Ein Dorf 1950 – 2022. Ute Mahler, Werner Mahler und Ludwig Schirmer
Ausstellung
28.2. – 4.5.2025
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Eröffnung am 27.2.2025, 19 Uhr
Die Ausstellung „Ein Dorf 1950 – 2022“ ist ein Langzeitprojekt von drei Fotograf*innen und gleichzeitig eine Familiengeschichte, in der auf besondere Weise Aspekte von Zeit und Wandel deutlich werden. Das Projekt hat seinen Ursprung in Berka in Thüringen und weist doch weit über die Grenzen dieses Dorfes hinaus.
In den 1950er- und 1960er-Jahren arbeitete Ludwig Schirmer, der Vater von Ute Mahler, als Müllermeister in Berka, aber die Fotografie war seine große Leidenschaft. Einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann er, den Alltag, die Feste und sein Leben im Dorf zu dokumentieren. Ohne die Bilder seines Schwiegervaters zu kennen, entschloss sich Werner Mahler 1977, seine Diplomarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst in Berka zu fotografieren. 1998 bat ihn das Magazin Stern um eine Aktualisierung seiner Arbeit, die die Veränderung nach dem Mauerfall zeigen sollte. Die vierte Werkgruppe, die von Ute Mahler 2021/22 in Berka fotografiert wurde, kann als familiärer Nachfolger der drei anderen fotografischen Projekte angesehen werden und ist gleichzeitig ein eigenständiger Blick.
Alle vier Arbeiten zeigen einen Ort über den Zeitraum von 70 Jahren hinweg. Sie stellen Fragen nach Kontinuitäten und Veränderungen, nach Heimat, Kindheit, nach Wegziehen und Zurückkommen, nach Alt und Neu, nach Bekanntem und Unbekanntem.
Im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography 2025
EMOP Berlin: was zwischen uns steht. Fotografie als Medium der Chronik
Festivalausstellung zum EMOP Berlin – European Month of Photography
28.2 – 4.5.2025
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Eröffnung am 27.2.2025, 19 Uhr
In einer Zeit krisenhafter Ereignisse lassen wir uns von Fotografien und Texten emotionalisieren und polarisieren. Zugleich möchte man mit der eigenen Stimme – und mit Bildern – der zunehmenden Spaltung etwas entgegenhalten. Doch welches Wissen können Bilder, zumal fotografische, tatsächlich transportieren, was kann mit Bildern noch gesagt werden? Ist es nicht gerade die Kamera, die zwischen uns steht? Ununterbrochen zeichnet sie auf und bestärkt in unzähligen Kanälen mit ihren „Bubbles“ die jeweiligen Gewissheiten. Bilder vertiefen Gräben, markieren die Dissense und werden selbst zum Medium der Polarisierung.
Die Festivalausstellung unterbricht diesen Kreislauf. Projekte von rund 20 Künstler*innen stehen für ein „Verstehen vom anderen“ und dafür, dem Gegenüber mittels der eigenen Stimme Resonanz zu verleihen. In Mikrogeschichten thematisieren die Arbeiten u. a. den Zusammenhang von sozialer Klassifikation und Bildungschancen, anhaltende Ausgrenzungserfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichte, Erfahrungen der unmittelbaren Nachwendezeit oder die Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft. Aber auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die krisenhaften Entwicklungen in Nahost sind Themen, die in den Beiträgen nicht in Behauptungen, sondern fragend umkreist werden.
Mit: Ilit Azoulay, Yevgenia Belorusets, Cana Bilir-Meier, Hannah Darabi & Benoît Grimbert, Fungi (aka Phuong Tran Minh), Bérangère Fromont, Beate Gütschow, Raisan Hameed, John Heartfield, Leon Kahane, Susanne Keichel, Simon Lehner, Boris Mikhailov, Pınar Öğrenci, Helga Paris, Einar Schleef, Maya Schweizer, Wenke Seemann, Christine Würmell, Tobias Zielony
Der EMOP Berlin – European Month of Photography wird organisiert von Kulturprojekte Berlin.
Kuratiert von Maren Lübbke-Tidow.
Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson
Ausstellung: 14.11.2025 – 25.1.2026
Festival: 23. – 25.1.2026
Akademie der Künste, Berlin, Hanseatenweg
Mit dem Projekt „Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson“ widmet sich die Akademie der Künste dem Nachhall zweier Ausnahmepersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Das politische und künstlerische Wirken von Eslanda Cardozo Goode Robeson (1895 – 1965) und Paul Robeson (1898 – 1976) war Ausdruck eines Denkens, das die Welt in Beziehungen versteht und eines kompromisslosen Widerstands gegen jede Form der Unterdrückung. Eine Ausstellung und ein Festival zeigen Beiträge zeitgenössischer Künstler*innen und Musiker*innen sowie Zeugnisse aus dem Paul-Robeson-Archiv der Akademie der Künste.
„Every artist, every scientist, every writer must decide now where he stands. He has no alternative. [...] The artist must take sides. He must elect to fight for freedom or for slavery.“ Diesen eindringlichen Appell formulierte Paul Robeson am 24. Juni 1937 in einem Solidaritätskonzert in der ausverkauften Londoner Royal Albert Hall, um den Kampf der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Der afroamerikanische Sänger, Schauspieler, studierte Jurist und Aktivist erreichte von den 1930er- bis in die 1960er-Jahre ein globales Publikum mit Filmen, Theater- und Konzertauftritten sowie politischen Kundgebungen, über Radio, Schallplatten und Zeitungen. Die afroamerikanische Autorin, Anthropologin, UN-Korrespondentin, Künstlermanagerin und Aktivistin Eslanda Robeson schrieb über ihre Reisen nach Süd-, Ost- und Zentralafrika und war aktiv in die Neukonstitution der „Weltgemeinschaft“ nach dem Zweiten Weltkrieg involviert, mit einem Fokus auf internationalistische Frauenorganisationen. Das Paar verknüpfte den antirassistischen Kampf für Bürger- und Menschenrechte in den USA mit den antifaschistischen Freiheitskämpfen in Europa, internationalen Arbeiterbewegungen und dem antikolonialen Befreiungskampf in Asien, Afrika und der Karibik im Geiste des sozialistischen Internationalismus.
Die Konzerte und Engagements Paul Robesons sowie die Forschungsarbeit Eslanda Robesons erlaubten es beiden, mit der Schwarzen Diaspora auf der ganzen Welt in Austausch zu treten – und sich selbst als Teil dieser Diaspora und zugleich als Welt-Bürger*innen zu begreifen. Eslanda Robeson verstand dabei ihr Schreiben, Paul Robeson seine Stimme und sein Gehör als „Waffen“, die sie strategisch einzusetzen wussten. Die Bühne, Film- und Tonaufnahmen und Publikationen, aber auch das Postwesen und das Telefon wurden zu zentralen Medien ihres transnationalen Aktivismus und unermüdlichen, kreativen Widerstands – auch gegen die antikommunistischen Repressionen und die Überwachung durch die US-Regierung in den 1940er- und 1950er-Jahren.
1965, inmitten des Kalten Krieges, wurde das Paul-Robeson-Archiv an der damaligen Akademie der Künste der DDR gegründet, als erste systematische Materialsammlung zu Leben und Werk eines Schwarzen US-amerikanischen Künstlers und zum Wirken einer Schwarzen Aktivistin und Intellektuellen. Heute stellt das Paul-Robeson-Archiv eine produktive Schnittstelle aktueller postsozialistischer und postkolonialer Diskurse dar. Anlässlich des 60. Jubiläums des Archivs eröffnet das Projekt „Every Artist Must Take Sides“ einen Resonanzraum, um das Vermächtnis der Robesons und ihrer Kämpfe auf die drängenden Fragen unserer Gegenwart zu beziehen.
Projektleitung: Johanna M. Keller, Tomke Braun
Künstlerische Leitung: Anujah Fernando, Lina Brion
Kuratorisches Team: Tomke Braun, Lina Brion, Aidan Erasmus (The Centre for Humanities Research at the University of the Western Cape), Anujah Fernando, Julia Gerlach, Baruch Gottlieb, Johanna M. Keller, Katharina Schultens (Haus für Poesie)
Archivische Begleitung: Peter Konopatsch
Projektkoordination: Anja-Christin Remmert, Denise Baumeister, Luise Langenhan
Künstlerisch-technische Leitung: Roswitha Kötz
Ausstellungsassistenz: Matthias Appelfelder
Beiträge von Heiner Goebbels, George E. Lewis, Robert Machiri, Neo Muyanga, Shana L. Redmond, Kirsten Reese, Matana Roberts, u. v. m.
„Every Artist Must Take Sides – Resonances of Eslanda and Paul Robeson“ ist ein Projekt der Akademie der Künste, Berlin, in Kooperation mit dem Centre for Humanities Research at the University of the Western Cape, Kapstadt, und dem Haus für Poesie, Berlin.
Ausschreibung von Residenzen für Künstlerische Forschung
Die Akademie der Künste, Berlin, und das Centre for Humanities Research der University of the Western Cape (UWC), Kapstadt, schreiben anlässlich des Projektes ein gemeinsames Residenzprogramm für künstlerische Forschung im Paul-Robeson-Archiv in Berlin und den UWC Research Collections, einschließlich des UWC Robben Island Museum Mayibuye Archive in Kapstadt aus.
Das Programm unterstützt vier Künstler*innen bei ihrer Archivrecherche und der Produktion neuer künstlerischer Arbeiten, die in der Ausstellung von November 2025 bis Januar 2026 gezeigt werden. Die Ausschreibung richtet sich an Künstler*innen und künstlerisch Forschende, die im Bereich der Klangkunst oder der bildenden Kunst arbeiten und deren Praxis einen Bezug zu den Themen des jeweiligen Archivs hat. Bewerbungsschluss ist der 14. Januar 2025.
Informationen und Bewerbungsunterlagen
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