Bildende Kunst – Mitglieder
Joseph Anton Johann Nepomuk Caspar
Kupferstecher
Am 17. Februar 1799 in Rohrschach geboren,
gestorben am 22. Februar 1880.
Von 1837 bis 1880
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, Sektion für die Bildenden Künste.
Biographie
Caspar, Josef Anton Johann Nepomuk, ausgezeichneter Kupferstecher, wurde am 17. Februar 1799 zu Rohrschach in der Schweiz (Canton St. Gallen) geboren. Da er bereits in frühester Jugend seine Eltern durch den Tod verlor, war er von Kindheit an auf das Wohlwollen edler Gönner angewiesen. Seinen ersten Unterricht genoß er denn auch auf deren Verwendung auf dem militärischen Gymnasium zu St. Gallen, auf welchem er schon frühzeitig Talent und besondere Neigung zum Zeichnen an den Tag legte. Da auch der Vormund in der Folge seine immer mehr und mehr hervortretende Neigung zur Kunst unterstützte, ward er 1814 von demselben nach Mailand auf die Zeichenschule der dortigen Akademie geschickt, die er jedoch bereits im folgenden Jahre (1815) verließ, um sich nach Rom zu begeben, , wo er durch Vermittlung eines wohlhabenden Gönners auf die Schule von San Luca gebracht wurde, um hier die Anfangsgründe der Kunst zu erlernen. Im Frühjahr 1818 machte er auf einem Studienausfluge nach Albano die Bekanntschaft mit Wilhelm Schadow, welche für die fernere Richtung und Gestaltung seines Lebens entscheidend wurde. Auf Veranlassung Schadows kam er zu Ende des Jahres 1820 nach Berlin, besuchte hier den Aktsaal der Akademie und machte bereits im folgenden Jahre unter Burkhorn's Leitung die ersten Versuche in Kupfer zur radiren. Auf Veranlassung des Geheimraths von Beuth entschied er sich schließlich ganz für die Kupferstecherkunst und ging 1823 durch seines Gönners Protection in den Stand gesetzt, von Neuem nach Mailand, um sich unter der Leitung der Professoren Longhi und Anderloni weiter darin auszubilden. Während seines dortigen dreijährigen Aufenthalts vollendete er u. a. auch drei größere Platten für das von Beuth auf Veranlassung des Ministeriums des Innern herausgegebene Werk: 'Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker', für das er in der Folge eine große Anzahl von Platten stach. Im Juli 1826 nach Berlin zurückgekehrt begann er rastlos zu arbeiten. Seine erste Arbeit war hier der Stich des Mercur von Thorwaldsen den serselbe bei ihm in Mailand bestellt hatte. Schon in dem genannten Jahre konnte er sich mit mehreren Werken seiner Hand an der Ausstellung der Akademie beteiligen. Es waren dies: 2 Blätter (Vier Caryatiden, gezeichnet von Schinkel und eine ... des Mars, nach der Antike), zu obigem Werke, ferner die Musen nach Wach, die heilige Catharina (?) nach Raphael, zwei Bildnisse und eine Zeichnung zum Stich: 'Madonna mit dem Kinde' nach Marco d'Oggiono. Auch in der Folge brachte er seine Werke, oder doch meistens sehr viele derselben auf die Berliner Ausstellungen, und befanden sich unter den ausgestellten Kunstwerken seiner Hand Stiche, die ihn den ersten Kupferstechern seiner Zeit nahe brachten. Zu diesen gehören: Madonna mit dem Kinde nach Raphaels Gemälde im Königlichen Museum zu Berlin, früher im Hause Colonna, - gestochen für den Verein der Kunstfreunde (...) - 1830 - die Tochter Titians nach dessen Gemälde im Museum zu Berlin - 1835 - (ausgestellt 1836); Maria mit dem Jesuskinde nach dem Originalgemälde von E. Deeger -, in Kupfer gestochen für den Rhein. Westfälischen Kunstverein - 1838 -; Thomas von Savoyen (?), Prinz von Carignan, nach A. van Dyck im Königlichen Museum zu Berlin - 1840 - (ausgestellt 1842); die heilige Barbara, nach dem ebenda befindlichen Bilde von G. A. Boltrassio (?) - 1842 - San Antonius mit dem Christuskinde nach Murillo, La Gerusalemma liberata nach Overbeck (1844) u. a. Neben den vorstehend hervorgehobenen Stichen nach alten Meistern, fertigte er auch verschiedene nach eigenen Compositionen und nach Zeichnungen von Zeitgenossen, sowie Portraits. Unter den letzteren dürften die 1844 ausgestellten beiden Bildnisse zu den Werken Friedrich II. zu den bedeutendsten zälen. Mit besonderer Sorgfalt ist auch von ihm die Platte für die für die Patente der Mitglieder des Vereins der Kunstfreude, nach einer Zeichnung des Professors Wach gefertigt. - Auch hat er verschiedene Platten in Stahl gestochen, die mit gleicher Meisterschaft ausgeführt sind, wie z. B. die 'Parzen' nach einem Gemälde von Daege (1839). In der Mitte der 40 Jahre machte sich eine bedeutende Augenschwäche bemerkbar, welche ihn 1847 zwang, seine künstlerische Tätigkeit ganz aufzugeben. - Seine letzte Arbeit war der Stich des Bildnisses des General=Musik=Direktors Felix Mendelsohn-Bartholdy nach Professor Hensel, welcher im Jahre 1848 angestellt war. - Seit dieser Zeit trat er mit der Akademie der Künste zu Berlin, welche ihn bereits am 26. August 1837 zu ihrem ordentlichen Mitgliede erwählt hatte, in noch nähere Verbindung. Sie übertrug ihm in diesem Jahre die Verwaltung ihrer sehr umfangreichen Bibliotek, und hat er diese auch mit der größten Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und unermüdlichem Eifer bis 1876 verwaltet, in welchem Jahre er wegen zunehmender Kränklichkeit in den wohlverdienten Ruhestand versetzt wurde. Caspar starb am 22. Februar 1880 zu Berlin. Er war der erste, durch den die Kupferstecherkunst in Berlin wieder zur Geltung gelangte und seitdem mit immer gediegeneren Leistungen hervortrat.
(Auszug aus der Matrikel der Akademie der Künste)