4.4.2016, 15 Uhr
Akademie der Künste trauert um Lars Gustafsson
Unerwartet verstarb in seinem Wohnort Stockholm am 3. April 2016 der schwedische Lyriker, Romancier und Essayist Lars Gustafsson. Er wurde am 17. Mai 1936 in Västerås in Schweden geboren, studierte in Uppsala und Oxford und war Redakteur, später Chefredakteur der Literaturzeitschrift Bonniers Litterära Magasin. 1972 kam er als Gast des DAAD nach Berlin (West) und wurde 1974 zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt. Mit der Akademie verband ihn seither eine enge Vertrautheit; bis zuletzt war er in den Sitzungen der Sektion Literatur und in der Mitgliederversammlung präsent. Seit 1974 lehrte er immer wieder für längere Zeit als Professor an der Universität Austin/Texas. Wegen der besonderen Bindung an Deutschland und an die deutsche Sprache wurde Lars Gustafsson im Jahr 2009 durch die Verleihung der Goethe-Medaille und 2015 durch die Verleihung des Thomas-Mann-Preises der Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste geehrt.
Michael Krüger, ebenfalls Mitglied der Sektion Literatur, schreibt über den Freund und Kollegen:
„Seit Lars Gustafsson im Winter 1967 als erster Dichter die von Walter Höllerer initiierte berühmte Lesereihe ‚Ein Gedicht und sein Autor‘ eröffnete, liebte er Berlin und die Akademie der Künste. Kurze Zeit später, von 1972 bis 1974, lebte er in der Stadt und schrieb hier die ersten Bände seiner Romanfolge ‚Risse in der Mauer‘, schrieb Essays und Gedichte, traf Uwe Johnson, Max Frisch und Günter Grass und besuchte die Veranstaltungen der Akademie. Später war er Gast des Wissenschaftskollegs. Durch sein ganzes Werk zieht sich eine Berliner Spur, und andererseits hat er Spuren im Werk vieler deutscher Kollegen hinterlassen: Seine lakonischen Gedichte, sein Witz und seine Urbanität machten ihn zeitweise zu einem ‚deutschen‘ Schriftsteller, der aus Schweden kam, wo er nicht besonders beliebt war. So wurde er zum Beispiel nie Mitglied der Schwedischen Akademie, was er oft mit süffisantem Lächeln erzählte. Er war ein ungeheuer gebildeter Schriftsteller, der mit leichtester Hand die kompliziertesten Probleme in seinen Texten lösen konnte, und er war ein treuer Freund. Im Mai sollte er den Zbigniew Herbert Preis in Warschau entgegennehmen und freute sich schon darauf, dort seine Unterhaltungen mit Zbigniew in der Akademie zu erzählen. Es ist ein großer Jammer, dass er angeblich von dieser Welt verschwunden sein soll.“
Die Akademie gedenkt ihres Mitgliedes.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste