1.12.2011, 11 Uhr
Akademie der Künste trauert um Christa Wolf
Mit Christa Wolf ist eine der wirkungsmächtigsten deutschen Schriftstellerinnen gestorben. Kaum eine andere Autorin der letzten Jahrzehnte konnte für sich in Anspruch nehmen, als moralische Instanz der DDR-Leserschaft und zugleich als Identifikationsfigur einer großen Zahl westdeutscher Leserinnen und Leser zu gelten.“ Mit diesen Worten würdigt Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, die Persönlichkeit und das Lebenswerk von Christa Wolf.
Ihren literarischen Durchbruch erreichte sie mit der die deutsch-deutsche Wirklichkeit thematisierenden Erzählung "Der geteilte Himmel" (1963). Im Jahr 1968 brachte Christa Wolf mit dem Text "Nachdenken über Christa T." einen neuen ästhetischen, reflektierend-essayistischen Ton in die DDR-Literatur ein. Neu war auch das Bekenntnis zur Individualität – durchaus verstanden als Gegenentwurf zum verordneten Zweckoptimismus in der sozialistischen Gesellschaft. Ihre weiteren Werke setzten Wegmarken bei der Aufarbeitung des „gewöhnlichen“ Faschismus („Kindheitsmuster“, 1976), in der Rezeption antiker Mythen („Kassandra“ 1983, später „Medea“ 1996) ebenso wie mit der Wiederentdeckung der Romantik („Kein Ort. Nirgends“ 1979). Das haben ihr dankbare Leserinnen und Leser mit großer Zuneigung honoriert - tausende Briefe im Vorlass, den sie im Jahre 2000 dem Literaturarchiv der Akademie übergab, bezeugen diese außerordentliche Resonanz.
Christa Wolf war seit 1974 Mitglied der Akademie der Künste der DDR und seit 1982 Mitglied der Westberliner Akademie. Große literarische Auszeichnungen, vor allem aber zahlreiche Veröffentlichungen ihrer Werke in aller Welt machen sie über ihren Tod hinaus zu einer herausragenden Persönlichkeit der deutschen Literatur.