Poetry Jazz: Wax and Gold
„Poetry Jazz“ bezeichnet eine in Äthiopien geprägte Form der populären Lyrikperformance, die Einflüsse aus Poesie und Jazz, Rezitation und Improvisation vereint. Die musikalischen Komponenten verbinden traditionelle äthiopische pentatonische Musik mit Einflüssen des Jazz. In Addis Abeba stattfindende Live-Veranstaltungen erreichen ein breites Publikum und werden im Radio landesweit übertragen.
Bekannt als „Wachs und Gold“ ist die traditionell überlieferte Lyrikform mit verborgenen Bedeutungskomponenten durchzogen. Die wortgetreue, oberflächliche Schicht des „Wachses“ verbirgt das „Gold“, dessen Bedeutung absichtlich durch Wortspiele, Metaphern und Mehrdeutigkeiten verhüllt wird. Die poetische Verschlüsselung erfordert das ständige Mitdenken einer zweiten, unausgesprochenen Ebene. Obwohl diese lyrische Tradition ihre Wurzeln in der Ge'ez-Sprache der äthiopischen Orthodoxen Kirche hat, durchdringt sie auch die Gebrauchssprache und alltägliche Konversationen, und wird genutzt um sensible soziale oder kontroverse Fragen zu thematisieren.
Die Projektreihe des Instituts für Raumexperimente bringt zeitgenössische amharische, deutsche und englische Dichtkunst zusammen und kombiniert diese mit traditioneller äthiopischer Musik, Jazz-Einflüssen und elektronischer Musik. Die kontinuierlichen Umbrüche zwischen verschiedenen Sprachen, Metren und Rhythmen schaffen ein Bewusstsein dafür, inwiefern nuancierte Bedeutungsverschiebungen durch soziale und kulturelle Einflüsse geprägt sind.
Die Projektreihe ist ein Folgeprojekt des Schwerpunktprogramms „Uncertain States – Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen“ und Teil der Veranstaltungsreihe „Uncertain States II – colonial repercussions“ 2017/18.
Mit:
Frezer Admasu (ET), Eric Ellingsen (US), Mihret Kebede (ET), Robert Lippok (DE), Nebiy Mekonnen (ET), Jorga Mesfin (ET), Cia Rinne (SE), Rike Scheffler (DE), Misrak Terefe (ET), Tasew Wendem Mose (ET).
Die Veranstaltung ist Teil der Poesiereihe „Poetry Jazz, Wax and Honey, I‘m Home“ des Instituts für Raumexperimente, Berlin; in Kooperation mit der Akademie der Künste, in Dialog mit Tobyia Poetic Jazz, Addis Abeba, und unterstützt durch das Studio Olafur Eliasson; die Graham Foundation, Chicago, und den Kofinanzierungsfonds der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Gefördert im Fonds TURN der