Valeska-Gert-Gastprofessur für Tanz und Performance WS 2014/15 Antrittsvorlesung von Koffi Kôkô
Der in Benin und Frankreich lebende Tänzer und Choreograph Koffi Kôkô gilt als einer der bedeutendsten Mitbegründer der modernen afrikanischen Tanzszene. Auf der Basis seiner rituellen Initiation in die animistischen Kulte Westafrikas hat er eine sehr individuelle und zeitgenössische Bewegungssprache entwickelt, die er seit den 80er Jahren in herausragenden Solo- und Gruppenchoreographien international präsentiert. Insbesondere setzt er sich mit den Erinnerungsebenen des Körpers auseinander. Es geht um ein Bewusstsein des Körpers im Tanz. Wer bin ich, wenn ich tanze? Die konkrete physische Arbeit erforscht den Raum des eigenen physischen Körpers und den Raum, der den eigenen Körper umgibt. Die Dynamik zwischen Innen-Raum und Außen-Raum verdichtet sich in der Möglichkeit der Repräsentation von Rollen oder Objekten.
Koffi Kôkô war Kurator und gemeinsam mit Johannes Odenthal künstlerischer Leiter des Festivals In Transit (HKW, Berlin). Mit Ismael Ivo choreographierte und tanzte er unter der Regie von Yoshi Oida das Stück "Die Zofen". Zu Koffi Kôkôs wichtigsten Arbeiten zählen außerdem u.a. "Passage", "D'une rive à l'autre", "Ça" und "Les feuilles qui résistent au vent". Er choreographierte u.a. am Kennedy Center in Washington und am Barbican Center in London sowie in Luzern für das Tanztheater Verena Weiss.
Seit einiger Zeit arbeitet Koffi Kôkô an der Errichtung eines choreographischen Zentrums in Benin/Ouidah. Im Oktober 2010 hat er gemeinsam mit Opiyo Okach die Eröffnungsproduktion für das Festival "Danse l'Afrique, danse" in Bamako/Mali choreographiert und getanzt. "La Beauté du Diable", sein letztes Solostück, wurde im Juli 2011 auf dem "Festival International de Danse" in Fribourg uraufgeführt. Das Stück wurde im Dezember 2011 in Sao Paulo, Brasilien gezeigt. 2012 tourte "La Beauté du Diable" mit großem Erfolg nach Venedig "La Biennale di Venezia Danza", Brasilia "Cena Contemporânea Festival Internacional de Teatro", Wien "ImPulsTanz" und zum Tanzhaus NRW, Düsseldorf. Am 1. Februar 2013 wurde das Stück in der Akademie der Künste, Berlin gezeigt.
Im Rahmen von "Schwindel der Wirklichkeit" entsteht an der Akademie der Künste ein tänzerischer Dialog mit Susanne Linke: Mistral, die Premiere ist am 17. Oktober 2014.
Die Abschlussveranstaltung der Valeska-Gert-Gastprofessur wird eine Performance mit Studierenden der Tanzwissenschaft der FU Berlin, die in der Akademie der Künste am Hanseatenweg am 14. Dezember um 12 Uhr öffentlich zu sehen ist.