30.8.2016, 18 Uhr
Wie Walter Levin im Exil die Avantgarde kennenlernte
Kinder im Exil
11.4. und 18. – 21.4.2016
Musikwerkstatt mit Helmut Zapf, dem Sonar Quartett und Schülern der 9. und 10. Klasse des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums in Berlin-Prenzlauer Berg
Die Nacht vom 9. zum 10. November 1938 erlebt der junge musikbegeisterte Walter Levin im Haus seiner Eltern in Berlin-Dahlem. Sein Vater, ein jüdischer Textilfabrikant, wird an dem Abend von einem befreundeten Arzt angerufen und aufgefordert, sofort zur Behandlung in die Charité zu kommen. Der Vater versteht die Aufforderung nicht, aber seine Frau rät ihm, das Krankenhaus aufzusuchen. Was war geschehen? Der Arzt hatte von dem Terror gegen Berliner Juden erfahren und vermutete, dass die Charité nicht betroffen sein würde. Diese Freundschaftstat rettete dem Vater das Leben, kurze Zeit später konnte die Familie mit ihren drei Kindern nach Tel Aviv fliehen. Im Exil in Palästina taten sich dem 15-jährigen Walter neue musikalische Welten auf. Durch die Emigranten Hermann Scherchen und Peter Gradenwitz lernte er die Musik von Arnold Schönberg und Alban Berg kennen. Auf den Dächern von Tel Aviv erlebte er Plattenkonzerte. Seine lebenslange Beschäftigung mit der Musik des 20. Jahrhunderts begann während dieser für ihn entscheidenden Jahre in Tel Aviv. Später gründete Levin in New York das LaSalle Quartett und wurde ein weltweit gefeierter Violinist.
Im Musik-Archiv der Akademie stellte Werner Grünzweig den Schülern die Tondokumente der von ihm und Wolfgang Hagen geführten Gespräche mit Walter Levin vor. Mit dem Komponisten Helmut Zapf und dem Sonar Quartett komponierten die Mädchen und Jungen ein Stück mit dem Titel „Exil“ und führten es am 16. Juni 2016 in der Akademie auf. Vielen Spannungen und Kontrapunkten einzelner Geigen, Flöten, Gitarren, Klarinetten und des Schlagzeugs folgten gemeinsame und immer noch spannungsreiche Töne.
Ein Projekt im Rahmen des Programms KINDER IM EXIL.