Kulturelle Dialoge: Das Glück der Wiederkehr eines schon fast vergessenen Anfangs.
Tatsächlich arbeitet die musikalische Zeit, also die komponierte, in ihren zusammengesetzten Partikeln mit Erinnerungen und Ahnungen, um sie stets neu zu vergegenwärtigen. Gleichsam spiegelt sie die Arbeit des Gedächtnisses. So vollzog sich in der Klassik – und auch schon lange davor – die Erinnerungsarbeit rational und artifiziell. Seit der Romantik und erst recht in der Moderne kam das musikalische Unbewusste ins Spiel; beispielsweise in den leitmotivischen Verknüpfungen oder in der »entwickelten Variation«, die oft rein assoziativ vor sich gingen. Die musikalischen Abläufe ähnelten also psychologischen, gar psychoanalytischen Prozessen. Ebenso sind auch Andeutungen von Kommendem möglich. Am schönsten aber ist das Glück der »Reprise«, die meist strahlende Wiederkehr eines schon fast vergessenen Anfangs.
Der Religionsphilosoph Klaus Heinrich und der Komponist Dieter Schnebel erschließen in ihrem künstlerisch-philosophischen Dialog geistige und kulturhistorische Aspekte der Zeit.