Startseite Veranstaltungen Ausstellung / Publikation Künstlerinnen / Künstler Presse Junge Akademie 2005 Offene Werkstatt Rückblick 2002 - 2004 Kontakt / Impressum
1955 als Angehöriger des Roma-Volkes geboren
1975-1979 Studium der Maschinentechnik
1977 erste Veröffentlichung von Gedichten im Literaturmagazin „Gradac“
1979-1999 Journalist für verschiedene Roma-Medien, Veröffentlichungen in serbo-kroatischer Sprache, 1981 erster Gedichtband „Gost noitkuda“ (Gast nirgendwoher) mehrere Literaturpreise in Jugoslawien, sowie beim Internationalen Wettbewerb Lanciano/Italien
1999 Asylantrag in Deutschland als verfolgter Schriftsteller
seit 1999 Stipendien, u.a von der Heinrich-Böll-Stiftung, des deutschen PEN und des Cultural City Network, Graz
2000 Uraufführung von „Kosovo, mon amour“ bei den Ruhrfestspielen
2004 erschien der Gedichtband „Zimmer mit Rad“ in deutscher Sprache
Lebt und arbeitet in Köln
Schreibt Gedichte, Prosa, Songtexte und Theaterstücke
Jovan Nikolic
GEORGSTAG
Der Vater hat ein Lamm gekauft
zum Fest des Familienpatrons,
sein Hemd hat er mit Schweiß genässt,
das Haupt mit Regen.
Gott hat er gebeten, die Wunde
in seiner Lunge zu schließen,
als er dem Sohn das Slava-Brot gab
und die Seele dem Flieder.
Erst vier Wochen ist es nun her,
dass er ihn feierte.
Und der heilige Georg
– ist er erschienen?
Aus: Jovan Nikolic „Zimmer mit Rad“, Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec 2004
Über „Zimmer mit Rad“
Die Welt als Wunder und als tödliche Falle – ein Buch als Chronik einer unaufhaltsamen Entzauberung der Welt. Nikolics Universum ist eines, „in dem nichts Bestand hat: Träume greifen in die Wirklichkeit ein. Rationale Vernunft und archaische Magie geraten einander in die Haare, Tote kommunizieren mit Lebenden, belanglose Gegenstände mutieren zu unberechenbaren Lebenwesen, und hinter der Schwermut blitzt hämischer (Aber-)Witz.“
Nikolic, von Geburt an selbst Schnittpunkt unterschiedlicher Sprachen und Kulturen, verweist im Titel des Buches auf das „In-Bewegung-Bleiben als Überlebensstrategie, die sich durch jahrhundertelange Erfahrung bestätigt findet, Metapher zugleich für den Wunsch, irgendwann einmal irgendwo anzukommen, zurückzukehren, zu Hause zu sein“.
Dragoslav Dedović
Niemand hat die gültige Formel für eine Arznei gegen die Enge der Existenz bisher gefunden; dafür stehen große und dicke Bücher, Enzyklopädien, Lexika, Atlanten und Almanache bereit, in denen jeder Interessierte eine Anleitung zum Gebrauch des eigenen Ich finden kann. Was aber tut die Literatur anderes, als jene Fragen aufzuwerfen, die für den Menschen von grundlegender Bedeutung sind.
Es genügt, den Vor- und Zunamen eines bestimmten Phänomens zu kennen, seine Form, Struktur und Dimension, und nichts ist unmöglich. Hierin besteht die Kunst, das rechte Verhältnis zur existierenden Welt herzustellen. Nicht daß ich die naive Ambition hegte, das eigene, qualvoll erworbene Geheimnis des Lebens preiszugeben, mich bewegt allein die Absicht, auf Vorzug und Nutzen des Lebens hinzuweisen.
Jovan Nikolić