Publikationen Gesamtkatalog

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Anhand von markanten Arbeiten aus dem Bestand der Kunstsammlung der Akademie gibt der Band einen Einblick in den Kosmos des Zeichners Joachim John (geb. 1933) von den frühen 1960er Jahren bis heute. Neben seiner Sicht auf Menschen und Landschaften spiegeln die ausgewählten Blätter die intensive Beschäftigung mit Literatur, Theater, Geschichte und grundsätzlichen Gesellschaftsfragen wider. Sinnlich-opulent und zugleich widerständig-kritisch sind seine Zeichnungen zu Machiavelli und Hacks, zur Französischen Revolution und zur deutschen Einheit. Mit einem einführenden Beitrag von Rosa von der Schulenburg und zwei Gesprächen mit Joachim John.


Es genügt ein Gang durch die herausgeputzten Zentren großer Städte, ein Blick auf die allgegenwärtigen, durch und durch westlichen Konsumoberflächen oder eine Fahrt in die abgeschotteten Wohnviertel am Rande Warschaus, um zu sehen, dass die polnische Gesellschaft längst in Marktwirtschaft und Spätmoderne angekommen ist. Daneben existiert ein starkes Bewusstsein für die eigene Geschichte. In diesem Spannungsfeld zwischen radikaler Zeitgenossenschaft und Vergangenheitsbezug bewegt sich die polnische Kunst der Gegenwart. Kritische Äußerungen zur Lage der Nation, zu sozialer Ungleichheit, Konsumverhalten und zur Migrationspolitik kommen heute vorzugsweise aus dem Mund von Kulturschaffenden. Dieser Band stellt in Interviews und Essays Standpunkte von Künstlern, Verlegern, Kuratoren und Aktivisten unterschiedlicher Generationen aus Polen vor. Er fragt, wovon polnischer Rap erzählt und warum er der Lyrik den Rang abgelaufen hat; welche Konsequenzen die Privatisierung der Theaterlandschaft hat und wie man ein Underground-Magazin macht, wenn es keinen Untergrund mehr gibt. Mit Beiträgen von Artur Zmijewski, Miroslaw Balka, Krzysztof Warlikowski, Andrzej Wajda, Dorota Maslowska, Tomasz Stanko und vielen anderen.


Der Katalog befasst sich mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen aus Europa und Amerika, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts die Geschlossenheit des Bildes mit den Mitteln der Malerei aufzubrechen begannen. Werke von Ellsworth Kelly, Lucio Fontana, Sam Francis, Yves Klein, Günter Uecker, aber auch von Emil Schumacher, Bernard Schultze, Gerhard Hoehme und anderen werden im Hinblick auf ihre optischen Kräfte und malerischen Energien exemplarisch vorgestellt und kontextualisiert.


Die Publikation präsentiert unveröffentlichte Zeichnungen und Briefe des Komponisten und Archi­tekten Iannis Xenakis sowie zahlreiche Quellenmaterialien. Im Werk der Zeit­genossen Herrmann Scherchen, Richard Buckminster Fuller und Allan Kaprow sowie in einem Gespräch mit Die­ter Schnebel eröffnen sich neue Be­züge zu John Cage.
Texte von John Cage, Mauricio Kagel, Milan Kundera, Herrmann Scherchen, Iannis Xe­nakis, Ge­spräch mit Dieter Schnebel, und von Hubertus von Amelunxen, Rolf Großmann, Sharon Kanach, Angela Lammert, Philip Ursprung
(Siehe auch DVD "Kontrolle und Zufall", Künstlerinterviews, ISBN 978-3-88331-192-0)


Auf Einladung von Bridget Riley stellte die Londoner Malerin Gina Burdass ihre künstlerische Position in der Akademie der Künste vor. Burdass' klein- und mittelformatige Farbkompositionen verstricken den Betrachter in ein lebhaftes Spiel von Bezügen. Die unmittelbare Wirkung ihrer Gemälde, die auf vielen Ebenen operieren, ist Klarheit. "Betritt man das weiß gestrichene Atelier der Künstlerin, so erlebt man, nach der Übersättigung durch die visuellen Informationen, die unsere Bildschirme und Straßen überfluten, plötzlich ein Gefühl der Befreiung, eine Reduzierung und Läuterung der Empfindung. Durch die Art, wie die Farbelemente platziert sind, vollführen ihre emblematischen, abstrakten Bilder einen visuellen Tanz; während sich die Permutationen ändern oder plötzlich eine neue Farbnuance zum Vorschein kommt, durchlaufen ihre formalen Muster leichte Akzentverschiebungen. Der Stil ist minimalistisch. Auswahl und Begrenzung der eingesetzten Mittel sind offenkundig, doch Kargheit und Strenge sind lediglich die Kanäle für ein plötzliches Übersprudeln der emotionalen Spannung." (Aus dem Katalogbeitrag von Frances Spalding)


Seit den Futuristen, seit John Cage und den originären Entwicklungen der radiophonen, akustischen Kunst und der Klangskulptur gehört Klang in den Bereich der bildenden Künste. Janet Cardiff und George Bures Miller haben dieses Feld mit intensiven, eigenständigen Werken wirkungsvoll erweitert. Der Mensch mit seiner reichen Wahrnehmungserfahrung der visuellen Welt weiß, dass das Auge leicht zu täuschen ist, denn es nimmt "nur" die Welt vor uns in den Blick. Wie sehr uns ein Geräusch oder ein Wort aus dem nicht einsehbaren Bereich hinter uns erschrecken kann, demonstrieren Cardiff und Miller, indem sie dieses Mittel virtuos einsetzen und den einzelnen Besucher zum Teilnehmer eines von ihnen entwickelten komplexen Geschehens machen. (Aus der Jurybegründung)


Aus Anlass der Ausstellung von Anastasia Koroshilova bei der 54. Biennale di Venezia 2011.
Die Installation nimmt Bezug auf das Massaker vom September 2004 in der Kaukasus-Stadt Beslan, bei dem mehr als 300 Geiseln bei der Besetzung einer Schule starben.
Texte von Vasili Tsereteli und Jeanette Zwingenberger


Die Baukunst wurde für Hans-Busso von Busse (1930–2009) zur bildhaften Transformation von Lebenserfahrungen und Werten, die seiner Ansicht nach in keinem Medium direkter übermittelt werden können als in der Zeichnung. "Zeichnen bedeutet sehen, bedeutet Aneignung der Natur, der Welt", so lautete einer seiner Grundsätze. Architektonisches Entwickeln begann bei ihm mit dem Sehen, mit der Fähigkeit, die dingliche Umwelt wahrzunehmen und zu erleben. Dieser Band stellt nicht die Arbeit des Architekten in den Vordergrund, sondern den Zeichner, den Beobachter und seinen leidenschaftlichen Genuss an der Wahrnehmung von Raum, Architektur und Landschaft. Auf seinen Reisen hat er das Gesehene festgehalten und in eine Vielzahl von kleinformatigen Aquarellen fließen lassen. Er liebte Italien und die Alpen, er besuchte die Lofoten und die Fiji-Inseln, Bali, Abu Simbel in Ägypten und die USA. Seine Motive, die er auch aus Rom, Venedig, Florenz oder Prag mitgenommen hat, erinnern an Skizzen, die Künstler seit der Barockzeit von ihren Studienreisen mit nach Hause brachten. Weil Wort und Abbild aus seiner Sicht untrennbar miteinander verwoben sind, wünschte er sich, in diesem Buch neben die Aquarelle Auszüge aus seinen Grundsatztexten über das Universum Bauen zu stellen.


Leben und Werk des bedeutenden expressionistischen Dramatikers werden mit Abbildungen und zeitgenössischen Texten aus dem Georg-Kaiser-Archiv der Akademie der Künste, ergänzt durch Dokumente aus Nachlässen von Regisseuren, Komponisten, Bühnenbildnern, Schauspielern und Kritikern, dargestellt. Die Publikation dokumentiert die wichtigsten Lebensstationen und Werke des meistgespielten Autors auf deutschsprachigen Bühnen zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg, einer schillernden Persönlichkeit mit einem bewegten Leben. Schon als Schüler schrieb er erste Dramen, brach die Schule ab, ging für drei Jahre nach Argentinien. Er heiratete in eine reiche Kaufmannsfamilie, brachte das Vermögen seiner Frau in kürzester Zeit durch, wurde 1920 wegen Unterschlagung verhaftet und musste 6 Monate im Gefängnis verbüßen.
Kaiser verfasste mehr als 70 Dramen, von denen einige verfilmt wurden. Zu seinen wichtigsten Stücken zählen Die Bürger von Calais, das Kaiser 1917 über Nacht berühmt machte, Von morgens bis mitternachts und die Trilogie Gas. 1926 wurde Georg Kaiser zum Mitglied der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 geriet er ins Abseits, seine Bücher wurden nicht mehr vertrieben, die Stücke nicht mehr gespielt. 1938 verließ Kaiser sein Refugium in Grünheide bei Berlin und ging ins Exil in die Schweiz. Auch dort waren seine Wirkungsmöglichkeiten begrenzt, Freunde unterstützten ihn. Am 4. Juni 1945 starb Kaiser verarmt in Ascona.
Heike Klapdor untersucht in ihrem Text den Zusammenhang zwischen Georg Kaisers Gas-Dramen und Fritz Langs Film Metropolis. Frank Krause geht anhand von Aufführungsstatistiken der öffentlichen Wirkung Georg Kaisers nach.


Kurt Maetzig gehörte zu den Gründungsvätern der DEFA und war einer ihrer wichtigsten Regisseure. Er war erster Chefredakteur der Wochenschau Der Augenzeuge und inszenierte mit Ehe im Schatten den erfolgreichsten Film der unmittelbaren Nachkriegszeit. Später folgten Der Rat der Götter, Auftragswerke wie die Ernst-Thälmann-Filme sowie der erste Science-Fiction-Film der DEFA Der schweigende Stern. Der Film Das Kaninchen bin ich wurde 1965 verboten und erst 1989 uraufgeführt. 1954 war Kurt Maetzig Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Babelsberg. Seit 1950 ist er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
Ralf Schenk beschäftigt sich in seinem Essay mit den Spielfilmen des Künstlers. Kurt Maetzig blickt in einem seiner letzten Interviews auf sein filmisches Werk und Günter Reisch und Erich Gusko erinnern sich in Gesprächen an die Zusammenarbeit mit ihm.



Carlfriedrich Claus verstand sein Leben und Arbeiten als fortwährendes Experiment mit und an sich selbst. Sein Werk ist von der Kabbala, der Mystik, von Paracelsus, fernöstlichem Gedankengut und insbesondere von der Philosophie Ernst Blochs beeinflusst. Ausgehend von der visuellen Poesie entwickelte Carlfriedrich Claus in den 1960er Jahren seine eigene Ausdrucksform der "Denklandschaften" und "Sprachblätter". In hunderten meist kleinformatigen "geschriebenen Zeichnungen" hat er wissenschaftliche, linguistische, psychologische und aktuell politische Fragen reflektiert und zu einem individuellen Gedanken-Universum verbunden.
Mit Texten von Matthias Flügge, Anke Hervol, Brigitta Milde


Mit einer neuen Generation von zeitgenössischen Künstlern hat China seit den 1980er Jahren einen kulturellen Aufbruch mit weltweiter Resonanz erlebt. Leitmotiv dieser Auswahl von 37 Positionen ist aber weniger die Präsentation einer international agierenden Avantgarde, zu der bereits zahlreiche Publikationen erschienen sind. Es geht vielmehr um die Brüche zwischen einer national orientierten Kunstszene und der internationalen Wahrnehmung. Entstanden ist ein Buch, das sich nicht auf eine Leseart der chinesischen Gegenwartskunst reduzieren lässt und in der Künstlerauswahl sowohl die Ideen einer staatlichen Kulturpolitik reflektiert als auch die individuellen Positionen präsentiert, die sich den Herausforderungen der neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse stellen.


Die Publikation bietet einen fundierten Einblick in das Werk der beiden Medienkünstler. In ausführlichen Texten von Siegfried Zielinski und Peter Weibel wird das Werk der Bildforscher Zbigniew Rybczyński und Gábor Bódy im Kontext der Entwicklung der medialen Künste im Osten und Westen analysiert. Neben zahlreichen Werkabbildungen und Arbeitsskizzen umfasst die Publikation auch Originalschriften der beiden Künstler, die einen tieferen Einblick in ihre jeweiligen Arbeitsweisen und ihre Ansichten vom Bild im Zeitalter der Digitalisierung bieten.


Gábor Bódy (1946–1985) Filmemacher, Theoretiker, Videokünstler, Lehrer, Netzwerker – ein innovativer Author des visuellen Denkens. Neben seinen drei Spielfilmen (American Torso, Psyche, Dog's Night Song) begründete er 1973 die Film Language Series am Béla Balázs Studio, Budapest, the K/3 group, ein Forschungszentrum für cinematografische Experimente  und später INFERMENTAL, das erste internationale Magazin auf Videokassetten. Diese DVD enthält alle seine Videoarbeiten.
Texte von Éva Kozma, Miklós Peternák