Die leere Mitte
Wo Grenzen niedergerissen werden, entstehen unverzüglich neue. Jahrzehntelang lag der Potsdamer Platz zwischen den Grenzen des Kalten Kriegs als leere Mitte Berlins brach. Ab 1990 entstand dort ein neues Hauptquartier internationaler Konzerne, in unmittelbarer Nähe zum politischen Zentrum des wiedervereinigten Deutschlands. Hito Steyerls Langzeitbeobachtung des Potsdamer Platzes reflektiert die urbanen Umbrüche von den alten Zollgrenzen Berlins über die „Berliner Westafrika-Konferenz“ und die Nazizeit bis zu den Jahren nach dem Mauerfall. An ihnen zeigen sich die Spuren antisemitischer und kolonialrassistischer Geschichte sowie historischer globaler Umstrukturierungen, aber auch das Fortbestehen sozialer und politischer Grenzziehungen. Die Geschichte des Platzes macht deutlich, dass das Errichten einer mächtigen Mitte immer auch mit Ausgrenzung, besonders gegen Zugewanderte und Minderheiten, einherging.
Über die ungebrochene Aktualität der Beobachtungen von Die leere Mitte auch noch 25 Jahre nach dem Erscheinen des Films wird die Stadtforscherin Noa K. Ha mit der Künstlerin im Anschluss an die Vorführung sprechen.
Die Veranstaltung „Die leere Mitte“ ist eine Kooperation zwischen der Akademie der Künste, Berlin und der nGbK im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus und der nGbK Lectures.
Noa K. Ha ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Zuvor lehrte und forschte sie unter anderem an der TU Berlin und war Gastdozentin an der Weißensee Kunsthochschule. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind postkoloniale Stadtforschung, migrantisch-diasporische Erinnerungspolitik, kritische Integrationsforschung und Rassismuskritik.