Sandra Schäfer
Stipendiatin der Sektion Bildende Kunst 2006
Vorgeschlagen von Dorothee von Windheim
Jury: Hubertus von Amelunxen, Bogomir Ecker und Robert Kudielka
1970 geboren in Altenkirchen bei Bonn
Ausbildung
1991-1998 Universität Kassel, Freie Kunst, Politologie und Soziologie bei Dorothee von Windheim und Urs Lüthi
1995/96 Slade School of Fine Arts, University College, London, Studium bei Stuart Brisley und Tim Head
1999-2004 Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Postgraduiertenstudium Medienkunst / Film bei Andrei Ujica und Boris Groys
2000 European media artist in residence, Artec, London
Arbeitsstipendien / Projektförderungen
1995 Stipendiatin des Otto-Braun-Fonds
2000 European media artist in residence, Artec, London
2001 Postproduktionsförderung des Videos „A country’s new dawn“, ZKM, Karlsruhe
2003 Förderung der Recherchearbeit für das Filmprojekt „Makhmalbaf’s Black Box“ durch die Kulturstiftung des Bundes / Projektträger Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), Karlsruhe
Stipendiatin im Schloß Bleckede
2004 Stipendium der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur (Frauenfilmförderung), Berlin
2005 Förderung des Filmprojekts „The Making of a Demonstration“ durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur (Projektförderung), Berlin
Video- und Filmografie seit 2001 (Auswahl)
2002-06 „The Making of a Demonstration“ (90 min, Mini-DV, Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt gemeinsam mit Elfe Brandenburger)
„Le PingPong d’Amour“ (3. Staffel einer Doku-Soap, 4 x 20 min, Mini-DV)
2004 „The Making of a Demonstration“ (Kurzfilm, 10 min, Mini-DV, Regie, Kamera, Schnitt Elfe Brandenburger)
Veröffentlichungen (Auswahl)
2006 Daniel Rosenthal (Hg.): International Film Guide 2006, London
Sandra Schäfer, Madeleine Bernstorff, Jochen Becker (Hg.): Kabul / Teheran 1979 ff., b_books, Berlin
Ulrich Schötker (Hg.): Delayed, Madrid
Sandra Schäfer lebt in Berlin.
„The Making of a Demonstration“ von Sandra Schäfer und Elfe Brandenburger
Interessant ist der Zugang der Filmemacherinnen. Die Mischung von dokumentarischen und fiktiven Szenen spielt auf die lange Tradition in der Filmgeschichte des Nachbarlandes Iran an. Mit der Fiktionalisierung einiger Szenen nehmen Sandra Schäfer und Elfe Brandenburger auf bestimmte Tabuisierungen der jetzigen afghanischen Gesellschaft Rücksicht, gelangen aber auch im Inszenierungsprozeß wieder darüber hinaus, ohne sich in westliche Überlegenheitspositionen zu begeben. Entscheidend ist auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Protagonistinnen des Films, eine Arbeit, die großes Vertrauen und intensive Auseinandersetzungen über gesellschaftspolitische Fragestellungen und Alltagspraxen erfordert. Die afghanischen Protagonistinnen wirken zum Teil als deutliches Korrektiv des westlichen Blickes und führen so eine reflexive Ebene ein. So wie die prekäre Situation der Frauen von westlicher Seite für den Einmarsch in Afghanistan funktionalisiert wurde und andererseits die Mainstream-Berichterstattung die weiterhin problematische geschlechterpolitische Lage nach der Gründung der islamischen Republik Afghanistan eher ignoriert, läßt der entstehende Film erwarten, daß den vereinfachenden und homogenisierenden Medienbildern vielfältigere Positionen gegenübergestellt werden. Mit dem starken Bezug auf Filme der afghanischen Filmgeschichte, die in dem Drehbuch wie Spiegelungen auftauchen, wird es möglich, Wechselwirkungen und Widersprüche zwischen Bildern und realen Lebensbedingungen sichtbar zu machen und vereinfachende westliche Medienbilder von stummen und unterdrückten Frauen zu korrigieren. Gleichzeitig zeichnet sich damit eine weitere Ebene ab: der Entstehungsprozeß von Repräsentation.
Madeleine Bernstorff, Filmkuratorin und Autorin
Werkbeispiele