KUNST FÜR ALLE Keine Kunst
Die drei Veranstaltungen „Keine Kunst“ am 9., 14. und 28. April sind filmische Beiträge zur Ausstellung KUNST FÜR ALLE. Sie beziehen sich auf die Zeit der Umbrüche in den 1960er und -70er Jahren, in denen die Demokratisierung der Gesellschaft ein zentrales Anliegen der Künstler war. In dieser Zeit war es unter vielen jungen Filmemachern verpönt, „Kunst“ machen zu wollen. Vielmehr verstand man die Kamera als eine Waffe, in Anlehnung an die revolutionären Bewegungen in der sogenannten Dritten Welt, mit der sich viele solidarisierten. So verwundert es nicht, dass filmische Experimente, die auf ein verändertes Sehen abzielten und die damit gleichwohl auf ihre Weise zu einer Aufklärung beitrugen, vehement abgelehnt wurden. Der Film „exprmntl 4 knokke“ von Claudia von Alemann und Reinold E. Thiel (1967/68) dokumentiert beispielhaft diese Situation.
Im Bereich des Fernsehens waren jene Jahre eine Zeit harter Debatten, in denen um Verstehen gerungen und experimentiert wurde, und in denen vieles möglich war, was heute undenkbar erscheint. So war es dem Grimme-Preisträger Hans-Dieter Grabe bei seinem Dokumentarfilm „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ (1970) noch möglich, nicht der sendergerechten „Schere im Kopf“ zu folgen. Zudem Keinesfalls hatten er und andere keineswegs das Problem, aus den Filmen Kunst machen oder sich dafür entschuldigen zu müssen, dass sie irritierenderweise wie Kunst aussahen.
Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang
Film von Hans-Dieter Grabe
Kamera: Carl-Franz Hutterer, Schnitt: Elfi Kreitter, ZDF, 1970, 44 Minuten
1970 war der Krieg in Vietnam mangels spektakulärer Ereignisse in den Medien fast in Vergessenheit geraten. Nur noch selten – wenn überhaupt – wurde er mit Formulierungen wie „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ erwähnt. Die Auswirkungen dieser „leichten Kämpfe“ zeigt der Film an Bord des deutschen Hospitalschiffes „Helgoland“.
exprmntl 4 knokke
Film von Claudia von Alemann und Reinold E. Thiel
Kamera: Horst Brever, Ton: Manfred Maenicke, Schmitt: Hansjosef Hüls, s/w, BRD 1967/68, 45 Minuten
Vom 25. Dezember 1967 bis zum 2. Januar 1968 fand im damals leer stehenden Kasino des belgischen Seebads Knokke-le-Zoute die legendäre „exprmntl 4“ statt, seinerzeit das Mekka des unabhängigen experimentellen Films in Europa und den USA.
Anschließend Gespräch mit Claudia von Alemann, Hans-Dieter Grabe und Jeanine Meerapfel
Aus Anlass der Beendigung des Vietnamkrieges vor 40 Jahren zeigt das Fernsehen mit „Do Sanh – Der letzte Film“ (1998) den wichtigsten Folgefilm von „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“. Der Film ist die Zusammenfassung des Lebens von Do Sanh, der als schwer verletztes Kind im Film „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ zu sehen ist und 1996 an den Langzeitfolgen seiner Verletzung starb.
Sendetermine
ZDF Kultur, 29. April
20.15 Uhr Do Sanh – Der letzte Film (1998)
21.55 Uhr Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang (1970)
22.40 Uhr Sanh und seine Freunde (1975)
Phoenix, Nacht zum 30. April:
0.15 Uhr Do Sanh – Der letzte Film (1998)
Abbildungen:
Filmstills aus "Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang", Film von Hans-Dieter Grabe
1 Die Angehörigen der Patienten warten auf den Beginn der Besucherzeit © ZDF/Wilfried Sauer
2 Patienten auf der „Helgoland" © ZDF/Wilfried Sauer
3 Die „Helgoland“ vor Anker in Da Nang © ZDF/Wilfried Sauer