17.12.2018, 14 Uhr
Akademie der Künste trauert um Wilhelm Genazino
Am 12. Dezember 2018 ist der Schriftsteller Wilhelm Genazino, geboren in Mannheim, im Alter von 75 Jahren in Frankfurt am Main gestorben. Seit 2011 war er Mitglied der Akademie der Künste. 2004 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, den renommiertesten deutschen Literaturpreis.
Stoff seiner Bücher ist häufig der Alltag in den bundesrepublikanischen Städten, exemplarisch in seiner bekannten Abschaffel-Trilogie Ende der siebziger Jahre. Sein letzter Roman Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze erschien im Frühjahr 2018.
Friedrich Dieckmann, Mitglied der Akademie der Künste, würdigt Wilhelm Genazino:
„‚Kunst', schrieb Wilhelm Genazino einmal, ‚entsteht zwar als Reflex auf die Gesellschaft, fließt aber nicht in diese zurück, sondern verharrt als Bildung in den Subjekten. In dieser Lage verbleibt der Literatur nur die Nebenrolle der Nüchternheit.' Genazinos spätere Romane, die von den Schwierigkeiten bürgerlich-kleinbürgerlicher Existenz in einer Wohlfahrts- und Komfortgesellschaft handeln, haben dieser Nüchternheit ein eigentümliches Leuchten abgewonnen; es ist der Ausfluss einer Kunst, die das Erzählte durchscheinend macht, ohne ihm
höhere Weihen zu erteilen. Die deutsche Literatur hat in Genazino einen ihrer luzidesten Erzähler verloren."
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste