14.10.2022, 11 Uhr

Der wilde Hartwig - Portrait des Leipziger Malers Ebersbach

Ein Radio-Feature von Norbert Wartig und Martin Bohne

Seit mehr als 60 Jahren malt Hartwig Ebersbach seine Seele auf Leinwand, Holz und Pappe. Expressiv im Farbrausch. Als der Leipziger in der DDR aneckte, erfand er sein Alter Ego, den Kaspar. Gemeinsam haben sie Kunstgeschichte geschrieben.

Im Jahr 1962 entstand sein Bild „Versuch einer Deutung“. Damals – noch Student an der bekannten Leipziger „Hochschule für Grafik und Buchkunst“ – stand Hartwig Ebersbach noch ganz am Anfang seiner Karriere. Das Bild ist ein großes Selbstporträt voller Fragen nach der eigenen Stellung in der Gesellschaft. Heute ist Ebersbach immer noch auf der Suche – mittlerweile aber nach seinem Platz in der deutsch-deutschen Kunstgeschichte. In der DDR-Kulturpolitik mit Repressionen und Ausstellungsverboten belegt, erfand er zur Maskerade die Figur des Kaspars. Die Abstraktion des Kaspers verschaffte Ebersbach eine Sonderstellung abseits vom sozialistischen Realismus. Dann kam der Mauerfall. Er stellte auch in den Künstlerbiografien so einiges auf den Kopf. Seit 1989 mussten sich die Künstler aus der DDR im gemeinsamen „Westen“ neu behaupten. Ebersbach ist ein Sonderling geblieben. Mit seinem unglaublichen Kunstschaffen und Werken im Deutschen Bundestag, der Berliner Nationalgalerie und nicht zuletzt als ein beachtlicher Teil der Aachener Sammlung Ludwig – hat er längst seinen Eintrag in die Kunstgeschichte gefunden. Nun fordert sein Alter Ego aber mehr Würdigung und Prestige für sein Lebenswerk.

WDR 3 Kulturfeature

Sendezeiten:
WDR 3, Samstag, 15. Oktober 2022, 12.04 – 13.00 Uhr
WDR 3, Sonntag, 16. Oktober 2022, 15.04 – 16.00 Uhr

Eine Produktion des WDR 2022
Redaktion Leslie Rosin

Hartwig Ebersbach ist seit 1996 Mitglied der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste.