24.6.2021, 13 Uhr
JUNGE AKADEMIE und E.ON Stiftung vergeben Mensch-Maschine-Stipendium an die indonesische Medienkünstlerin Natasha Tontey
Die Stipendiatin 2021 für das Mensch-Maschine-Programm steht fest: Aus über 250 internationalen Bewerbungen entschied sich die Jury für die indonesische Medienkünstlerin Natasha Tontey. Für das Programm führt sie ihre Recherche im Rahmen von „Makatana“, einem Projekt über altertümliche Technologien, Praktiken des Heilens und Maschinenphilosophie der Minahasa-Kosmologie in Nord Sulawesi, Indonesien, fort. Während eines Arbeitsaufenthaltes in Berlin im Herbst/Winter 2021 wird sie eine neue Arbeit entwickeln, die die Frage erörtert, was Technologie und Mechanisierung für die Minahasa-Gesellschaft damals, heute und in der Zukunft bedeutet.
„‚Makatana‘ ist eines jener seltenen Projekte, die das Verhältnis von Mensch und Maschine in doppelter Hinsicht großzügig denken lässt. In der Kosmologie der Minahasa lässt Natasha Tontey präkoloniale außereuropäische und tiefenzeitliche Dimensionen von Technologie aufeinandertreffen und macht sie in ihrer archaischen Kraft für künftige Gegenwarten fruchtbar.“ – so Siegfried Zielinski in der Jurybegründung.
Das Mensch-Maschine-Programm ist eine Kooperation der JUNGEN AKADEMIE und dem Artist-in-Residence-Programm VISIT der E.ON Stiftung. Gefördert werden internationale Künstler*innen aller Kunstsparten, die neue Denkmuster, Erzählungen und Weltzugänge im Kontext des Themas ermöglichen und dringliche Aspekte der heutigen Situation der Gesellschaft und des Planeten erforschen und ästhetisch überzeugend umsetzen. Das Stipendium ist mit 20.000 Euro dotiert und beinhaltet einen Gastaufenthalt in den Ateliers der Akademie der Künste am Hanseatenweg.
Die diesjährige Jury bildeten Inke Arns (Direktorin des Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Anna Fricke (Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Museum Folkwang, Essen), Johannes Odenthal (Programmbeauftragter der Akademie der Künste, Berlin), Harald Welzer (Soziologe, Direktor der Stiftung „Zukunftsfähigkeit. FuturZwei“, Berlin) und Siegfried Zielinski (Medientheoretiker, Mitglied der Akademie der Künste).
Natasha Tontey ist eine Künstlerin und Grafikdesignerin aus Yogyakarta/Indonesien. In ihren Arbeiten untersucht sie die fiktionalen Anteile von Geschichte und Mythen. Sie beobachtet Möglichkeiten von einer anderen Zukunft, die nicht aus der Perspektive großer und etablierter Institutionen entworfen wird, sondern auf subtilen und persönlichen Kämpfen ausgeschlossener Entitäten und Wesen/Seinsweisen beruht. Ihre Arbeit wurde 2021 bei der transmediale und auf dem Festival Kyoto Experiment gezeigt. 2020 erhielt sie den HASH Award für netzbasierte Kunst vom ZKM – Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe und der Akademie Schloss Solitude.
Zudem wählte die Jury drei weitere Künstler*innen für das VISIT-Programm aus, die sich mit dem Thema Energie auseinandersetzen: Lola Göller beschäftigt sich mit dem Phänomen der Pyramidenenergie, Sven Johne widmet sich in seiner Recherche den Konflikten um die Gaspipeline Nord Stream 2 und das Duo Nina und Adnan Softic hinterfragt im Kontext der durch die Polarstern-Expedition erhobenen Klima-Daten das Verhältnis von faktischem und emotionalem Wissen. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Stipendien in verschiedenen Begleitprogrammen und einer Abschlussausstellung präsentiert.