Jossi Wieler, André Jung, Frank Baumbauer über den Prozess des Inszenierens in der Reihe Fünf-Uhr-Tee
"Festlegungen", sagt der Regisseur Jossi Wieler, "sind immer falsch". Vor allem, wenn man die Entscheidungen zu schnell und womöglich noch alleine trifft. Jossi Wieler, der seit mehr als 30 Jahren Theater macht, ist ein Teamarbeiter. Opern inszeniert er stets mit Sergio Morabito zusammen, im Schauspiel sind es die Darsteller, die mit ihm gemeinsam die Erzählbarkeit eines Stoffes entwickeln. Der Regisseur als erster Zuschauer und Zuhörer, der die Authentizität eines Geschehens prüft, das nicht nur in Worten, sondern auch über die Körper vermittelt wird.
2002 erhielt der gebürtige Schweizer, der in Tel Aviv Regie studierte, den Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste. Im Jahr darauf wurde er zum Mitglied der Sektion Darstellende Kunst gewählt. Kurz bevor Jossi Wieler in der nächsten Spielzeit die Intendanz der Stuttgarter Staatsoper übernehmen wird, ist im Alexander Verlag jetzt ein Buch erschienen, das seine bisherige Arbeit resümiert.
Beim Fünf-Uhr-Tee bringt Hajo Kurzenberger, der Herausgeber des Bandes "Jossi Wieler - Theater", den Regisseur mit zwei seiner wichtigsten Weggefährten ins Gespräch: mit dem Schauspieler und (neuen) Akademie-Mitglied André Jung und mit Frank Baumbauer, seinem langjährigen Intendanten in Basel, Hamburg und München. Es wird um die Musikalität von Sprache und die spezielle Arbeitsweise des "sanften Aufklärers" Wieler gehen.