstlerinnen des Tanztheaters in den 1970er Jahren mit ihrer Vorstellung von Tanz entscheidend inspiriert. Der Tänzerchoreograf Jochen Roller spricht mit den beiden Zeitzeuginnen.

„Mary Wigman / Dance Company Theater Osnabrück Danse Macabre. Totentanz I und II
Gespräch mit Patricia Stöckemann, Henrietta Horn und Johannes Odenthal (Audio in deutscher Sprache)

1921 inszenierte Mary Wigman Totentanz I zur Musik Danse Macabre von Camille Saint-Saëns. 1925 erarbeitete sie Totentanz II für ihre Tanzgruppe, diesmal zur Musik von Will Goetze. Beide Stücke markieren die Ausrichtung des Ausdruckstanzes in den 1920er Jahren. Henrietta Horn rekonstruierte beide Tänze mit der Dance Company Theater Osnabrück auf der Grundlage von Notationen, den Zeichnungen von Ernst Ludwig Kirchner, Fotos und Einträgen aus Wigmans Tagebüchern, unterstützt von Susan Barnett und Katharine Sehnert.

„Intercultural Archives: The Dance Archive Box Project“
Vortrag von Ong Keng Sen, Moderation: Johannes Odenthal (Audio in englischer Sprache)

Der Theaterregisseur, Forscher und Festivaldirektor Ong Keng Sen aus Singapur hat sich in den letzten 20 Jahren systematisch mit der Frage von Tradition, performativer Überlieferung, Archiv und Körper in den asiatischen Tanz-und Theaterformen auseinandergesetzt. Zentrales Thema ist die Beziehung zwischen individuellem Subjekt und Tradition. Exemplarisch stellt er das Projekt von Tanzarchiv-Kästen vor, die von zeitgenössischen Tänzer*innen zusammengetragen wurden, um an andere Performer*innen und Künstler*innen weitergegeben zu werden. Anschließend Gespräch mit Jochen Roller und Nacera Belaza.

„Dore Hoyers Afectos Humanos
Gespräch mit Arila Siegert, Susanne Linke und Martin Nachbar, Moderation: Johannes Odenthal (Audio in deutscher Sprache)

Der Tanzzyklus Afectos Humanos wurde 1963 aufgenommen und ist das wichtigste Filmdokument, das von einem Tanz von Dore Hoyer existiert. Auf der Grundlage von Texten Spinozas beschrieb Hoyer mit den Affekten Ehre/Eitelkeit, Begierde, Hass, Angst und Liebe die emotionalen Beweggründe ihres Tanzens.