Kunst und Revolte. Zu den Umbrüchen in den arabischen Gesellschaften Filme, Theater, Diskussionen
„Ni Allah, ni Maître“ (Weder Allah noch Herrscher): Dieser Filmtitel der Regisseurin Nadia El Fani steht programmatisch für die Revolte der tunesischen Gesellschaft, die am 14. Januar 2011 zum Sturz des Regimes von Ben Ali führte und damit einen dynamischen gesellschaftlichen und politischen Aufbruch in den arabischen Staaten auslöste. Das Verlangen nach Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde mobilisiert unvermindert hunderttausende von Menschen, die den öffentlichen Raum mit Aktionen für sich behaupten. Viele Künstler sind Träger dieser Bewegung. Sie geben der Revolte ein Gesicht, suchen nach neuen Sprachen, intervenieren mit Aktionen oder dokumentieren die inne-ren und äußeren Prozesse. Mit ihnen entstand das Festival "Kunst und Revolte", das die Akademie der Künste zusammen mit dem Instituto Cervantes, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet. Im Zentrum stehen die Medien Film, Performance, Theater. Thematisch geht es um die Rolle der Frauen, um die Bedeutung von Kunst und Kultur und die gesellschaftlichen und politischen Perspektiven einer Revolte, die längst auch Europa betrifft.
Am Mittwoch, den 29. Februar, 19.30 Uhr, beginnt das Programm im Instituto Cervantes mit der Eröffnung der Filmreihe „8 arabische Filmemacherinnen“, kuratiert von Chus Lopez Vidal und Paula Rodriguez. An den folgenden Tagen werden aktuelle Dokumentarfilme von Filmemacherinnen aus Tunesien, Bahrain, dem Libanon, Ägypten, dem Sudan, Syrien und Algerien gezeigt und in Gesprächen reflektiert. Die Künstlerinnen und Aktivistinnen behaupten ihre Stimme im gesellschaftlichen Umbruch und fordern auch nach der Revolution ihre Rechte und Präsenz in der Neugestaltung der arabischen Gesellschaften.
Am 1. und 2. März führt die bpb das Seminar „Revolte und Umbruch in Nordafrika. Bestandsaufnahme und Perspektiven“ durch. Die öffentliche Podiumsdiskussion am Freitag, den 2. März, 13.30 Uhr, stellt den Demokratisierungsprozess in der Region in den Mittelpunkt.
Die Akademie der Künste legt ihren Schwerpunkt auf Tunesien. Die Lesungen von drei jungen tunesischen Dramatikern stehen im Zentrum einer Auseinandersetzung mit dem tunesischen Theater (Sonnabend, 3. März). Die Bildende Künstlerin Faten Rouissi, der Bürgerrechtler Mokhtar Yahyaoui und der Filmemacher Hichem Ben Ammar reflektieren die Rolle von Kunst und Kultur für den Umbruch und die Chancen für die erste Demokratie in der arabischen Welt (Lecture-Performance von Faten Rouissi am 1. März; „Tunesien nach den Wahlen“, Vortrag und Filmreportage, Montag, 5. März).
Mit dem Filmemacher Elia Suleiman wird zudem die Perspektive der Palästinenser prominent gesetzt. Immer noch ist der israelisch-palästinensische Konflikt ein Schlüssel für die Zukunft der arabischen Welt (Filme und Gespräche, Freitag, 2. März, Masterclass mit Elia Suleiman am 3. März).
Die Heinrich Böll Stiftung bezieht mit dem Videoworkshop für arabische Frauen eines der zentralen Themen der Reihe, die Rolle der Frauen, auf die Situation vor Ort in Berlin.
>> Mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds
>> Programm (als pdf Datei hier)
Mittwoch 29.2., 19.30 Uhr
8 arabische Filmemacherinnen
Filmpräsentation und Gespräch mit Amal Ramsis, Bernabé López und Julia Gerlach
Donnerstag 1.3., 10–17.30 Uhr
Revolte und Umbruch in Nordafrika. Bestandsaufnahme und Perspektiven
Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb
Donnerstag 1.3., 19 Uhr
Sprachen der Revolte. Lecture Performance von Faten Rouissi mit anschließendem Gespräch Faten Roussi und Johannes Odenthal
Forbidden. Film von Amal Ramsis mit anschließendem Gespräch Amal Ramsis und Irit Neidhardt
Freitag 2.3., 9–12.30 Uhr
Revolte und Umbruch in Nordafrika. Bestandsaufnahme und Perspektiven
Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb
Freitag 2.3., 13.30–15 Uhr
Die arabischen Staaten auf dem Weg zur Demokratie?
Öffentliche Diskussion mit Oliver Schlumberger, Dina Fakoussa-Behrens, Karima El Quazghari, Heinrich Kreft Mokhtar Yahyaoui. Moderation Julia Gerlach
Freitag 2.3., 17 Uhr
Kingdom of Women. Film von Dahna Abourahme mit anschließendem Gespräch Dahna Abourahme und Amal Ramsis
Freitag 2.3., 19 Uhr
The Time That Remains. Film von Elia Suleiman mit anschließendem Gespräch Elia Suleiman und Siegfried Zielinski
Samstag 3.3., 13–17 Uhr
Masterclass mit Elia Suleiman
Samstag 3.3., 18–22 Uhr
Familienclans und andere Dramen - ein tunesisch-deutscher Theaterdialog
Lesungen und Gespräch mit Wahid el Ajmi, Meriam Bousselmi,
Ridha Jaballah und Kevin Rittberger. Es lesen Manja Doering, Moritz Grove, Matthias Schlung, Jutta Wachowiak u. a.
Samstag 3.3., 22 Uhr
Elektronische Experimente mit Yara Mekawei, Mahmoud Refat und DJ Acid Maria
Samstag 3.3., 20–22 Uhr
Ni Allah, ni Maître. Film von Nadia El Fani mit anschließendem Gespräch Dina
Fakoussa-Behrens und Nadia El Fani
Sonntag 4.3., 12 Uhr
Shouting in the Dark. Film von May Ying Welsh mit anschließendem Gespräch
Johannes Odenthal und Jon Blair
Sonntag 4.3., 15 Uhr
Letter to my sister. Film von Habiba Djahnine mit anschließendem Gespräch
Habiba Djahnine und Rasha Khayat
Sonntag 4.3., 18 Uhr
Damascus Roof and Tales of Paradise. Film von Soudade Kaadan mit anschließendem Gespräch Soudade Kaadan und Homeira Heidary
Montag 5.3., 19 Uhr
Tunesien nach den Wahlen.
Einführung von Mokhtar Yahyaoui
La Tunisie Vote. Film von Hichem Ben Ammar mit anschließendem Gespräch
Dienstag 6.3., 19 Uhr
Abschlussveranstaltung
Lemon Flowers. Film von Pamela Ghanimeh
A Game. Film von Marwa Zein mit anschließendem Gespräch Fadi Abdelnour,
Pamela Ghanimeh und Marwa Zein
Frauen im Austausch. Präsentation der im Workshop mit Amal Ramsis produzierten Kurzfilme