12.6.2021, 13 Uhr
„Die sechste Abteilung Film- und Medienkunst hat mit ihrer Arbeit begonnen!“
Die Gründung der Abteilung Film- und Medienkunst
© Akademie der Künste
Am 12. Juni 1982 ist es endlich soweit: Die Mitglieder der Akademie der Künste beschließen auf ihrer Frühjahrstagung die Gründung einer 6. Abteilung, der für Film- und Medienkunst. Ein erster Vorschlag dazu kam bereits 1971 von dem Lyriker und Hörspielautor Jürgen Becker. Damit sollte der gewachsenen Bedeutung von Film, Rundfunk und Fernsehen Rechnung getragen werden. Sein Plan fand jedoch noch keinen Widerhall bei den Mitgliedern. Die Mehrzahl von ihnen meinte, dass man Vertreter dieser Künste doch auch als Mitglieder in schon bestehende Abteilungen wählen könne.
Erst 1981, als der neue Berliner Kultursenator Wilhelm Kewenig starkes Interesse an einer neuen Abteilung entwickelt und die Bereitschaft signalisiert, die für eine Erweiterung der Akademie nötigen gesetzlichen und finanziellen Grundlagen zu schaffen, wird über den Vorschlag erneut diskutiert. Es wird eine Arbeitsgruppe gebildet, um über die Gründung einer 6. Abteilung zu beraten.
In mehreren Treffen Ende 1981/Anfang 1982 wird, teilweise unter Hinzuziehung externer Fachleute wie Erika Gregor, Peter W. Jansen und Günter Rohrbach, über die inhaltliche Ausrichtung und mögliche Kandidaten debattiert. Strittig ist vor allem die Frage, ob die neue Abteilung nur Film umfassen sollte oder auch Fernsehen und Hörfunk – oder vielleicht sogar Videokunst. Als Ergebnis wird die Einrichtung ohne Einbeziehung der Videokunst empfohlen und eine Liste möglicher Gründungsmitglieder aufgestellt.
In der Mitgliederversammlung am 12. Juni 1982 folgt eine große Mehrheit des Plenums der Empfehlung. Als Gründungsmitglieder werden Eberhard Fechner, Markus Imhoof, Peter Lilienthal, Jean-Pierre Ponnelle, Wolfgang Ramsbott, Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta und Andrzej Wajda nominiert. Dies zunächst unter Vorbehalt, da die Änderung erst noch in das Akademiegesetz aufgenommen werden muss.
Nachdem das Berliner Abgeordnetenhaus am 11. Oktober 1984 die Gesetzesänderung beschlossen hat, werden die Gründungsmitglieder in der Plenarsitzung am 26. Oktober 1984 nun auch offiziell berufen und treten am folgenden Tag zu einer ersten Abteilungssitzung zusammen. Sie bestimmen Peter Lilienthal als Direktor und Eberhard Fechner als dessen Stellvertreter. Außerdem wählen sie weitere 17 Künstlerinnen und Künstler als Mitglieder hinzu und geben sich ein ambitioniertes Arbeitsprogramm. Mit ihren Projekten zeigt die neue Abteilung von Anfang an, welche Bereicherung sie für die Akademie der Künste darstellt. So debattiert man zum Beispiel ab 1985 in mehreren Medien-Hearings kulturpolitische Aufgaben des Fernsehens und ist Mitgründerin der Berliner Kinder Kino Initiative. 1986 wird die Woche des Hörspiels ins Leben gerufen, bei der jeweils die aktuellen Produktionen der Rundfunksender vorgestellt werden.
Am 15. März 1985 kann daher Günter Grass an die Mitglieder der Akademie der Künste schreiben: „Die sechste Abteilung Film- und Medienkunst hat mit ihrer Arbeit begonnen!“
Torsten Musial