Hanne Darbovens "Wunschkonzert", 1984
In den 40 Jahren ihres Lebenswerkes ging es Hanne Darboven, Chronistin unter den Konzeptkünstlern, immer um die Darstellbarkeit von Zeit. Ausgehend von den frühen Tagebucharbeiten und Konstruktionszeichnungen aus den New Yorker Jahren 1966-68, entwarf sie bald ihr eigenes Notationssystem mittels dessen sie Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte auf Papier brachte.
Die 1984 entstandene Arbeit "Wunschkonzert" ist vor dem Hintergrund der seit 1980 entstehenden Musikkompositionen zu sehen und macht sich musikalische Bewegungs- und Wiederholungsweisen zu eigen. Der Titel bezieht sich auf das sonntagnachmittägliche Wunschkonzert im Norddeutschen Rundfunk, in dem Glückwünsche übermittelt werden. Das Werk gliedert sich in Opus 17 a und b, und Opus 18 a und b, die jeweils 36 Gedichte umfassen. Jedes Gedicht besteht aus 6 Blättern sowie einem Titelblatt, auf dem eine Glückwunschkarte zur Konfirmation collagiert ist. Gegenläufige, rhythmische Bewegungen von auf- und absteigenden Zahlenreihen bestimmen hier das System, wobei die Quersummenwerte mal in Ziffern und in Liniennotationen (17a, 18a), mal durch in ein Raster eingetragene Ziffern dargestellt sind (17b, 18b). Hanne Darboven: "Meine Systeme sind numerische Konzepte, die nach den Gesetzen der Progression und/oder der Reduktion arbeiten, in der Art eines musikalischen Themas mit Variationen." Die Künstlerin schrieb die Partitur für das "Wunschkonzert" als Kontrabass Solo im selben Jahr wie die Zeichnungen ihrer monumentalen Serie.