23.5.2007

„Berliner Künstlerleben. Fotografien und Dokumente des Vereins Berliner Künstler seit 1841“ im Archiv-Kabinett der Akademie der Künste

Ausstellungen am Pariser Platz 4 und am Schöneberger Ufer 57 vom 3.6. bis 5.8.2007

Sonntag, 3. Juni, 11.30 Uhr, Eröffnung „Berliner Künstlerleben“, Plenarsaal, Akademie der Künste
Sonntag, 3. Juni, 17.00 Uhr, Eröffnung „Preußische Boheme. Sammlung und Ausstellungsgeschichte“, Verein Berliner Künstler, Schöneberger Ufer
Presserundgänge: Freitag, 1. Juni, 9.30 Uhr Pariser Platz, 11.30 Uhr Schöneberger Ufer

Der Verein Berliner Künstler, im Mai 1841 als eine Gemeinschaft von Malern, Graphikern und Bildhauern gegründet, besteht noch heute. Um 1900 hatte er mehr als  500 ordentliche Mitglieder sowie Förderer aus allen Bereichen der Gesellschaft. Heute gehören noch 109 Künstler der Vereinigung an. Frauen erhielten erst 1990 das Recht einzutreten.

Anfangs kamen die Künstler einmal wöchentlich zusammen, um sich gegenseitig ihre Werke vorzulegen und Vorträge zu künstlerischen Themen zu halten. Man begann, eigene Ausstellungen zu organisieren. Die Feste des Vereins wurden zu gesellschaftlichen Höhepunkten Berlins. Große Bedeutung hatte der Verein in sozialer Hinsicht. Die eingerichteten Kassen für hilfsbedürftige Künstler und ihre Hinterbliebenen stellten in Notzeiten oft die einzige Einnahmequelle dar. Nach der Revolution von 1848 versuchte der Verein zunehmend, auf die Kunstbedingungen einzuwirken. Er wandte sich mit Vorschlägen zur Verbesserung der Ausstellungsverhältnisse an die Königliche Akademie der Künste und das Kultusministerium und erreichte die Festsetzung eines Etats für bildende Kunst. Seit 1893 waren Akademie und Verein gleichberechtigt an der Ausrichtung der Großen Berliner Kunstausstellung beteiligt. Der Verein hatte seinen Höhepunkt erreicht. Doch mit dem Aufkommen neuer Künstlervereine in den neunziger Jahren, die nach alternativen Ausstellungsformen suchten, und mit Gründung der Berliner Secession im Jahr 1898 änderte sich die Situation grundlegend. Der Verein entwickelte sich mehr und mehr zu einer traditionsorientierten Gemeinschaft.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die historische Fotosammlung des Vereins Berliner Künstler, die nun erstmals präsentiert wird. Sie zählt zu den herausragenden bildichen Quellen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da sie neben Porträtaufnahmen der Vereinsmitglieder sowie Ansichten der Vereinshäuser Fotografien aller bedeutenden Berliner Künstlerfeste zwischen 1875 und 1900 enthält. Bislang waren diese Feste nur in zeitgenössischen Quellen schriftlich überliefert. So vereinigten sich zum Pergamonfest auf dem Landesausstellungsgelände am Lehrter Bahnhof im Juni 1886 etwa 1300 kostümierte Mitwirkende zu malerischen Bildern – festgehalten in den Fotografien von Ottomar Anschütz und F. Albert Schwartz. Im Kronprinzlichen Palais wurde 1875 „Der Hof der Mediceer“ nachgestaltet. Zur Silberhochzeit des Kronprinzenpaares 1883 beteiligte sich der Verein mit einem Festzug in Künstlerkostümen des 16. und 17. Jahrhunderts. Den Grundstock zur Ausrichtung dieser Spektakel bildete die vereinseigene Kostümkammer.

Daneben veranschaulichen Künstlerbriefe und Dokumente das Wirken des Vereins zwischen Progressivität, Anpassung und Konservatismus. Ausgangspunkt ist der Berlinische Künstlerverein von 1814 unter dem Vorsitz Johann Gottfried Schadows, der als Traditionsgruppe bis ins 20. Jahrhundert hinein im Verein Berliner Künstler weiter bestand. Andere Themen befassen sich mit der Organisationsstruktur, der Entwicklung des Ausstellungswesens und den internationalen Beziehungen. Obwohl von einzelnen Künstlern privat begründet, war der Verein spätestens mit der Verleihung der Korporationsrechte 1867 in das institutionelle, finanzielle und politische System eingebunden, abhängig von den Entscheidungen des Kultusministeriums und den durch die Monarchie bestimmten Erfordernissen an die Kunst. Die Zeit der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch vielfältige Beziehungen zu anderen Künstlervereinen. Mit der Errichtung des nationalsozialistischen Staates veränderten sich die Entscheidungsbefugnisse des Vereins. Schritt für Schritt wurde er in das diktatorische System eingegliedert – jedoch nicht aufgelöst wie viele andere Künstlervereine. Trotz der völligen Zerstörung der beiden Häuser des Vereins 1943/44 (Tiergartenstraße 2a und Lützowplatz 9) fanden noch bis zum Kriegsende Versammlungen statt. Schon im Juni 1945 bemühte sich eine Gruppe von Künstlern um die Neuformierung des Vereins. Er wurde jedoch erst im September 1949 lizenziert und konnte dann unter demokratischen Bedingungen wieder aufgebaut werden.

Zur Ausstellung erscheint in der Reihe „Archiv-Blätter“ eine Publikation mit zahlreichen s/w Abbildungen.

Der Verein Berliner Künstler gibt zur Ausstellung „Preußische Boheme. Sammlung und Ausstellungsgeschichte des Vereins Berliner Künstler“  eine gleichnamige Publikation heraus.

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