2WEI. Olga Neuwirth + Enno Poppe
Programm
18.00 Uhr Film
"Miramondo Multiplo" (2006/2007)
Musik und Idee: Olga Neuwirth
Courtesy Galerie Charim und documenta 12
18.30 Uhr Konzert
Olga Neuwirth
"Verfremdung / Entfremdung" für Flöte, Klavier und Sechskanaltonband (2002)
"Spleen" für Bassklarinette solo (1994)
"Akroate Hadal" für Streichquartett (1995)
"Marsyas" für Klavier solo (2004)
"Five Daily Miniatures" für Countertenor, Bassklarinette, Klavier, Violine und Violoncello (1994) Text: Gertrude Stein
Kammerensemble Neue Musik Berlin
19.45 Uhr Olga Neuwirth und Enno Poppe im Gespräch
mit Thomas Schäfer
20.45 Uhr Konzert
Enno Poppe
"Trauben für Klaviertrio" (2004)
"Holz solo für Saxophon" (1999/2009) UA
"Schrank für Ensemble" (1989–2009) deutsche EA
"Salz für Ensemble" (2005)
ensemble mosaik
Enno Poppe, Leitung
BIOGRAFIEN
Olga Neuwirth, 1968 in Graz (Österreich) geboren, studierte 1986/1987 am Conservatory of Music San Francisco Komposition und besuchte das dortige Art College (Malerei und Film). 1987 setzte sie ihr Kompositionsstudium sowie Studien zur Elektroakustik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien fort. Wesentliche Anregungen erfuhr sie durch die Begegnungen mit Adriana Hölszky, Tristan Murail, Luigi Nono sowie der Schriftstellerin Elfriede Jelinek. 1996 war Olga Neuwirth Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Im Rahmen der Reihe „Next Generation“ wurde sie 1998 in zwei Porträtkonzerten bei den Salzburger Festspielen vorgestellt. Ihr Musiktheater „Bählamms Fest“ (Libretto: Elfriede Jelinek) wurde 1999 bei den Wiener Festwochen erfolgreich uraufgeführt. Das für Pierre Boulez und das London Symphony Orchestra geschriebene Werk „Clinamen/Nodus“ ging weltweit auf Tournee. 2003 erfolgte die Uraufführung des Musiktheaters „Lost Highway“ nach dem gleichnamigen Film von David Lynch. 2002-2005 entstanden zahlreiche Performances, Theater- und Filmmusiken. Die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Pierre Boulez brachten mit dem Solisten Håkan Hardenberger 2006 das Trompetenkonzert „…miramondo multiplo…“ bei den Salzburger Festspielen zur Uraufführung. 2007 nahm Olga Neuwirth an der documenta12 in Kassel teil. Außerdem erfolgte die US-Premiere von „Lost Highway“. Olga Neuwirth erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung und den Paul-Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals (1999), den Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien (2000) und den Heidelberger Künstlerinnenpreis (2008) sowie den „South Bank Show Award“ für „Lost Highway“ der Produktion der English National Opera im Young Vic. Seit 2006 ist sie Mitglied der Akademie der Künste.
Enno Poppe, 1969 in Hemer/ Sauerland geboren, studierte 1990-1996 an der Hochschule der Künste Berlin Komposition bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth sowie Dirigieren, ab 1994 auch Klangsynthese und algorithmische Komposition an der Technischen Universität Berlin und am ZKM Karlsruhe. Ein zweijähriges Meisterschülerstudium an der Hochschule der Künste Berlin bei Friedrich Goldmann schloss sich an. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen und Preise, darunter 1996 einen Studienaufenthalt an der Cité Internationale des Arts, Paris, 1998 den Boris-Blacher-Preis, 2001 den Kompositionspreis der Stadt Stuttgart, 2002/2003 ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude, 2002 den Busoni-Kompositionspreis der Akademie der Künste, Berlin, 2004 den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung, 2005 den Schneider-Schott-Preis und 2006 einen Aufenthalt in der Villa Serpentara. Poppe, der auch als Pianist und Dirigent hervortritt, leitet seit 1998 das ensemble mosaik, Berlin. Er ist auch international ein zunehmend gefragter Dirigent für zeitgenössische Musik. 1999 erhielt er eine Einladung zum Komponistenseminar im Künstlerhaus Boswil. 2002-2004 war er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. 2004 unterrichtete er zudem bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Poppe erhielt Kompositionsaufträge von international bekannten Ensembles und Orchestern wie Ensemble Modern, Klangforum Wien oder Deutsches Symphonie Orchester Berlin und hatte Aufführungen auf Festivals in Berlin, München, Saarbrücken, Wien, Köln, Barcelona, Lviv (Lemberg), St. Petersburg, Paris, Witten. Seit 2008 ist er Mitglied der Akademie der Künste und seit 2009 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
Thomas Schäfer, Moderation
Thomas Schäfer, 1967 in Hamburg geboren, studierte Musikwissenschaften, Neuere deutsche Literatur und Philosophie an der Universität Hamburg. 1997 folgte die Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zur produktiven Mahler-Rezeption in der zeitgenössischen Musik. 1998/1999 war Schäfer Postdoktorand am Graduierten-Kolleg „Ästhetische Bildung“ der Universität Hamburg (Arbeitsschwerpunkt zum „Schulbegriff der Wiener Schule“) und zugleich Redakteur für Neue Musik beim Norddeutschen Rundfunk Hamburg. 2000-2007 betreute er als Dramaturg für die Musik der Gegenwart am Wiener Konzerthaus u. a. das Programm der Festivals Wien Modern und „Hörgänge“ sowie der Konzertreihe „generator“. 2008 übernahm er die Funktion des Programmkurators für das Festival Wien Modern. Im selben Jahr führte er ein Forschungsprojekt in Kooperation mit der Musik-Akademie Basel und der Paul Sacher Stiftung Basel zur Musik von Roman Haubenstock-Ramati durch. Seit 1998 ist Schäfer Programmkurator für verschiedene Festivals im Musik- und Performancebereich (u. a. Salzburger Festspiele, Tanzquartier Wien, Münchener Biennale – Internationales Festival für neues Musiktheater). Als Autor hat er zahlreiche wissenschaftliche Beiträge in Fachpublikationen veröffentlicht sowie journalistische Artikel in Tages- und Wochenzeitungen verfasst. Er hält regelmäßig Vorträge auf Tagungen und Symposien. Zudem hat er bei mehreren Buchpublikationen als Herausgeber mitgewirkt. Seit 2009 ist Schäfer Direktor des Internationalen Musikinstitut Darmstadt (IMD) und Künstlerischer Leiter der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt.
INTERPRETEN
Frank Gutschmidt, Klavier
Frank Gutschmidt, geboren 1971 in Brandenburg, erhielt 1979 seinen ersten Klavierunterricht und eine weitere Ausbildung an der Berliner Spezialschule für Musik. 1989-1994 studierte er Klavier an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin bei Annerose Schmidt, Dieter Zechlin und Alan Marks. 1986 und 1988 wurde er mit ersten Preisen bei den nationalen Wettbewerben „Johann Sebastian Bach“ in Leipzig und „Franz Liszt“ in Weimar ausgezeichnet. 1991 folgten der Parke-Davis-Förderpreis, 1995 der Förderpreis der Musikakademie Rheinsberg sowie 2001 und 2002 Preise für die Aufführung von Klavierstücken Karlheinz Stockhausens bei den Stockhausen-Kursen in Kürten. Als Solist und Kammermusiker beschäftigt er sich vorrangig mit Werken der zeitgenössischen Musik. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Gutschmidt mit Paul-Heinz Dittrich: Er führte dessen sieben Klaviermusiken auf und spielte zusammen mit Irina Emeliantseva eine Gesamtaufnahme auf CD ein. Gutschmidt trat u.a. beim Festival "Moskau-Berlin" 1995 und mehrfach beim Festival Neuer Musik in Klaipeda und St. Petersburg auf, ferner 1997 als Pianist und Dirigent mit dem ensemble mosaik in der Kulturhauptstadt Europas Thessaloniki und 1999 bei der "Kryptonale V" in Berlin. Zudem ist er seit über zehn Jahren ständiger Gast des Kammerensemble Neue Musik Berlin. Seit 2003 unterrichtet er zusammen mit Benjamin Kobler die Klavierklasse in Kürten und konzertiert dort.
Theo Nabicht, Bassklarinette
Theo Nabicht wurde 1963 geboren. Er studierte 1983-1987 an der Berliner Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Saxophon, Flöte und Klavier. 1995 wandte er sich der Bassklarinette zu und studierte bis 1997 in der Meisterklasse am Conservatoire de Strasbourg. Nach 1985 sammelte er Bühnenerfahrungen in gemeinsamen Projekten mit Musikern wie Bert Wrede, Mauro Gnecchi Thierry Madiot, Michail Alperin, Werner Dafeldecker, Anthony Braxton, Peter Kowald und Fred Frith. Er ist langjähriges Mitglied des Kammerensemble Neue Musik Berlin, war Gast beim Klangforum Wien und dem Ensemble Modern. Er arbeitet unter anderem als Komponist für Theater-, Tanz- und Fernsehproduktionen. Seit einigen Jahren tritt Theo Nabicht immer mehr solistisch in Erscheinung. Dabei stehen Kompositionen von zeitgenössischen Autoren sowie eigene Werke im Vordergrund, darüber hinaus beschäftigt er sich mit improvisierter Musik und anderen Genres. Theo Nabicht legte diverse Platten- und CD-Aufnahmen vor. Seit 2007 spielt er die Selmer Kontrabassklarinette von Wolfgang Stryi mit freundlicher Unterstützung von Bruno Waltersbacher.
Tim Severloh, Countertenor
Tim Severloh wurde in Hamburg geboren, wo er zunächst Klavier und historische Musikwissenschaften studierte. Später wechselte er in das Fach Gesang an die Hochschule der Künste Berlin zu Harald Stamm und Ingrid Figur. Ergänzend absolvierte er Meisterkurse bei Paul Esswood und René Jacobs und nahm an der Klasse "Lied des 20. Jahrhunderts" von Axel Bauni teil. Schon während seines Gesangsstudiums wandte sich Tim Severloh mit großem Interesse der Neuen Musik zu. Seitdem wirkte er bei zahlreichen Erst- und Uraufführungen mit, so z. B. 2002 in München, wo der von Aribert Reimann für ihn komponierte Liedzyklus nach Gedichten Paul Celans uraufgeführt wurde. Im gleichen Jahr sang er an der Staatsoper Hamburg in der deutschen Erstaufführung der Oper "Bählamms Fest" von Olga Neuwirth die Partie des Jeremy. Seitdem gastierte er u. a. an der Deutschen Oper Berlin, an der Staatsoper Berlin, am Theater an der Wien, beim Musikfestival Ars Musica der Société Philharmonique de Bruxelles, bei der renommierten Biennale München, beim NDR, beim Rheingau Festival sowie bei den Schwetzinger Festspielen. 2006 sang er im Rahmen der Feierlichkeiten der Bayrischen Staatsoper zu Hans Werner Henzes 80. Geburtstag den Bachmann-Zyklus von Hans-Jürgen von Bose – ebenfalls eigens für ihn komponiert. Neben vielen Aufgaben im Bereich der Alten Musik wird Tim Severloh 2010 in der Uraufführung der Oper "Montezuma" von Bernhard Lang am Nationaltheater Mannheim und in der deutschen Erstaufführung der Oper "Medea" von Aribert Reimann an der Oper Frankfurt am Main jeweils in einer Hauptpartie zu hören sein.
Kammerensemble Neue Musik Berlin (KNM Berlin)
Das Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit der Musik der unmittelbaren Gegenwart war Ende der 1980er Jahre der Impuls für die Gründung des KNM Berlin durch Juliane Klein, Thomas Bruns und weitere Studenten der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Neben der traditionellen Konzertform widmet sich das 11 Mitglieder umfassende Kammerensemble insbesondere experimenteller, szenischer Musik und dem Musiktheater, wobei die ständige Erweiterung der eigenen klanglichen Möglichkeiten, z. B. durch Hinzunahme elektronischer Mittel, ebenso zum festen Bestandteil der Arbeit gehört wie Projekte im Bereich der Installation und Performance. So entwickelte das KNM in den 1990er Jahren etwa Konzertinstallationen (u. a. mit Peter Ablinger, Nicolas Collins, Ana Maria Rodriguez) und arbeitete später mit Regisseuren wie Jan Lauwers, Ingrid von Wantoch Rekowski und Xavier Le Roy zusammen. Wichtige Impulse kamen weiterhin sowohl aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Komponisten wie Mark Andre, Richard Barrett, Pierluigi Billone, Beat Furrer, Georg Katzer, Helmut Lachenmann, Chris Newman, Helmut Oehring, Salvatore Sciarrino oder Dieter Schnebel als auch durch das ständige Engagement von Dirigenten wie Beat Furrer, Peter Rundel und Roland Kluttig.
Seit Jahren kann das KNM Berlin auf wertvolle Kooperationen mit Berliner Partnern wie der Akademie der Künste, den Berliner Festspielen, dem Konzerthaus Berlin und dem Ultraschall Festival verweisen. Das Ensemble wurde zu zahlreichen Rundfunkaufnahmen eingeladen und gastiert in allen wichtigen internationalen Musikzentren, so z. B. in Brüssel, Buenos Aires, Frankfurt, Kopenhagen, Köln, London, München, New York, Paris, Petersburg, Strasbourg, Toulouse und Wien.
Das KNM Berlin wird unterstützt durch die Kulturprojekte Berlin GmbH und den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten. Das KNM Berlin ist Partner im ohrenstrand.net, das durch das Netzwerk Neue Musik, einem Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, gefördert wird.
www.kammerensemble.de
ensemble mosaik
Das ensemble mosaik entstand 1997 aus einer Initiative junger Instrumentalisten und Komponisten in Berlin. Sein Interesse gilt der Vielfalt ästhetischer Konzepte und Erscheinungsformen in der zeitgenössischen Musik. Um dabei den einzelnen Werken im Sinn einer zeitgenössischen „Aufführungspraxis“ gerecht zu werden, arbeitet das Ensemble in engem Austausch mit den Komponistinnen und Komponisten. Dabei bildet die Zusammenarbeit mit jüngeren, noch unbekannten Künstlern einen deutlichen Schwerpunkt. Das Ensemble spielte zahlreiche Uraufführungen, darunter viele Kompositionen, die für das Ensemble geschrieben wurden. Neben Komponistenporträts (Orm Finnendahl, Gösta Neuwirth, György Ligeti, Rebecca Saunders, Enno Poppe, Sebastian Claren, Clemens Nachtmann, Marco Stroppa, Uros Rojko) hat sich das ensemble mosaik vor allem mit thematischen Konzerten einen Namen gemacht, u. a. „Musikszene Graz“, „audible interfaces“, „Mythen des Alltags“, „serien/studien/etüden“ und „open_sources“. In Austauschprojekten mit Griechenland, Spanien, der Türkei und Italien wurden internationale Künstler in Berlin erstmalig präsentiert.
Das Ensemble trat bei zahlreichen nationalen und internationalen Festivals für zeitgenössische Musik auf, so etwa in Barcelona, Madrid und Lviv, beim Festival di nuova consonanza in Rom, bei Transit in Leuven und beim Warschauer Herbst. Es spielte u. a. bei musica viva in München, Musik der Jahrhunderte und beim World New Music Festival 2006 in Stuttgart, beim Kunstfest Weimar, der MusikTriennale Köln, bei den Donaueschinger Musiktagen und bei chiffren Kiel, bei der Musikbiennale Berlin, der MaerzMusik, beim Festival Ultraschall und regelmäßig bei der Klangwerkstatt Berlin. 2007 spielte das ensemble mosaik als Ensemble-in-Residence beim Schreyahner Herbst, im Februar 2008 beim Festival chiffren in Kiel. 2003-2005 war es festes Ensemble für die Wettbewerbs- und Preisträgerkonzerte des Boris-Blacher-Kompositionspreises (Konzerte in der Alten Oper Frankfurt und im Konzerthaus Berlin). 2001, 2002 und 2004 erhielt das Ensemble Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung.
www.ensemble-mosaik.de