Die Rolle des Menschen Time to Listen
Ein unverstelltes, unmittelbares Verhältnis zwischen Mensch und Natur ist im Anthropozän abhandengekommen. Technologien und Maschinen – auch Mikrofone – erzeugen Distanz, entfremden und werfen Grundfragen zur Zukunft auf.
Mit der audio-visuellen Komposition language land sea lädt die irische Komponistin Karen Power das Publikum ein, die Rolle des Menschen auf diesem Planeten zu überdenken. Sie platziert die ausdrucksstarke, experimentierfreudige Performerin und Sängerin Loré Lixenberg in einer Macro-Umwelt aus realen und imaginierten Orten, die auf Field Recordings basiert. Die Klanglandschaften hat Power an extremen Orten der Erde wie der Antarktis oder der Namib Wüste an der Südwestküste Afrikas aufgenommen, die sich durch die Klimakrise rapide verändern. Sie stellt fest: Es gibt keinen von den Menschen unberührten Ort mehr, auch wenn der Einfluss auf ein Ökosystem oft erst verzögert zutage tritt. Stellvertretend für das Publikum hört und überdenkt Loré Lixenberg, die sich frei im Raum bewegt und in den Videos gespiegelt wird, ihr Verhältnis zur Umwelt.
Der zweite Teil des Konzerts ist der Massentierzucht auf dem Land gewidmet und legt über deren mechanischen Klang offen, wie tief die Kluft zwischen dem geschlachteten Tier und dem Menschen ist, der es verzehrt. Jacob Kirkegaard, Komponist, Klangkünstler und einer der ersten, der kompromisslos lokale und globale Kernprozesse der Umweltkrise in den akustischen Fokus rückte, hat in Schweine-, Rinder- und Hühnerfarmen in Dänemark, darunter die großen Schweineschlachthöfe der Danish Crown, Klang und Vibrationsaufnahmen erstellt. Daraus ist die einstündige pulsierende und immersive 8-Kanal-Komposition Landet (das Land) entstanden, die in das hypnotisierende Klanguniversum der Viehwirtschaft führt.
Karen Power und Loré Lixenberg: language land sea (2023, Deutsche Erstaufführung, 35-40 Min.) für Stimme, 4-Kanal-Elektronik und Video
Karen Power: Komposition, Elektronik, Video
Loré Lixenberg: Stimme
Kompositionsauftrag von Loré Lixenberg gefördert durch The Arts Council of Ireland
Jacob Kirkegaard: LANDET (2022, Deutsche Erstaufführung, 60 Min.) Komposition für 8-Kanal-Elektronik
Im Rahmen des Festivals Time to Listen. Die ökologische Krise in Klang und Musik