Schule und Haus
Das Atelier als Archiv, das Archiv und die eigene Stimme als Material – dies sind Motive für den Bildhauer Mirosław Bałka nicht nur in den Klang- und Videoinstallationen für die Ausstellung „Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives“. Ausgehend von einem Deutschlehrbuch, das sich in Bałkas Familienarchiv befindet, setzten diese sich mit der kollektiven Erfahrung von Brüchen in der Geschichte Polens auseinander. Der Autor und Kurator Julian Heynen, der seit langem eng mit Bałkas Werk verbunden ist, spricht mit dem Künstler über seine Arbeit am Gedächtnis: Vergangenheit ist Physis und Physis ist Vergangenheit – also Gegenwart; Dokumentation ist Zeugenschaft – also Verknüpfung und Verstrickung.
Mirosław Bałka, Bildhauer, Zeichner und experimenteller Videokünstler in Otwock, Polen und Oliva, Spanien. Seit 2011 Leiter des Pracownia Działań Przestrzennych (Studio für räumliches Handeln) an der dortigen Fakultät für Medienkunst. Zwischen 1986 und 1989 gemeinsam mit Mirosław Filonik und Marek Kijewski Gründung der Künstlergruppe „Consciousness Neue Bieremiennost“. 1991 Mies van der Rohe-Stipendium der Kunstmuseen Krefeld. Seit 2010 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. Beteiligung an bedeutenden Ausstellungen weltweit, darunter Biennale Venedig (1990, 2003, 2005, 2013; 1993 als Vertreter Polens), documenta IX, Kassel (1992), Sydney Biennale (1992, 2006), The Carnegie International, Pittsburgh (1995), São Paulo Biennale (1998), Liverpool Biennal (1999), Santa Fe Biennale (2006).
Julian Heynen, Kurator und Schriftsteller mit Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst. Heynen hat mit zahlreichen Künstler*innen gearbeitet und über sie geschrieben, darunter Bruce Nauman, Katharina Fritsch, Franz West, Juan Muñoz, Richard Deacon, Thomas Struth, Zvi Goldstein, Miroslaw Balka, Rosemarie Trockel, Stan Douglas, Gerhard Richter, Thomas Ruff, Candida Höfer, Martin Kippenberger, Tino Sehgal und viele andere. Er war Ausstellungsleiter der Kunstmuseen Krefeld und anschließend künstlerischer Leiter der K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. 2003 und 2005 Kommissar des deutschen Pavillons auf der Venedig Biennale, 2008 Ko-Kurator der Shanghai Biennale; 2017 Kurator des georgischen Pavillons der Venedig Biennale. 2007-2011 nahm er an der TV-Sendung „Bilderstreit“ teil.