Schwindel der Wirklichkeit Theater und Wirklichkeit
Aus dem Zusammenhang gerissen – Individuum und Chor im Theater
Der in Berlin lebende Regisseur Ulrich Rasche formt im Schauspiel Sprech- und Gesangschöre zu einer in sich zerrissenen Gemeinschaft. In monumentalen Choreografien kombiniert er mal das pietistische Kirchenlied mit Max Webers protestantischer Ethik, mal überblendet er die Apokalypse des Johannes mit den Schreckensvisionen des Umweltaktivisten Al Gore.
Anhand von Ausschnitten aus mehreren Aufzeichnungen seiner Inszenierungen erläutert der 1969 geborene Künstler seinen formstrengen Ansatz eines Chortheaters, das nicht notwendig auf einer gemeinsamen Sprache beruht und in dem der Einzelne die Freiheit hat, den Chor zuweilen zu verlassen und ihm nach eigenem Ermessen wieder beizutreten. Ein Ansatz, der den Zweifel am individuellen Ausdruck mit dem Bewusstsein verbindet, dass es originäre Großgemeinschaften heute nicht mehr gibt. Es sind immer mehrere Chöre, bestehend aus Individuen, deren Singen und Sprechen Ulrich Rasche verwebt, und die allgemein menschlichen Themen, die er behandelt, leitet er nicht selten aus tagespolitischen Anlässen und Texten ab.
Im Anschluss Gespräch mit dem Theaterkritiker Dirk Pilz (nachtkritik.de).
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie auf der Schwerpunktseite www.schwindelderwirklichkeit.de/aus-dem-zusammenhang-gerissen/.
Die nächste Veranstaltung zum Schwerpunkt am 4.12.: Dokumentartheater heute: Versuche über die unbekannte Gegenwart .
Für ein Jahr widmet sich die Akademie der Künste dem Thema „Schwindel der Wirklichkeit“.